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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 14.1898-1899

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Pecht, Friedrich: Die Münchener Jahresausstellung im Glaspalast: eine Nachlese
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https://doi.org/10.11588/diglit.12049#0042

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Dic Münchener Iahresaussiellung im Glaspalast, von Friedrich Hecht.

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Außerordentlich reich ward die Sparte der ver-
vielfältigenden Künste von allen Seiten beschickt, füllt
doch schon die Schwarz-Weiß-Ausstellung des „Karls-
ruher Künstlerbundes" allein einen ganzen Saal mit
ihren leider nicht übermäßig gehaltvollen Werken, neben
dem dann noch die „Karlsruher Kunstgenossenschaft"
oft sehr respektabel vertreten ist. So durch Krauskopfs
Porträt des Großherzogs. Herrscht nun bei den Stichen
durchaus die Radierung vor und zeigt einen unleugbar
großen Fortschritt zu malerischer Freiheit, so dürfte hier
der „Münchner Radierclub" wohl obenan stehen. -
Noch bedeutender ist die Zahl der Aquarelle, Pastelle
und Zeichnungen, unter denen Löfstz eine Reihe reizender
Sachen aus Griechenland und Italien bringt. Höchst an-
ziehend durch ihre wunderbare Eleganz sind wiederum
Marolds Aquarelle aus dem modernen Leben, die durch
ihre Publikation in den „Fliegenden" schon allgemein,
wenn auch nicht in ihrem vollen Reiz bekannt sind. Diese
neueste Requisition der „Fliegenden" läßt außer dem
köstlichen Hermann Vogel fast alle anderen hinter sich.
Auch^Ghsis bringt eine Reihe reizender Zeichnungen
und Skizzen, wie auch Harburger und Hartmann;
der Düsseldorfer G. v. Bochmann entzückt uns durch
sein wunderbar schlichtes Aquarell „Herbst". Auch der
Altmeister Menzel hat uns noch eine prächtige Zeich-
nung geschickt, wie denn überhaupt Berlin nie besser bei
uns vertreten war. Läßt doch selbst der Veteran Carl
Becker in seinem Othello, der seine Abenteuer erzählt,
kaum irgend einen Nachlaß seiner Kraft verspüren. Aller-
dings ist diese Richtung von den Neueren ob ihres oft
etwas theatralischen Beigeschmacks jetzt ganz verlassen.

Mar Klein kec.

Aber hat
Und wird

Bildnisbüste.

nicht die gesamte Antike auch viel davon?
man unsere jetzigen ewig wiederkehrenden nackten
Mädchen nicht noch viel früher satt haben,
wie sie auf allen feuchten Wiesen mit Todes-
verachtung herumlaufen, als wenn sie alle
Kneippkuren brauchten.

Im Laufe der letzten zwei Monate ist
auch noch einiges nachgekommen, was einer
Erwähnung bedarf. So Defreggers köst-
liche „Kraftprobe", wo die jungen Burschen
am Sonntag Nachmittag sich am Steinheben
ergötzen — ein Bild, das, wie wir bereits
früher bei einer Erwähnung desselben kurz
nach seiner Entstehung betonten, als Cha-
rakteristik der Einzelnen durchaus auf der
alten Höhe des Meisters steht. Vortrefflich
ist auch Delugs Votivbild einer vor der
hl. Mutter Gottes knienden Familie, deren
lebensgroß gegebene Glieder mit ungewöhn-
licher Kraft und Wahrheit geschildert sind.

Notiz zu nehmen haben wir auch noch
von den der Architektur und dem Kunst-
gewerbe gewidmeten Kabinetten, die einige
Wochen nach Beginn der Ausstellung dem
Besuch geöffnet werden konnten. Müssen
wir uns auch ein näheres Eingehen darauf
versagen, so wollen wir doch nicht unter-
lassen, auch bei diesen Darbietungen jenes
gewaltige Steigen der technischen Geschick-
lichkeit anzuerkennen, das unser gesamtes
heutiges Kunstschaffen charakterisiert. Bei
den kunstgewerblich Schaffenden kommt noch
speziell die unbestreitbar feinere Ausbildung
des Farbensinnes hinzu, um vieles entstehen

Die Kunst für Alle XIV.
 
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