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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 14.1898-1899

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Barth, Hans: Von italienischer Kunst
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Fiedler, Conrad; Grillparzer, Franz; Majer, Gustav: Gedanken über Kunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.12049#0053

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von Or. Hans Barth.

35

diese zugleich üppig und elegant gebaute, an die Gestalt einer
Prinzessin Letitia Buonaparte erinnernde junge Signora?

Neben den Venezianern kommt zur Zeit kaum eine
andere italienische Malschule in Betracht. Nur in Rom
herrscht eine gewissermaßen originelle Richtung, die sich
namentlich in der Behandlung der Campagna bethätigt
und die in Augusto Corelli — dessen „Ave Maria"
an den „Angelus" gemahnt — ihr Haupt erblickt. Corelli
ist auch in Deutschland bekannt, wo sein „Ave Maria"
vor Jahren Furore machte. Jedenfalls ist dem Künstler —
der als Aquarellist noch besseres als in Oelgemälde
leistet — eine intime Kenntnis der Campagna, und anderer-
seits eine geschickte Komposition und lebhafte Farben-
gebung nicht abzusprechen. Pio Joris, ein anderer
Römer von Namen, malt ebenfalls zuweilen Campagna-
bilder, wie er auch geschichtliche Bilder („Papst Eugen IV.
auf der Flucht", Römische National-Galerie) malte. Er
kennt das römische Volksleben, wie kein zweiter, und ist
dabei, als Schüler Fortunys und Freund der spanischen
Richtung, ein Meister im Detail. Joris Lieblingssujets
sind kleine Wäscherinnen, Barbiere u. dgl., doch versteigt

er sich auch nicht selten zu komplizierteren Gemälden.
Hiezu gehören jedenfalls das überaus belebte und bunte
„St. Johannisfest" und das Bildchen „Antiquar in Toledo".
Ganz moderne und teilweise sogar recht prosaische Stoffe
behandeln Giudici mit seinen „Klosterarmen", De
Sanctis mit seiner Gruppe „Zu Dreien", aus der
„Villa" zu Neapel (ein Opus, das zur Abwechslung im
Zeichen des Cylinders steht, wie die früheren Werke des
Künstlers im Zeichen des Ritterbaretts oder des Kardinals-
hutes); Saltini mit seinem „Wartezimmer des Zahn-
arztes", der so realistisch ist, daß es uns im hohlen Zahn
dabei zu zucken beginnt; endlich Pagliano mit einer
Scene aus seinem Atelier. Es ist derselbe Pagliano, dessen
großes historisches Bild „Luciano Manara auf dem Toten-
bette" uns im Nationalmuseum besonders deshalb auffiel,
weil neben dem Sterbelager des kecken Bersagliere ein
gewaltiges Glasgefäß mit der Aufschrift „Sublimat" zu
sehen ist. Und man schrieb damals 1849! Darum aber
nichts für ungut — Pagliano ist vortrefflich in der Be-
handlung der Details und seine kleinen Bilder sind meist
sehr lobenswert.

^3 Gedanken über Rnnst. n-

Lin selbständiges Recht hat die Technik in der künstlerischen
Thätigkeit nicht; sie dient lediglich dem geistigen Prozeß. Rur
wo der Geist keine Herrschaft auszuüben im stände ist, gelangt
sie zu selbständiger Bedeutung, Wichtigkeit, Ausbildung und wird
künstlerisch wertlos. Lonrad Fiedler.

Der Hauptgrund der Verschiedenheit sin den Kunsturteilen
der Männer und denen der Frauen liegt darin, daß letztere in
der Regel keiner Abstraktion fähig sind, und nur das bewundern
können, was sie zugleich auch vollkommen billigen.

Der Weg zur Kunst gleicht dem ins Schlaraffenland. Alan
muß sich durch einen Berg von Brei durchfreffen, bis einem
die gebratenen Tauben ins Maul fliegen; die meisten aber
bleiben im Brei stecken. -chw-,benm--j-r.

Unser Entzücken über ein Kunstwerk ist offenbar aus diesen
drei Empfindungen zusammengesetzt: das ist nicht bloß möglich,
das ist I — So mein Innerstes ansprechend, so auf einen Punkt
vereinigt, so eins mit meinem Wesen habe ich es selbst in der
Natur nicht gesehen! — Und das hat ein Mensch gemacht.

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