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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 4.1888-1889

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Barth, Hans: Römerbriefe, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.9419#0358

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Römerbriefe. Von Vr. Hans Barth

279

Lhel an der Leiche Lriemhilds. von Hermann

Aus Wagner, Deutsche Heldensagen, Verlag von Otto Spanier

gegen führt uns nach Tirol und zwar auf einen die
Gegend beherrschenden, vom Blätterdach gewaltiger Bäume
überschatteten Friedhof. Vor uns auf einem Bergkegel,
der aus dem Thale aufsteigt, erhebt sich das Dorskirch-
lein, dahinter im Hauche sonniger Poesie die blauen
duftigen Berge. Ob wir auch die hübschen Gouachc-
büderchen Otto Brandts zur Kategorie der Landschaft
zählen dürfen? Landschaft und Genre ist hier von dem
Berliner Maler in seiner bekannten überpünktlichen und
doch nicht grob realistischen Weise verschmolzen, die uns
heRzutage berührt, wie ein Gruß aus vergangenen
Zeiten. Spielende Kinder, auf Eseln reitende Bauern,
Amoretten rc., endlich die auch in der Berliner Na-
tionalgalerie befindliche, ins Bad steigende Oreade —
das sind die sinnig-keuschen Stoffe, die sich der von der
bösen modernen Kultur und ihrer Koruption noch un-
beleckte Maler erwählt hat. Zwischen Landschaft und
Genre schwanken auch Mario de Marias Aquarellen; ein
Schirvkobild (Lestri), San Marco an einem Regenabend
(mit Gruppe plaudernder Mädchen), Erinnerungen an
Paris — zu denen Vontecorvo ein nicht minder gutes
Pendant „Albumblätter" geliefert hat — endlich, damit
der wahre Mario di Maria und sein gespenstiges Beiner-
gerassel nicht fehle, noch ein „Totenbad". In einem
von grünlichem Vollmond bestrahlten, von grünen Sumpf-
blumcn umrankten und grünen phantastischen Blättern
überdachten, von grünschimmerndem Gemäuer begrenzten
grüngrellen Tümpel treiben sich einige Skelette herum,
plätschern im Wasser, grinsen uns an und bespritzen und
„necken" sich gegenseitig. Andre stehen am Ufer,
trocknen sich und winken den Badenden zu. Eine —
originelle Idee!

Im Genre ist noch weniger gutes
— oder erträgliches — zu registrieren,
als in der Landschaft. Wirklich gut sind
nur Lancerottos technisch famose, und
naturwahr empfundene vier oder fünf
Bildchen; Szenen aus der italienischen
Häuslichkeit; „Die Ratschläge der Groß-
mutter" — eine Alte mit dem Gesichts-
ausdruck der — sagen wir — „Ruffiana"
gibt ihrer schamhaft zu Boden blickenden,
ihr Gesichtchen mit dem Fächer bedeckenden
Enkeltochter Ratschläge, die allem Anschein
nach verfänglicher Art sein müssen. Dann
andere nicht minder realistisch gewählte und
mit packender Plastik auf die Leinwand ge-
bannte Szenen; junge Mütter mit spielen-
den Kindern, Liebesszcnen rc. Daß Lancer-
otto sich in der Farbe mitunter etwas
vergreift und seinen nackten Kindern ein
grünes Rückgrat malt; daß er endlich da
und dort noch sorgfältiger sein dürfte,
hindert nicht, daß er ein wirklicher Künstler
ist. Ihm nahe steht Vannutelli, dcr
seine inzwischen von König Umberto ge-
kaufte „Novize" ausstellt und ihr ein
Pendant in kleinerem Format beigibt,
„Die Reue der Novize" (Im pentitu);
die Braut des Herrn sitzt von Thränen
zerflossen in ihrem Beichtstuhl, während
eine alte Nonne ans sie einredet. Ein
Bild aus dem Leben, wie es in Italien
leider Gottes häufig genug vorkommt. Bon deutschen
Künstlern haben sich unsers Wissens nur zwei —
und zwar beide Angehörige des schönen Geschlechts —
im Genre versucht. Maria Webers gelbhaarige
Griechin mit dem reizenden Stumpfnäschen und den
vortrefflich modellierten Armen ist in der Komposition
ebenso gelungen, wie in der Farbengebung verunglückt. Nicht
so kann man von den Bildern von Carlotta Popert
sagen, deren Verdienst, wie uns scheint, hauptsächlich in jenem
Farbensinn besteht, den ein
längerer Aufenthalt unter
dem sonnigen Himmel
Italiens selbst der nor-
dischsten aller nordischen
Künstlerinnen zu verleihen
im stände ist. Werfen wir
noch einen Blick aufs Por-
trät. Hier lenkt ein Len-
bach — parckon, der von
Rosa Mantovani ge-
malte Kopf eines Kindes
in Meister Lenbachs Art,
die Blicke auf sich. Ist
das Gesichtchen auch etwas
leichenhaft fahh so liegt doch
über ihm jener Schmelz
der Farbe ausgegossen, den
kein anderes Porträt der
Ausstellung — selbst die-
jenigen des tüchtigen de

Sanctis nicht er- Aus Hermann Vogels
reicht. Neben jenem Skizzenbuch
 
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