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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 13.1897-1898

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Katsch, Hermann: Vom Theatermaler
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Matthies-Masuren, Fritz: Zur Entwicklung der Kunst-Photographie
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https://doi.org/10.11588/diglit.12047#0475

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'vom Theatermaler, von Hermann Ratsch.

>574

wenn auch der Maler Dinge, die nie eine gewisse Größe
überschritten haben, z. B. ein niederländisches Wirtshaus,
auf einer modernen Riesenbühne darstellen muß. Wie
sicher müssen diese Maler ihrer Sache ferner sein, da sie
ihre Arbeit abliefern, ohne daß es ihnen möglich war,
alle Teile vorher zu einem Ganzen vereinigt zu sehen,
ohne daß es ihnen jemals möglich gemacht wird,
irgendwo die bessernde Hand anzulegen, für den Fall,
daß doch einmal ein Irrtum eine Korrektur notwendig
machen könnte! Wie wir eine Schlußbetrachtung beim
Deckenmaler hatten schildern können, der auf dem Rücken
liegend einen Teil seiner Arbeit noch einmal kritisch
durchmustert, so kann allenfalls der Theatermaler von
einer kritischen Thätigkeit sprechen, wenn er, eine Leiter
an irgend einer Stelle des Ateliers anlegend, von erhöhtem
Punkt aus einen letzten Blick auf das flach unter ihm
ausgebreitete Gebilde seiner Hand wirft (Fig. 10). Komisch
berührt es uns, wenn eine Arbeit für fertig erklärt und
gereinigt, d. h. durch einen dienstbaren Geist von dem
Staube, der nun doch einmal allem Irdischen anhaftet
und trotz aller Sorgfalt mit den „Filzparisern" auf die
Fläche getragen wird, mit Hilfe eines veritablen Besens
befreit wird.

Wer einmal die Räume der emsig arbeitenden, von
dem großen Publikum nicht beachteten Künstler betreten
hat, deren Arbeiten allabendlich zum nicht geringsten


Teile das Vergnügen Tausender bilden, der wird sich dem
Eindruck nicht entziehen können, daß diejenigen, welche
geringschätzig von der Theatermalerei reden, als von
einem zur Kunst nicht zugehörigen Berufe, recht sehr
im Unrecht sind und recht gut daran thäten, sich einmal
durch den Augenschein überzeugen zu lassen, welche Summe
von sicherstem Können, von Fleiß und Erfindungsgabe
dazu gehört, in diesem Fache etwas Tüchtiges zu leisten.

Tur Entwicklung der Aunst-Dhotographie.

von F. Mattbics-Masuren.

obert de la Sizeranne schrieb im ersten Dezemberheft
1897 der »Uevue ckes ckeux monckes« einen ausge-
zeichneten Artikel über die Entwickelung der Photographie
nach der künstlerischen Seite. Liest man diesen Aufsatz
und kennt die Beweise dieses jüngsten Ausdrucksmittels
der Kunst, so muß man dem Autor recht geben, wenn auch

etwas Opti-
mismus,
Begeiste-
rung und
Phantasie
bisweilen
mitgeholfen
haben, die
vielen er-
wähnten
Erzeugnisse
photo-
graphischer
Kunst, als
wirkliche
Kunstwerke
zu bezeich-
nen. Aus-
führlicher
behandelt
Sizeranne
eigentlich
nur die
Bilder
französischer

Amateure, die der Engländer und Belgier werden zwar
auch uoch erwähnt, wenig bekommt man aber von den
Oesterreichern und Deutschen zu hören. Es mag sein,
daß er sie nicht kennt.

In Deutschland ist die junge Kunst unter den Ama-
teuren noch sehr im Werden, außer drei oder vieren
giebt es kaum noch solche, deren Arbeiten man heute
schon als bewußte Leistungen ernst nehmen könnte. Von
diesen Wenigen aber kennen wir eine große Anzahl Bilder,
besonders landschaftlicher Natur, die keineswegs von Fran-
zosen oder Engländern übertroffen, ja kaum erreicht sind.

In Deutschland hat es lange gedauert, bis man die
Beschäftigung mit der Photographie aus Vergnügen oder
Sportsinteressen überwunden hatte; in den zahllosen
Amateurphotographen-Vereinen beschäftigte man sich zuviel
mit der Lösung technischer Fragen und erst durch die
internationalen Ausstellungen in Hamburg änderten sich
die Bestrebungen. Man erkannte, daß das photographische
Bild mehr geben könne, als eine getreue Abschrift der
Natur, dessen, was der Apparat sah; man erkannte, daß
manche Arbeiten der Franzosen, Engländer, Belgier, des
Wiener Camera-Clubs eine persönliche Note zeigten, daß
eigene Auffassung, gewollte Stimmungen gut zum Aus-
druck kamen. Es entwickelte sich durch diese Anregung ein
intimeres Beobachten der Natur, die Freude an der
Schönheit und ein Interesse an Werken bildender Kunst.

Wie in jeder Produktion giebt es auch in der
Kunstphotographie Vertreter, die Gutes und weniger Gutes
leisten; wie es unter den Malern solche giebt, die Künstler
sind von Hause ans und solche, die es trotz verblüffendster
Technik und größtem Können niemals werden, giebt es
 
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