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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 14.1898-1899

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Personal- u. Atelier-Nachrichten - Ausstellungen und Sammlungen - Vermischte Nachrichten - Vom Kunstmarkt - Kunstlitteratur u. vervielf. Kunst
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Aunstlitteratur und vervielfältigende Kunst.

225

I>. H. Anton Graff. Bildnisse von Zeitgenossen
des Meisters in Nachbildungen der Originale.
(Leipzig, Breitkopf L Härtel. 20 M.) Mit einer gewissen
Beschämung muß man in Bayern auf das kleinere Sachsen
blicken, das uns in der Pflege der heimischen Kunst und Wissen-
schaft längst überflügelt hat. Es kann hier nicht der Ort sein,
dies näher zu begründen und auf Einzelheiten einzugehen. Es
genüge, nur daraus hinzuweisen, daß dort 1896 eine historische
Kommission gegründet wurde, „deren Aufgabe es sein soll, die
Geschichte des königlichen Hauses und des Gesamthauses der
Wettiner, sowie der von ihnen regierten Länder und im Zu-
sammenhänge hiemit die deutsche Geschichte überhaupt mit allen
zur Verfügung stehenden wissenschaftlichen Mitteln zu fördern".
Die von dieser Kommission herauszugebenden Veröffentlichungen
sollen die Geschichte im weiteren Sinne als Kulturgeschichte ge-
nommen behandeln; sie hat sich also weitere Ziele gesteckt als
die von König Max II. gegründete historische Kommission. Die
erste dieser Publikationen ist vor kurzem bei Gelegenheit des
25jährigen Regierungsjubiläums des Königs Albert erschienen
und enthält eine Auswahl von Gemälden des ehemaligen Hof-
malers Anton Graff. Sie sollen die Entwicklung und Bedeutung
des Meisters zeigen und zugleich einen Beitrag zur Geschichte
seiner Zeit geben. Von den 1240 Bildnissen, die der Künstler
während seines langen Lebens gemalt hat, sind bis jetzt ungefähr
nur 300 nachweisbar, und aus dieser Zahl hat der Direktorial-
Assistent am städtischen Museum in Leipzig, vr. Julius Vogel
00 ausgewählt und in 14 Autotypien und 60 Lichtdrucktaseln,
nüt geschichtlichen Bemerkungen versehen, veröffentlicht. Außer
der Lebensbeschreibung Graffs geben uns gerade die zu den
Bildnissen gegebenen Erläuterungen treffliche Einblicke in die
hervorragende Thäligkeit des Meisters und wertvolle Mitteilungen
über die dargestellren Personen. Unter diesen finden wir neben
sieben Mitgliedern der sächsischen Fürstensamilie auch fünf des
preußischen Königshauses, alsdann Gelehrte und Schriftsteller:
Geliert, Geßner, Lessing, Wieland, Herder, Schiller, Bürger,
Hagedorn u. a. Ferner zieren das Werk mehrere Selbstbildnisse
des Künstlers aus verschiedenen Lebensaltern, nebst einem
Familienbilde. Von Künstlern sind weiter vertreten: Oeser,
Chodowiecki und der Kupferstecher Bause, außerdem verschiedene
andere Persönlichkeiten, darunter der bekannte Berliner Buch-
händler Nicolai und sein Leipziger Berufsgenosse Reich.

6. Or. Ludwig von Hofmann, Skizzen und Buch-
schmuck aus der Kunstzeitschrift „Pan". (Verlag der Ge-
nossenschaft „Pan", F. Fontane L Co., Berlin, 3 M.) Das Quart-
hest umfaßt 19 Skizzen Hofmanns, die bis jetzt tm „Pan" erschienen
sind. Man findet viele der Eigenschaften des Künstlers in diesen
Blättern wieder, die ihm die bewundernde Neigung der einen,
den tadelnden Widerspruch der andern zugezogen haben: die
graziöse Linienführung, das Streben nach Vereinfachung der
Form (zuweilen bis zum Primitiven übertrieben, z. B. in dem
a. S. 222 abgebildeten „Märchen") und seine ihm eigene Gabe
zum Stilisieren. Das Wertvollste vielleicht ist in den für den
Buchschmuck bestimmten Zeichnungen gegeben, unter denen reizende,
figürlich gestaltete Zierbuchstaben besonders genannt seien.

— In dem „Steinhausen-Aufsatz" des vorigen Heftes,
für das wir die Möglichkeit, die beiden Bilderbeilagen „Die
Heilung des Blindgeborenen" und das „Gastmahl" geben zu
können, dem freundlichen Entgegenkommen der Firma Breitkopf
L Härtel in Leipzig verdanken, ist bereits erwähnt morden,
daß dieser Kunstverlag mechanische Reproduktionen einer Reihe
graphischer Schöpfungen Steinhaufens herausgegeben hat. Sie
gehören in der Thal zu dem wenigen, billigen und dabei künst-
lerisch wertvollen Wandschmuck, den wir in Deutschland haben
und besonders die in der Größe von 88:118 cm erschienene
Wiedergabe des Gastmahls (Preis 10 M.) kann sich in hervor-
ragendster Weise zur Ausschmückung von Kapellen, Sakristeien,
Schulen und Pfarrhäuser eignen. Wesentlich billiger (2 M. Pro
Blatt) sind die im Format von 40:50 cm gehaltenen Nachbil-
dungen von „Der Größte im Himmelreich", „Die Heilung des
Blindgeborenen", „Der reiche Jüngling", die zu der Serie „Zeit-
genössische Kunstblätter" der Firma Breitkopf L Härtel gehören,
die in ihrer Gesamtheit, außer Schöpfungen Steinhaufens, Werke
der Grisfelkunst von Thoma, Greiner, Klinger, M. Fiedler, H v.
Marees und Sascha Schneider bietet.

vl. Jakob Burckhardt: Erinnerungen aus Rubens.
(Basel, C. F. Lendorff, M. 4-50). Rubens war Burckhardts
Lieblingsmaler. Es war sozusagen eine Herzensfreundschaft,
die von Jugend auf den einsamen Gelehrten des neunzehnten
Jahrhunderts mit dem lebenslustigen, mitten im Getriebe
der Politik stehenden Barockkünstler verbunden hat. Sie
waren beide Fürsten des Geistes, wahre Herrschernaturen, denen
das Schaffen und das Studium schöner Werke ein Genuß mar
und deren kühner Geist einer Fülle starker Ideen das Leben gab.
Diese wahre Freundschaft ließ Burckhardt noch als nahezu Achtzig-
jährigen Worte von mitreißender Begeisterung finden. Sein
Buch, das durchaus nicht auf der Höhe der modernen Forschung
steht (auch nicht stehen will!) ist in ganz veralteter Form eine
Quelle neuer Ideen über Rubens. Wer es lesen will, um Aus-
schluß über dieses oder jenes Gemälde zu erhalten, wird es oft
enttäuscht aus der Hand sinken lassen, und der Leser muß sich
immer eingedenk bleiben, daß hinsichtlich der positiven Angaben
auf diese Rubensstudie gar kein Verlaß ist. Trotz alledem hat
noch niemand die freie großartige Herrschernatur des Großmeisters
vlämischer Kunst im siebzehnten Jahrhundert so beredt, so über-
zeugend und so gut geschildert, als eben Burckhardt, dem es ver-
liehen gewesen ist, die Herzen zu kennen und in ihr tiefstes Ge-
heimnis zu dringen. Er suchte den menschlichen Gehalt eines Kunst-
werkes aus und wußte ihn auch zu finden. Den rein malerischen
Eigenschaften eines Bildes stand er jedoch mehr oder weniger
fremd gegenüber. Ob ein Gemälde Origmal oder Kopie sei, war
für ihn nicht immer sehr wichtig und er hat gerade bei Rubens,
wo diese Frage oft recht schwierig zu lösen ist, nicht wenige
Kopien und Schülerarbeiten für Originale gehalten. Seiner
ganzen Natur entsprechend hat er den Menschen und den Künstler
in Rubens ausgezeichnet erfaßt, über den Maler jedoch erhält
der Leser nicht immer die richtige Auskunft. Es kann undankbar
erscheinen, an einer so wertvollen Gabe, wie dieses Rubens-
Buch ist, einen heutzutage so schwer wiegenden Ausstand zu
machen; wir müssen ihn jedoch machen, gerade, weil wir das
Werk eines der bedeutendsten Gelehrten und Männer dieses Jahr-
hunderts vor uns haben, weil eine Persönlichkeit zu uns spricht
von so großer und sich immer aufs neue aufzwingender Autorität
wie Burckhardt.

6. Jakob Burckhardt-Plakette. Von einem jungen,
sehr talentvollen Schweizer Künstler, Hans Frei aus Basel,
der Schüler von Roty in Paris war, ist die unten abgebildete
Bronze-Plakette geschaffen worden. Sie mißt — ohne Eichen-
Stehrahmen — 9X13 cm und ist, erstens was künstlerische Fein-
heit der Modellierung, zweitens was Aehnlichkeit betrifft, als ein
sehr gelungenes Kunstwerk zu bezeichnen. l«i"-l>I
 
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