Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 4.1888-1889

DOI Artikel:
Personal- und Ateliernachrichten - Denkmäler etc. - Preisausschreiben - Ausstellungen, Sammlungen etc. - Vermischte Nachrichten - Kunstliteratur und vervielfältigende Kunst - Vom Kunstmarkt
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.9419#0386

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
302

Denkmäler — Preisausschreiben — Ausstellungen, Sammlungen rc.

Denkmäler rkr.

V. V. Wien. Grillparzer-Denkmal. Am 23. Mai
ist im Wiener Bolksgarten, mit dem Ausblick auf eine Seiten-
front des Burgtheaters, das Grillparzer-Denkmal, gewiß eines
der reizvollsten monumentalen Bildnerwerke unsrer Zeit,
enthüllt worden. Die nach einem Grundgedanken Wehrs von
Hasen au er entworfene Anlage ist eine hemicyklische: ein mäßig
hoher Halbrundbau, welcher in der von korinthischen Säulen-
paaren flankirten, gegiebelten Mittelnifche die sitzende Gestalt des
Dichters, von Knndmann, zeigt, während RudolsWeyr
in die durch dorische Flachpfeiler gegliederten Wände der beiden
Exedren sechs bildliche Darstellungen in hocherhabener Arbeit in
Ghiberti's malerischem Reliefstyle eingefügt hat. Bei der Architektur
ist lichtgrauer Sterzinger, bei dem Figuralein weißer Laaser Marmor
zur Verwendung gekommen. Die Marmorgestalt Grillparzers mit
dem sinnend vorgencigten Kopfe, der natürlichen Haltung und
dem durchgeistigten Ausdruck der nach Daffingers bekanntem
Bildnisse wiedergegebenen Züge gehört zu den besten Schöpfungen
Kundmanns, dessen Schubert-Gestalt sie vollauf ebenbürtig ist.
Wehrs Hochreliefs boten künstlerisch wie technisch äußerst schwierige
Aufgaben, zu deren glücklicher Lösung man den phantasievollen
Meister nur beglückwünschen kann. Man erwäge, daß jede der
sechs Reliefplatten (über sechs Fuß fast im Geviert messend) der
Viertelbogen-Krümmung der Exedren zu folgen hatte, und man
ahnt vielleicht die technische Schwierigkeit, welche zu überwinden
war. Die Darstellungen ans des Dichters Hauptdramen zerfallen
in zwei Gruppen, eine klassische und eine romantische. Die erste
umfaßt Scenen aus „Sappho" (Schlußscene), „Medea" (Schluß
des dritten Actes), „Des Meeres und der Liebe Wellen" (Auf-
findung der Leiche Leanders durch Hero); die romantische Seite
zeigt die Schlußscene aus der „Ahnfrau" — niemals vielleicht
ist es dem Marmorbildner so überraschend gelungen, ein Gespenst
Stein werden zu lassen — den Huldigungsakt Ottokars im Zelte
aus „Ottokars Glück und Ende" und den Traum Rustans. aus
„Traum ein Leben". Von einem Hintergründe grüner Platanen
hebt sich das schimmernde Marmordenkmal in harmonischer,
lichter Schönheit ab, eine der idealsten Zierden von Neu-Wien.

O2. Hildesheim. Das Preisgericht hat in der Konkurrenz
für die Errichtung eines Denkmals für Bischof Bernward
Hierselbst — vergleiche Seite 109 dieses Jahrgangs — seine
Entscheidung getroffen, nachdem von der programmmäßigen
öffentlichen Ausstellung der eingegangenen Konkurrenzentwürse
in Berlin Abstand genommen und zur Konkurrenz nachträglich
noch ein Bewerber, der Bildhauer Martin Wolfs, Berlin,
zugelaffen worden war. Den ersten Preis im Betrage von 2000 Mk.
trug der u. a. durch verschiedene größere Monumentalstatuen
von echt künstlerischer Auffassung und trefflicher Ausführung
bestens bekannte Berliner Bildhauer Karl Ferdinand Hartzer,
ein alter Schüler der Dresdener Akademie, wo er besonders
Hähnels Unterricht genoß, davon. Der zweite Preis mit 1000 Mk.
ward dem Dombildhauer Peter Dominikus Fuchs in Köln
zu teil, während den dritten Preis im Betrage von 1000 Mk.
der oben genannte Bildhauer Martin Wolfs, Berlin, errang.
Wegen der Ausführung des Denkmals ist das Komitee bereits
mit Hartzer in Verbindung getreten; der plastische Teil wird
in Bronze, der architektonische Unterbau, an welchem einige un-
wesentliche Änderungen verabredet worden sind, in Granit her-
gestellt werden. Als Ort der Aufstellung ist der althistorische
Platz vor dem Dom, auf welchem die bekannte Leonardsäule
steht, die ihres hohen Kunstwertes wegen einen Platz im Dom-
museum finden wird, bestimmt worden. Die Gesamtkosten des
Denkmals werden die zur Verfügung stehenden 60000 Mk. nicht
überschreiten.

— Dresden. Das König Johann-Denkmal zu Dresden,
eine Schöpfung Meister Schillings, ist am 18. Juni ent-
hüllt worden. Unsre Leser werden im nächsten Hefte einen aus-
führlicheren Bericht über dieses neueste Dresdener Monument
erhalten.

— Rom. Das Giordano Bruno-Denkmal auf dem Campo
dei Fiore in Rom ist ein Werk des Bildhauers Ettore Ferrari.
Der Sockel, auf dem die Statue Brunos errichtet ist, trägt
Medaillons von Sarpi und Campanclla, Vanini und Paleario,
Servett, Wikliff und Huß.

Preisausschreiben

— München. Bei der Konkurrenz für einen Monu-
mentalbrunnen, als Denkmal für die Vollendung der Wasser-

leitung gedacht, auf dem Maximiliansplatze liefen 14 Entwürfe
ein, von denen das kurz vor Pfingsten zusammengetretene Preis-
gericht zunächst acht als nicht geeignet zurückwies. Aber auch von den
sechs übrigen Modellen wurde der Hauptpreis keinem zugesprochen;
vielmehr wurden diese sechs Entwürfe gleichmäßig prämiiert und
hiebei bemerkt, daß zur Ausführung keines derselben begutachtet
werden könne. Die Einsender der prämiierten Entwürfe I) Rud.
Maison, 2) Franz Drechsler, 3) W. Rümann und
Fr. Thiersch, 4) H. Heß und Fr. Löwel, 5) I. v. Kramer
und 6) I. Urigerer sollen nunmehr zu einer engeren Kon-
kurrenz eingeladen werden. An künstlerischer Bedeutung über-
ragt Rud. Maisons Entwurf, ein mit dem lernäischen Drachen
kämpfender jugendlicher Herakles, alle übrigen, doch fehlt ihm
die in den Konkurrenzbedingungen vorgeschriebene abschließende
Architektur.

— Basel. Der Regierungsrat des Kanton Basel-Stadt
erläßt für den Bau einer neuen protestantischen Kirche ein Preis-
ausschreiben. Die Baukosten der Kirche sollen 300,000 Mk betragen,
für drei bis vier Preise sind zusammen 4800 Mk. ausgeworfen.
Die Pläne müssen bis zum 20. August bei dem Baudepartement
des Cantons Basel-Stadt abgeliefert sein.

Ausstellungen, Sammlungen ekr.

— Madrid. Die Schätze der weltberühmten Madrider
Bildergalerie — dluseo cke kictui-as — haben jüngst eine be-
deutende Vermehrung erfahren. Zu der annähernd 3000 Num-
mern umfassenden Sammlung sind 225 neue Gemälde hinzuge-
kommen. Die Herzogin-Witwe von Pastrana hat dem königl.
Museum die wertvolle Galerie zum Geschenk gemacht, welche,
unter dem Namen Galeria del Duque de Pastrana bekannt,
ursprünglich den Herzögen von Jnfantado und Lssuna gehörte.
Die Sammlung setzt sich zusammen aus Werken der nieder-
ländischen, deutschen, neapolitanischen, spanischen, italienischen
und französischen Schule. Es sind in ihr vertreten: Rubens,
Van Dhck, Snyders, Teniers, Arthois, Mengs, Maella, Guz-
man, Escalante u. a. m. Speziell von Rubens sind vorhanden
die erste Skizze seines berühmten „Liebesgartens"; die beiden
Gemälde, welche diesen Namen führen, befinden sich bekanntlich
das größere, zuerst gefertigte im königl. Museum von Madrid,
das zweite, etwas kleinere in der Dresdener Galerie; ferner von
Rubens eine Reihe Darstellungen ans der Fabel des Meleager,
welche der Meister als Gobelinmuster entivarf.

— Düsseldorf. Der Galerieverein erwarb im abge-
laufenen Geschäftsjahre fünf Gemälde, von Alfred Rethel,
C. F. Lessing, Hugo Crola und Karl Jutz, und wandte
zu diesen Erwerbungen 16,500 Mk. auf. Die Beiträge der
Mitglieder beliefen sich auf 2914 Mk.; der Zuschuß ans der
Stadtkasse auf 6000 Mk. Durch Schenkungen von Bildern von
Max Bolkhart und I. W. Preyer erhielt die städtische
Galerie im laufenden Jahre weitere Bereicherungen.

* In Leipzig soll in diesem Herbste, gleichwie vor einigen
Jahren in Dresden, eine Ausstellung von Gemälden
älterer Meister aus sächsischem Privatbesitz ver-
anstaltet werden. Als äußerste Zeitgrenze ist das Ende des
vorigen Jahrhunderts angenommen worden. Die Ausstellung soll
einen Einblick in sonst unzugängliche Privatsammlungen eröffnen
oder einzelne in Privatbesitz befindliche Gemälde an die Öffentlich-
keit bringen.

— Nürnberg. Eine Reihe von Handzeichnungen des
1875 verstorbenen Nürnberger Malers Jo h. Adam Klein
sind im germanischen Museum zu Nürnberg ausgestellt. Die
Handzeichnungen, welche auf den Reisen des Künstlers in den
Alpen, am Rhein und Italien entstanden sind, behandeln mit
überaus charakteristischer Treue Szenen ans dem Volks- und
Soldatenleben der damaligen Zeit, besonders der Heerzüge aus
den Jahren 1813 und 1814.

tt. Metz. Die öffentliche Ausstellung des vom Bildhauer
Ferdinandvon Miller in München gefertigten Modellcs
für ein hier nächst dem Justizpalaste auf der Esplanade zu er-
richtendes Reiterstandbild Kaiser Wilhelms I. findet bis zum
9. Juni d. I. statt und soll, im Falle die öffentliche Meinung
sich zu Gunsten desselben ausspricht, dem genannten Künstler
zur Ausführung übertragen werden.

OX. Angermünde. Zu Ehren der Kaiser Wilhelm I.
und Friedrich III. und der unter diesen Herrschern gefallenen
Krieger wird Hierselbst ein künstlerisch ausgeführtes Denkmal
 
Annotationen