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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 4.1888-1889

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Personal- und Ateliernachrichten - Denkmäler etc. - Preisausschreiben - Ausstellungen, Sammlungen etc. - Vermischte Nachrichten - Kunstliteratur und vervielfältigende Kunst - Vom Kunstmarkt
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https://doi.org/10.11588/diglit.9419#0388

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zo» vermischte Nachrichten — Kunstlitteratur

— München. Der Künstlersängerverein feierte Ende
Mai sein zehnjähriges Stiftungssest in Kils Kolosseum, welches
in durchaus gelungener Form durch die Herren Wutile,
iinger und Muschweck in einen herrlichen Garten bei Sorrent
verwandelt war.

Ir. Berlin. Als Sieger in der ersten Bewerbung um
das Reisestipendium der vr. Paul Schultze-Stiftung ist unter
drei Bewerbern der am 14. Juni 1881 zu Aynebye bei Flensburg
geborene Bildhauer GeorgLund hervorgegangen. Lund, welcher
anfangs sich der Holzbildhauerei zuwandte, ist seit 1880 Schüler
der hiesigen Hochschule für die bildenden Künste, wo er besonders
Fr. Schapers Unterricht genast. Die preisgekrönte Arbeit „der
betlehemilische Kindcrmord", zeugt von hervorragendem Talent,
künstlerischer Aufsagung und ist trefflich ausgesührt. — Von den
beiden Mitbewerbern hat die gestellte Konkurrenzaufgabe nur
noch einer wirklich künstlerisch ersaßt, während der dritte Bewerber,
der seine Studien augenscheinlich unter Altmeister Begas absolvierte,
sich in der Losung der gestellten Aufgabe weniger glücklich gezeigt
hat, als in den von ihm eingereichlen zahlreichen, zum Teil
sehr vortrefflichen Studienarbeiten.

— Paris. Der Abg. Proust, als Kommissär der Kunst-
ausstellung gab am 21. Mai den Direktoren der Ausstellung
und den Kommissären der ausländischen Kunstabteilungen ein
Festessen. Proust begrüßte die Vertreter der fremden und der
französischen Kunst; von französischer Seile antwortete Meij-
sonier, von ausländischer Bvnrnand Namens der Schweizer
und Liebermann Namens der Deutschen ausstellenden Künstler.
Liebermann trank auf die Größe der Kunst und die Kollegialität
der Künstler. Der englische Kommissär, Sir Polidor de
Keys er dankte Frankreich sür die freundliche Aufnahme, die cs
den ausländischen Künstlern gewährt habe.

— Der uns soeben zngegangene Bericht der König-
lichen Zeichenakademie zu Hanau für das Jahr 1888, legt
von dem erfreulichen Fortschreiten dieser Anstalt Kunde ab. Das
Staatsstipendium ist von 300 auf 1000 Mk. jährlich erhöht
worden. Die Anstalt wurde von 300 Schülern und 62 Schüler-
innen besucht, als ordentliche Lehrer fungieren: Bildhauer
Prosessor M. Wiese als Direktor, Maler E. S. Jajsoy,
Ciselcur A. Offterdinger, Bildhauer L. Nowack und Maler
W. Schultz.

Kunstlitkeralur und vrrvielfäliigrnde Kunst

— Der illustrierte Katalog der Münchener
Jahresausstellung 1889 erscheint wiederum im Berlage
der Verlagsanstalt siir Kunst und Wissenschaft und soll bereits
am Eröffnungstage ausgcgcbcn werden. Der Katalog wird
diesmal besonders zahlreiche Reproduktionen nach Zeichnungen
enthalten und dadurch an künstlerischem Wert erheblich gewinnen.
Derselbe ist auch durch den Buchhandel zum Preise von 2 Mk.
00 Pf. zu beziehen.

6m. Camillo Sitte, Regierungsrat und Direktor der
k. k. Staatsgcwerbeschule in Wien, der Städtebau nach seinen
künstlerischen Grundsätzen. Mit vier Heliogravüren und 109
Illustrationen. Wien, 1889. Karl Graeser. Ein vortreffliches
Buch! Mit hell aufleuchtender Begeisterung tritt der Verfasser
für die von ihm verfochtenen Ideen ein, und so wird wirklich
zum Ratgeber aller derjenigen, welche mit Städtcbebauungs-
plänen zu thun haben. Wenige Blicke in dies reich illustrierte
Werk genügen, um den Leser die meisten modernen Bebauungs-
pläne künstlerisch in einem höchst traurigen Licht erscheinen zu
lassen; ohne es zu wollen gestaltet sich die Schrift zu einem
schneidigen Angriff gegen die „Reißschienenphantasie" unserer
modernen Stadtgeometer! Sie gibt aber auch an der Hand zahl-
reicher Abbildungen jene Wege an, die geeignet sind, „uns aus
dem modernen Häuferkastensistein zu befreien, die der Ver-
nichtung anhcimfallenden schönen Altstädte nach Thunlichkeit zu
retten und schließlich auch selbst den alten Meisterleistungcn
Ähnliches Hervorbringen zu lassen". Ter Verfasser bringt nur
Selbstgesehenes vor (die Ptanskizzeu in einheitlichem Maß-
stab) und begründet damit gewissermaßen eine Theorie des Städte-
baues nach der künstlerischen Seite, in letzter Linie mit ganz
spezieller Beziehung auf Wien. Der Fülle vortrefflicher Ge-
danken über Plätze, moderne Straßensisteme rc. steht eine mit
Satire und frischem Humor gewürzte Sprache zur Seite, welche
zweifellos dazu beitragen, dem Buch dessen Brauchbarkeit durch

und vervielfältigende Kunst — vom Kunstmarkt

sorgfältige Inhaltsverzeichnisse erhöht wird, in den weitesten
Kreisen Freunde zu verschaffen.

Vom Kunstmarkt

Die Fabeln über die „Galerie Secretan", des ver-
krachten Kupferkönigs in Paris, welche in den letzten Monaten
in die Welt gesetzt wurden, haben jetzt ein Ende gefunden: Am
1. Juli wird die °Sammlung in Paris öffentlich meistbietend zum
Verkaufe kommen. Mit der Versteigerung ist der bekannte Kunst-
händler Charles Sedelmeyer in Paris beaujlragt, der zunächst
die schwierige Aufgabe gelöst hat, von ^nahezu ein Dutzend
Gläubigern, bei denen einzelne Theile der Sammlung verpfändet
waren, die Zustimmung zur Versteigerung zu erhalten. Paris
hat wohl nie eine Kunstauktion gesehen, die ein ähnliches Resultat
geliefert hat, wie es die bevorstehende „Vente Secretan" erwarten
läßt: man rechnet aus 6—8 Millionen Frks.! Die Sammlung
ist gar nicht besonders umfangreich oder mannigfaltig, aber außer-
ordentlich gewählt. Der größere Theil der Galerie besteht aus
Gemälden der modernen Franzosen, den kleineren Theil bilden
die Holländer des XVII. und einige Franzosen und Italiener
des XVIII. Jahrhunderts. Die klassischen Maler des zweiten
Kaiserreichs: die Rousseau, Trohon, Daubignh, Delacroix, Millet,
Meissonier u. s. f-, sind in keiner anderen Galerie so zahlreich und
und so vorzüglich vertreten. Von Meissonier allein hat die
Sammlung einige zwanzig Bilder aufzuweisen. Unter den alten
Holländern sind Maler wie P. de Hooch, Franz Hals, Hobbema,
Ruisdael, Th. de Keyser mit Werken ersten Ranges vertreten.
Auch einen Raffael schmeichelt sich Hr. Secretan zu besitzen; ein
männliches Bilöniß, das sür München von Interesse ist, weil
es die Hand desselben Künstlers zeigt, von dem die Pinakothek
ein Jünglingspvrträt besitzt, das früher auch dem Raffael zu-
geschrieben lvar. Neben den Bildern, kommen noch eine Reihe
dekorativer Bronzen und Terrakotten, sowie feine Möbel des
vorigen Jahrhunderts, die geschmackvolle Einrichtung seines Palais
in Paris zur Versteigerung, fast ausschließlich französische Arbeit.
Dag der bisherige Besitzer selbst eine sehr hohe Summe in alle
diese Kunstschätze hineingesteckt hat, ist zur Genüge bekannt. Hat
er doch vor etwa neun Jahren, als er den Anfang seines
Sammelns auf der Versteigerung Wilson machte, sür einen Millet

165.000 Franks, sür zwei ganz kleine Franz Hals fast 90,000 Franks
gezahlt. In der Vente Kurrscklein wurde ihm der herrliche P. de
Hooch um 165,000 Franks zugeschlagen; und das eine Bild von
Hobbema, das auf der Versteigerung San Donato künstlich auf

220.000 Franks getrieben war, zahlte er sogar mit 400,000 Franks.

— München. Von Katalogen aus dem Buchhandel

gingen uns zu: Antiquarischer Anzeiger 29 von K. Th. Völkers
Antiquariat in Frankfurt a. M., 144 Nummern Ornamentwcrke;
zwei Kataloge von Josef Baer L Co., Frankfurt a. M.,
Antiquarischer Anzeiger 391 über wertvolle vergriffene illustrierte
Werke, und Lagerkatalog 244, Archaeologie deS Mittelalters ent-
haltend; 195 Katalog von Albert Cohn in Berlin, über
Manuskripte und seltene Drucke aus dem 12. bis 17. Jahr-
hundert; Ludwig Rosenthal in München, Katalog 57,
Ikonographie des Königreichs Polen; von Karl W.H ierseman n
in Leipzig, Katalog 46 über Werke der Malerei, Skulptur und
Kupferstichkunde, und Katalog 50 über Kostüme, Waffen, Sport w.

— Paris. Eine interessante Illustration des Wechsels in
der Wertschätzung, dem auch Kunstwerke unterworfen sind, gab
die Versteigerung der Drelffubschen Gemäldesammlung in Paris,
welche am 25. Mai stattfand. Wir bringen die sür die be-
deutendsten Gemälde gezahlten Preise und fügen in Klammer
diejenigen hinzu, die Dretffuß seinerzeit dasür zahlte: Trohon,
„Die Fähre" 100,000 Frks. (1872 sür 32,800 Frks.), desselben
Künstlers „Der Marklweg" 62,000 Frks. (von dem Künstler sür
2500 Frks. verkauft!) Meissonier, „Lesender junger Mann"

50.000 Frks. (20,700 Frks.) Delaroche, „Rückkehr von der
Ernte" 2500 Frks. (11,500 Frks.), Robert, „Pifferaro"
13,500 Frks. (40,100 Frks.).

Vedalllioussthluß IS. Juni — Ausgabe SS. Juni

lknhült des neunzehnten Achtes: qeri: Fr. Pccht. Vor Eröffnung
der ersten Münchener Jahresausstellung — Otto Brandes. Der Pariser
Salon 18öS. I — Johannes Proelß. Modelle. Ein Novellcnlranz II.
Die braune Bürget 1 (Fortsetzung zu Heft lös — Kunst,rotizen -c. — Ailder-
beilageu: Paul Wagner, Idylle rrn Atelier — Karl Raupp, Eine ernste
Begegnung — W. A. Shadc, Rast aus der Flucht nach Ägypten — Oskar
Wergeland, Im Sarlen.

Für die Redaktion verantwortlich: Fritz Schwartz — Druck der Bruckmann'schen Buchdruckerei in München
 
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