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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 14.1898-1899

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Personal- u. Atelier-Nachrichten – Ausstellungen und Sammlungen - Denkmäler - Vermischte Nachrichten - Vom Kunstmarkt
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https://doi.org/10.11588/diglit.12049#0185

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Ausstellungen und Sammlungen.

I-o

Ujväry, Mednyänszky, Olgyay, Zemplenyirc. würden
jeder auch mit gesteigerten Ansprüchen veranstalteten internatio-
nalen Ausstellung zur Zierde gereichen. Den Vorzug würden
wir den Werken Jgn. Ujv-irys geben; seine Bilder zeichnen
sich ganz besonders durch feinen Ton und außerdem dadurch
aus, daß sie bei vollkommener Vollendung doch mit sehr breiter
und einfacher Technik gemalt sind. Baron Ladislaus Med-
nyänszky ist der Maier der mystischen Landschaft und seine
„Abendstimmung" wird den verwöhntesten Beschauer befriedigen;
man wartet förmlich darauf, daß aus der Felsengrotte ein Tatzel-
wurm herauskriecht, um sich sein Nachtmahl zu suchen. Eine
ähnliche Stimmung herrscht auch auf Ed. Kacziäny's „Kloster-
ruine". Von den jüngeren Talenten macht sich besonders das

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Trifolium Frz. Olgyay, Daniel Mihalik und Ludw.
Szlänyi bemerkbar, von welchen wohl der erste das kräftigste
Talent sein dürfte. Seine Bilder haben „Zug", sind groß aus-
gefaßt und sehr kräftig in der Farbe. Theodor Zemplenyi hat
einige sonnige Landschaften, die schwerlich sonniger gemalt werden
könnten. Recht gute Arbeiten sind noch da von Slef. Bosznay,
Karl Pongracz, Jul. Mannheimer. Nach den Landschaften domi-
nieren — hinsichtlich der Anzahl — die Bildnisse; allerdings hat
Fülöp L-tsztü allein acht Stück ausgestellt. Wiewohl er in der
Regel im Damenbitdnis stärker ist, gebührt diesmal die Palme
dem Porträt des regierenden Großherzogs von Sachsen-Weimar.
Läsztü hat seit dem Frühjahr ganz entschiedene Fortschritte ge-
macht; seine Malweise ist gesunder und aufrichtiger geworden.
Auch Jul. Benczur hat ein Damen- und ein Herrcnporträt
ausgestellt, von welchen wir dem letzteren den Vorzug geben
müssen- Sehr gut sind noch die Bildnisse von Ed. Batlü,
Jul. Stetka, ein Pastellbild Alex. Biharis, Jul. Basch.
Arth. Ferraris Bildnis des deutschen Kaisers in roter
ungarischer Generalsuniform befriedigt nicht. Es ist zu weich

aufgefaßt und nicht ganz fehlerlos in der Zeichnung. — Die
Genre- und Anekdotenbilder sind ganz im Aussterben begriffen.
Man bringt diesen Bildern nur dann Interesse entgegen, wenn
sie gleichzeitig ganz eminente malerische Qualitäten besitzen; ein
solches Bild ist Kornel SpLnyiks „Flitterwochen", welches
dank seiner flotten, fast virtuosen Mache und seiner eminenten
Farbe wegen eines der besten Bilder der Ausstellung ist. Be-
achtenswert sind noch die Arbeiten Isidor Kaufmanns,
Bilder aus dem Leben der polnischen Juden. Auch Ad. Fenyes
bat einige Bilder mit flotter Technik und guter Farbe. Paul
Joanovits hat einen gut gemalten weiblichen Akt, ebenso der
vor kurzem verstorbene Akos Aranyossy. Das Bild Eug.
Jendrassiks ist seines vornehmen Tones halber bemerkens-
wert. Sehr flott sind die Aquarelle von Jul. Hary; weniger
gut die von Eug. Konkol und Ed. Edvi Jlles. — Daß auch
unser Publikum sich mit den Arbeiten neuerer Richtung zu be-
freunden anfängt, erhellt daraus, daß bereits am Tage der Er-
öffnung um 15,000 M. Ankäufe gemacht wurden.

it. LI. Berlin. In den oberen Räumen der Akademie
waren unlängst die Ergebnisse zweier Konkurrenzausschreiben zur
Ausstellung gebracht: für die Wandmalereien des Altonaer
Rathauses und für einen monumentalen Brunnen in
Bromberg. Die Arbeiten für die erste Konkurrenz zeigen einen
bedauerlichen Mangel an Gefühl und Verständnis für die For-
derungen der monumentalen Malerei. Mit wenigen Ausnahmen
sind die eingelaufenen Arbeiten im Stile historischer Genre-Bilder
oder noch häufiger von Illustrationen gehalten, die als solche häufig
geschickt und manche fast geistreich zu nennen sind, aber sich durch-
aus im Rahmen des kleinen Staffelei-Bildes Hallen und der dekora-
tiven, geschweige der monumentalen Aufgabe nicht im entferntesten
gerecht werden. Nach dem Entscheid der Jury scheint es, als ob
auch diese wenig Wert auf den Begriff Raumkunst legte, der doch
hier offenbar zum Motiv gemacht werden müßte. Denn die
Preise sind durchweg aus Arbeiten gefallen, die an sich zwar gut,
mit dem bezeichneten Mangel jedoch in hohem Grade behaftet
sind. Der erste Preis (Markus) sind kräftige historische Genre-
Scenen, die sich als kleine Gouache-Bilder vortrefflich ausnehmen,
doch deswegen noch lange nicht den Anspruch aus Größe in sich
tragen. Der zweite Preis (Dettmann) besteht in geistreich ge-
zeichneten Bildern, die, als Triptychon gemalt, wohl in eine
Kunstausstellung gehören. Der dritte Preis (Arthur Kampf)
sind ebenfalls ausgezeichnete Gouache-Illustrationen; eine Lösung,
die sich bei den übrigen Arbeiten noch recht oft in mehr oder
minder guter Weise wiederholt, ohne daß eine Bezug auf die
Architektur und ihre strengen Formen genommen hätte. Nur
wenige sind auf die eigentliche Aufgabe eingegangen, so z. B.
Klimsch, der wenigstens mit großen Linien den Raum zu gliedern
sucht. Roßmanns Entwürfe, anscheinend für Gobelins, sindzwar
an sich nicht sehr gut, doch ist wenigstens eine richtige Idee zu
Grunde gelegt. Sehr vielversprechend sehen einige ms Dunkle
gehängte Entwürfe von Weiß aus, die nur leider zu flüchtig
sind, um von einer Jury zur Ausführung acceptiert werden zu
können. Doch scheint hier eine echte Begabung dahinter zu
stecken. Geradezu wohlthucnd zwischen all dem muß man einige
Entwürfe von Max Liebermann nennen. Nicht gerade als ob
man wünschte, daß sie ausgesührt würden; denn es liegt der
Phrase, daß Kunst erhebend wirken sollte, bei einer Aufgabe wie
der vorliegenden doch ein richtiger Gedanke zu Grunde. Lieber-
mann wirkt, so bedeutend er ist, doch mehr deprimierend als be-
freiend; und doch ist es eine Freude, hier einmal Entwürfen zu
begegnen, die wirkliche Größe haben und so ganz von jedem tadel-
losen, akademiehaften abweichen. Auch Hans Olde sticht in einem seiner
Entwürfe wohlthuend von den anderen ab. Alles in allem trifft
man nirgends auf das Gefühl, daß eine strenge Architektur nach
strenger Malerei förmlich schreit, und wenn es der Akademie
wirklich, wie man hört, so ernst ist mit der Bewunderung der
alten Meister, so soll sie ihre Schüler, aus denen wohl eine
große Anzahl der Konkurrenten hervorgegangen ist, doch einmal
etwas ernster auf die Raumkunst der Alten Hinweisen. Derselbe
Gedankengang kommt einem vor dem Ergebnis der Brunnen-
konkurrenz. Viel Genrehaftes, viel Anmutig-zierliches und so gut
wie keine Monumentalität. Der erste Preis von Lepcke zeigt
einen schönen malerischen Aufbau mit geistreicher Behandlung
des Materials. Der zweite von Hojäus zeigt die mit Natura-
lismus gepaarte barocke Auffassung, die manchem Werke von
Begas eigen ist. Der dritte Entwurf von Freese und Mackensen
zeigt eine breite architektonische Entwickelung mit einer ziemlich
uninteressanten Gruppe darin. Etwas Gutes angestrebt hatte
Starck mit seinen der Antike nachempfundenen drei, eine Schale
 
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