Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 14.1898-1899

DOI Artikel:
Pecht, Friedrich: Die Münchener Jahresausstellung im Glaspalast: eine Nachlese
DOI Artikel:
Relling, J.: Berliner Brief
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.12049#0043

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
26

Die Münchener Iahrcsausstcllung im Glasxalast. Don Friedrich Pccht. — Berliner Brief.

zu lasten, was einem Freude macht. Im Bereich der
Ziergeräte ist darum der Fortschritt nach dieser Rich-
tung hin ganz unbestreitbar, besonders die keramischen
Arbeiten überhaupt, z. B. die der Familie Heider in
München, von Kühler in Nestved (Dänemark), dann die
Majoliken von Max Heider in Schongau, Kornhas
und Länger in Karlsruhe, Schmidt-Pecht in Konstanz
sind oft als überraschend erfreulich zu bezeichnen. Ebenso
die köstlichen Stickereien Ruchets nach Obrist, endlich die
oft ganz vorzüglichen Schmuckgeräte von Fritz von Miller
und Paul Merk, München, anderes von Offterdinger
in Hanau, Rothmüller in München. Weniger wird
man oft an den Möbeln sich erfreuen können, wo die
Forderung der Zierlichkeit zu oft allerhand Marotten
geopfert ward. Unter den Architekturen ist dann ein
köstlicher Raum von Fr. von Thiersch in München
mit seinen, einem Renaissancehofe in Augsburg entlehnten
Formen, der auch treffliche Modelle enthält, so das des
Treppenhauses in unserem neuen Justizpalaste und eine
Reihe oft prächtiger architektonischer Entwürfe. Noch
mehr ist letzteres bei dem von Hocheder komponierten
Raum der Fall, der auch die eigentliche Architektur-
Ausstellung enthält, die reich an trefflichen Arbeiten ist.
Hat doch unsere Baukunst dank dem ungeheueren Auf-

Abend lieb. Ludwig Manzel sec.

Das Marmorbildwerk im Besitz der A. BationabGalerie zu Berlin.

Mutter und Aind. Fritz Hei nemann 5ec.

schwuug der Nation selber seit 1870 ganz außerordentliche
Fortschritte zu größerer Lebendigkeit und schärferer Cha-
rakteristik gemacht, so daß man in unseren Städten jedes
nach 1870 entstandene Haus sofort von den früheren
unterscheiden kann.

Berliner Brief.

^i>it „Eulen nach Athen tragen" bezeichnet man, wer
die klassische Anspielung noch versteht, ein ganz
überflüssiges Thun. Das moderne Geschlecht, das auch
im geflügelten Wort auf durchaus eigenem Boden stehen
will, hat für den gleichen Begriff einen neuen Ausdruck
nicht erfunden, weil es für einen solchen keine Verwendung
mehr hat. Denn ihm gilt von vornherein für überflüssig
und liegt jenseits aller Erregung, was nicht mit Rad-
fahren und Lawn-Tennis in Verbindung zu bringen ist.
Wie beneide ich die Menschen und wie glücklich liegt
ihnen Gegenwart und Zukunft da, deren Interesse und
Sorge sich darin erschöpft, ob Bourrillon oder Willy
Areud den Großen Berliner Preis erringt und wer
wohl beim Hamburger Tennistouruier in die erste Runde
kommt. Kleine Sorgen bei gewiß großen Interessen und
wenig Aerger. Mir Altväterischem aber, dem trotz der
Maßregelung des „Simplicissimus" „die Entwürdigung
der idealen Güter des Lebens" noch Sorge schafft, mir
wächst der Aerger auf allen Gassen auch des sommer-
lichen Berlin. Und wenn ich das lächerlich Ueberflüssige,
wozu mir der vergleichende Ausdruck fehlt, thue, über
 
Annotationen