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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 13.1897-1898

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Neue Bücher - Personal- und Atelier-Nachrichten - Vom Kunstmarkt - Denkmäler - Ausstellungen und Sammlungen
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Ausstellungen und Sammlungen.

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mit den '.Schlachtrufen: „Hie Modern — hie Altbewährt.!" in
einer Art Waffenstillstand ausgelaufen ist, bei dem der Beschauer
und Käufer aufatmet, der ruhigeren gegenseitigen Anerkennung,
des Austausches namhafter künstlerischer Werte froh wird. Dabei
sind neben großen Errungenschaften neuerer und neuester Mal-
weisen Kühnheiten in Behandlung oder in Wahl des Stoffgebietes
keineswegs ausgeschlossen worden, sofern ihnen nur ein tüchtiges
Können, Takt und Chik in der Durchführung die Wage hält.
Im großen und ganzen sieht man für die Figurenmalerei natür-
lich weitaus, fast ausschließlich das Genre und dieses in fried-
lichen Situationen; ferner die in neuerer Zeit stets mehr beliebte
Vereinigung von Genre und Landschaft, ebenfalls meist in idyl-
lischer Ruhe — selten in erregter Dramatik — Landschaftsmotive
bei stiller oder nur leichtbewegter Luft bevorzugt. Da das gleiche
von der Ausstellung hannoverscher Künstler gilt, so verfolgt man
auch bei dieser Gelegenheit wieder die in tausend Darstellungs-
weisen sich verkörpernde Sehnsucht unserer Zeit aus den höchst
gesteigerten sozialen Kämpfen heraus nach Ruhe und Harmonie,
wie sie das unverbrauchte, stets sich verjüngende Weben der
Pflanzenwelt, das Erdreich mit seinen scheinbar so unveränder-
lichen Bergen und Felsen im Vergleich mit dem sich drängenden
und stoßenden Menschentreiben bietet. Dieser Sehnsucht vermag
die Malerei, nächst der Plastik die ruhigste aller Künste, den voll-
kommensten Ausdruck zu verleihen.

-o- Königsberg. Nach einer mehr als langen Sommer-
pause fanden wir in unseren Kunsthandlungen im Oktober und
November wieder einige Kunstwerke und zwar meist einheimischer
Maler ausgestellt. Bei Hübner und Matz sahen wir recht be-
achtenswerte landschaftliche Studien von Frl. Marg. Wedel,
bei Teichert solche von Frl. Lubenau. Die letztere Kunst-
handlung brachte uns auch noch einen Studienkops „Träumerei"
und ein Genrebild „Putt Putt" von Nauj ok. Das Bild zeigt
uns in einer vom Sonnenlicht durchdrungenen Laube ein nied-
liches kleines Mädchen, welches Hühner füttert. Es zeigt sich
darin wiederum das Können und ernste Studium dieses fleißigen
Künstlers. Besonders glücklich ist die Beleuchtung beobachtet.
Auch sahen wir bei Teichert noch zwei Landschaften von Erich
Eichler von hier, zur Zeit in München. Beide in moderner

Weise gemalt, lassen eine glückliche Naturbeobachtung erkennen
und dock will uns das Stück „Ostseestrand" in seinem Rauschen
nicht recht befriedigen, während das zweite Bild, eine Landschaft
aus einer Niederung durchweg einen wahreren Eindruck hinter-
läßt. Bons Kunstsalon brachte uns ein Bild des ebenfalls hier
heimischen Malers Dörstling, „Frühlingssehnsucht", in welchem
sich das unbestimmte Sehnen, das den Menschen im Frühling
zu erfassen Pflegt, ausdrücken soll. In einer hügeligen Land-
schaft, welche auf Busch und Baum, sowie am Boden schon
frisches Grün zeigt, sitzt am Abhange eine jugendliche Mädchen-
gestalt. Der Oberkörper ist nur durch einen leichten Stoff ver-
hüllt und ein schwereres Gewand ist tiefer herabgeglitten. Der
Kopf, nach hinten übergeneigt, ruht auf dem rechten Arme, während
sie sich auf den linken stützt. So blickt sie traumversunken hinauf
zum Himmel. Korrekte Zeichnung und frisches Kolorit, sowie
charakteristischer Ausdruck machen, daß das Bild sich einer leb-
haften Aufmerksamkeit bei unserem Publikum erfreut und schnell
ein Liebling desselben geworden ist. l^eH

L. St. Petersburg. In den Sälen der Akademie der
Künste ist die Jahresausstellung der Schülerarbeiten eröffnet.
Sie ist außergewöhnlich interessant und reich an talentvollen
Arbeiten. Das Ausland kann es interessieren, zu erfahren, daß
europäische Einflüsse an den Arbeiten der Schüler sichtbar sind.
An einigen Arbeiten ist der Einfluß Böcklins bemerkbar, andere
erinnern an Raffaölli. Die Landschafter tragen alle den Stempel
Professor Kninndschis, unter ihnen ist ein großes Talent —
Purwit zu signalisieren. In ihm wird wohl Rußland in kurzem
seinen bedeutendsten Landschafter zu feiern haben. Ausgezeichnet
ist auch Borissow, der ausschließlich Darstellungen des Polar-
meers giebt. In kurzem unternimmt er eine Reise, die auf
drei Jahre berechnet ist, nach Nowaja Semlja. Zweck seiner Ex-
pedition ist die künstlerische Darstellung des Eismeers. Kapitän
Sverdrup, der gerade hier anwesend, war entzückt von den Ge-
mälden Borissows aus dem hohen Norden.

— Barcelona. Vom 26. April 1898 ab wird hierorts
wiederum eine internationale Ausstellung für Kunst und
Kunstgewerbe stattfinden.
 
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