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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 14.1898-1899

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Perfall, Anton von: Unter dem Schlapphute!, [3]: Novelle aus dem Künstlerleben
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Schubring, Paul: Ein Bundesgenosse?
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https://doi.org/10.11588/diglit.12049#0058

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von Anton Freiherrn von perfall. — Ein Bundesgenosse?

der Täuschung — halt! — Wie war das damals? —
fühlte er sich da auch so glücklich, so völlig seelisch aus-
geglichen, so kerngesund, so voll von neuem Lebens-
drang? — Wo saß er denn da? In dem überladenen
Atelier, vom Fieber der Ehrsucht ermattet, erhitzt, ge-
schwächt und jetzt sitzt er mitten in der großen Natur,
die keine Lüge duldet. —- Also! Also! — Noch nicht
zufrieden, du Narr!

Da raschelte das Laub, — Frida stand hinter ihm.

zg

— Sie hielt den Schlapphut in beiden Händen, den ein
Kranz von Eichenlaub schmückte.

Ihr gebräuntes Antlitz strahlte vor Glück, mit einem Ruck
drückte sie ihm den Hut in die Stirne. Julei las in ihrem
Innersten. Ihr Urteil war ihm jetzt mehr wert, als das der
ganzen Welt, die Bekräftigung seiner eigenen Empfindung.
Seine Muse krönte ihn, es bedurfte keiner Frage mehr.
Ein neuer, glücklicher Bund schloß sich ini herbst-
lichen Wald, unter dem alten Schlapphut.

Kärgliches Mittagsmahl. . von R. Giudlci.

Ein VundeFgcnosser

ie moderne Richtung im Kunstgewerbe möchte be-
kanntlich die selbständig sich geltend machende Deko-
ration beiseite schieben, da diese den Aufbau und
Zusammenhalt des Gerätes, au dem sie wuchert, eher
verdunkelt als betont. Dagegen versucht man die Be-
deutung der einzelnen konstruktiven Teile nach Kräften
herauszuarbeiten, die Stütze als Stütze, die Platte als
Platte, den Leuchter als Leuchter aufzufassen. Das
bringt zunächst natürlich eine große Gefahr mit sich;
die Monotonie scheint unvermeidlich. Und wer die primi-
tiven Stühle und Tische, die von Amerika zuerst herüber-
kamen, hat mit auspacken helfen, der hat wohl einen
gelinden Schreck gekriegt, was man von jetzt an alles
nicht mehr „dürfe" und hat im Herzen sich gesagt: nein,
dann lieber unkonsequent und unmodern, ich lasse mich
von Prinzipien nicht um meine zierlich gedrechselten Tisch-
beine bringen. Solche Sorge ist nur allzu gerechtfertigt;
ihr ist noch jüngst von Lessing in seinem schönen Vortrag
über das moderne Kunstgewerbe*) Ausdruck verliehen

Jul. Lessing, Das Moderne in der Kunst. (Volks-
wirtschaftliche Zeitfragen H. 157, Berlin, L. Simion, 1 M.)

worden. Denn der unter diesen neuen Gesichtspunkten
schaffende Künstler kommt mit ornamentalem Reichtum
nicht aus oder vielmehr, er darf ihn nicht anwenden.
In der einfachen Linie, in der mehr oder weniger aus-
biegenden Schwellung soll sich seine Kunst offenbaren.
Ist aber diese Linie einmal gefunden, so wird sie um so
öfter wiederholt werden, je vollendeter sie war und die
Uebertragung auf andere Maße wird schließlich nur ein
Kunstgriff bleiben, der nicht mehr eigentlich künstlerische
Arbeit voraussetzt. Da liegt die Gefahr, die ängstliche
Geister überhaupt zurückschreckt und zu der billigen Be-
merkung fortreißt: wir haben es ja gleich gesagt.

Dennoch mußte der Weg beschritten werden, wir
empfinden ihn als etwas Befreiendes, Notwendiges und
es ist ja auch eine Lust zu sehen, wie man sich rührt.
Maler, Bildner und — seit Fritz Schumacher — auch
Architekten wetteifern, wer den richtigsten Bogen heraus-
kriegt. Während diese fleißigen Hände sich nun mühen,
müssen wir andern warten und hoffen. Vielleicht läßt
sich in der Zwischenzeit ein kleiner Trost für bangende
und eine Bestätigung für siegesgewisse Herzen aus einer
 
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