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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 14.1898-1899

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Personal- u. Atelier-Nachrichten - Ausstellungen und Sammlungen - Denkmäler - Preis-Ausschreiben - Vermischte Nachrichten - Kunstlitteratur u. vervielf. Kunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.12049#0067

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Ausstellungen und Sammlungen.

endeten, dessen Verlust niemand schwerer trägt als die jüngeren
Genossen. Ein Frauenbildnis zeigt ihn in dem ganzen unerbitt-
lichen Ernst seiner Arbeitsweise und zugleich auf der vollen Höhe
seines malerischen Könnens. Auch die Plastik ist auf dieser Aus-
stellung vertreten, und zwar recht gut. Es sind vorwiegend
Schöpfungen des in München lebenden Darmstädters Ludwig
Habich. Während er von größern Arbeiten nur eine gelungene
Marmorbüste des Großherzogs und eine dekorative Kalksteinfigur
ausgestellt hat, offenbart er in einer Anzahl von kleineren Figuren
und Gebrauchsgegenständen in Bronze bei sehr ernster Behandlung
der Form eine Erfindung und ein dekoratives Gefühl, wie man
sie in unserer Plastik gern häufiger antreffen möchte. Um übrigens
nicht ganz vereinzelt als Bildhauer dazustchen, hat Habich sich die
Gesellschaft eines in München lebenden Genossen, Th. von Gosen
geholt, von dem gleichfalls tüchtige kleine Arbeiten zu sehen sind.
Diese dekorative Plastik bezeichnet den Uebergang zu der andern,
von Alexander Koch in sehr verdienstlicher Weise geleiteten Ab-
teilung, über die zu berichten hier nicht der Ort ist: sie giebt
ein vielseitiges, im Ensemble der Zimmereinrichtungen wie in der
getroffenen Auswahl wohl gelungenes Bild der modernen Be-
wegung im Kunstgewerbe. Die Dauer der ganzen Ausstellung ist
bis Ende Oktober festgesetzt. !8440)

— Augsburg. Unter Leitung des Geheimrats vr. Franz
von Reber, Direktor der Bayerischen Staats-Gemälde-Galerien,
ist die hiesige Gemälde-Sammlung in den letzten Monaten einer
Neuordnung unterzogen worden, die sich als eine gründliche
Reorganisation der Galerie darstellt und eigentlich erst jetzt den
Reichtum der hiesigen Sammlung erkennen läßt und dem Be-
sucher Gelegenheit giebt, in die Eigenart und den Wert derselben
einzudringen. Durchgreifende bauliche Veränderungen, die dem
großen Saal an Stelle des wechselnden Seitenlichtes Oberlicht
zugesührt hätten, sind nicht vorgenommen worden, aber schon die
Verschiebung der Schirmwände hat die Gesamtwirkung des Saales
derart gehoben, daß er gegen früher einen viel freieren und ge-
räumigeren Eindruck macht. Auf das in diesem neu geschaffenen
Raum mit vielem Geschmack vorgenommene Arrangement der
Kunstwerke im einzelnen einzugehen, mangelt es uns an Platz,
konstatiert sei nur, daß das Resultat ein ausgezeichnetes, jeden
Besucher der Galerie gewiß durchaus befriedigendes ist. 18442)
— München. Die „Secession" wird in dem ihr über-
lassenen Kunstausstellungsgebäude am Königsplatz vom 19. No-
vember bis Ende Dezember eine internationale Ausstellung
künstlerischer Photographien veranstalten. Zur Beteiligung
werden nur persönliche Einladungen ergehen. Das Arrangement
der Ausstellung liegt in den Händen des Malers F. Matthies-
Masuren, Redakteur des „Photographischen Zentralblattes".
Gleichzeitig wird eine Plakat-Ausstellung stattfinden, der sich
eine kleine Kollektion neuer interessanter Original-Lithographien
und eine Kollektion von Werken Felicien Rops hinzugesellen
werden. 'ssiMi

^ » Berlin. Die Akademie der Künste wird im Laufe
des Oktober und November eine Ausstellung von Arbeiten ihres
am 3l. Juli er. zu Rom verstorbenen Mitgliedes, des Geschichts-
malers Friedrich Geselschap, veranstalten. Eine Sonderaus-
stellung seiner Werke brachte die Akademie bereits im Jahre 1892
gelegentlich ihrer letzten großen Kunstausstellung Seitdem hat der
Meister noch zahlreiche, dem Publikum unbekannt gebliebene Arbeiten
geschaffen, sodaß die Akademie es wagen kann, wieder mit einer
Ausstellung seiner Werke vor die Oeffentlichkeit zu treten.

ff Lübeck. In den letzten Wochen fand die vom Kuust-
gewerbeverein veranstaltete Plakatausstelluug in der hiesigen
Katharinenkirche statt. In historischer Reihenfolge geordnet bot
sie eine umfassende Uebersicht der Entwicklung der Plakatkunst in
den verschiedenen Ländern, woran sich eine Gruppeuausstellung
deutscher Kunstanstalten schloß. l«42K)

— Frankfurt a. M. Der Kunstsalon Hermes eröffnete
seine Wintersaison u. a. mit einer Kollektiv-Ausstellung des
Müncheners Max Slevogt und des Berliner Landschafters
Karl Langhammcr. MS4)

O Krefeld. Die städtische Galerie im Kaiser Wilhelm-
Museum wurde durch zwei bedeutende Werke aus der nunmehr
geschlossenen vlämischen Ausstellung bereichert: Die lebensgroße,
bekannte Bronze „Der Schmiedegesell" von Constantin Mennier,
sowie eine stimmungsvolle Landschaft „Mondaufgang" von Victor
Gilsoul — beides Geschenke kunstsinniger Mitbürger. Der Ge-
samtertrag der Verkäufe auf der vlämischen Ausstellung belief sich
auf etwa 20000 M. — Von einem auswärtigenMuseumssreundc
wurde das von Lenbach im Jahre 1887 gemalte letzte Porträt
Kaiser Wilhelm I. gestiftet. l844i)

fs

seinen Bildnissen sagt uns die Kohlezeichnung eines männlichen
Kopfes besonders zu. Im Vergleich zu den farbfrohen Bildern
Beyers wirkt ein anderer, Richard Hölscher, bisweilen beinahe
nüchtern, aber die ruhige Sachlichkeit und der Ernst, womit dieser
Maler den Erscheinungen nachgeht, in der Landschaft wie im
Figurenbild, und seine Empfindung zurückhält, lassen noch manches
von ihm erwarten. Melchior Kern, wohl der jüngste unter
den beteiligten Künstlern, zeigt eine für seine Jugend überraschend
sichere, zum Teil an die Schotten anklingende Technik und in
einem Lx-Udis frischen Humor. Als eine vorwiegend ernste
Persönlichkeit lernt man Paul Rippert kennen, sowohl in seinen
Waldbildern, die durch anspruchlose, treue Beobachtung anmuten,
wie in hübschen Federzeichnungen. Eine eigenartige Stellung
nimmt endlich Philipp Otto Schäfer ein, der in einem großen
„Keutaurenkampf" bei einer gewissen Zurückhaltung in der Farbe
sich mit Glück an schwierige Motive der Bewegung und Ver-
kürzung gewagt hat und durch ein ausgesprochenes Kompositions-
talent, das auch in einer Reihe von Rötelskizzen zur Geltung
kommt, Erwartungen sür monumentale Dekoration rege macht.
Von den auswärtigen Darmstädtern, die zur Beteiligung an dieser
Ausstellung geladen waren, ist Ludwig von Lösftz leider nur
mit einer Zeichnung und einer Pastellandschaft vertreten. Eugen
Bracht hat ein Oelgemälde („Kastell Arras in den Seealpen")
eingcsandt, das mit einer gewissen Größe der Empfindung un-
mittelbare Frische vereinigt. Dagegen sind mit mehreren, und
zwar recht bezeichnenden, neueren Arbeiten Ludwig von Hos-
mann und Eduard Selzam erschienen. In den Bildern Hof-
manns liegt wieder ein solcher Zauber von Licht und Farbe, daß
man manche Flüchtigkeit der Zeichnung vergessen und hoffen darf,
daß sie das Interesse für den Meister in seiner Vaterstadt steigern
werden. Von Eduard Selzam ziehen uns zwei Waldbilder mit
Figuren durch ihre intime Haltung ganz besonders an. Mit
Tiefe und Zartheit der Empfindung ist hier Natur und Menschen-
dasein in eins verwoben. Daß die Vereinigung auch einige
Werke Heinz Heims, die sich hier in Privatbesitz befinden, aus-
gestellt hat, war ein schöner Akt der Pietät gegen den Frühvoll-

Lntbüllt am 28. September 1896,
 
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