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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 14.1898-1899

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Personal- u. Atelier-Nachrichten - Ausstellungen und Sammlungen - Denkmäler - Vermischte Nachrichten
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Ausstellungen und Sammlungen.

2Z7


eO H,. Düsseldorf, Die diesjährigen Frühjahr-Aus-
stellungen sind so schwach, wie kaum jemals zuvor und geben
von dem Düsseldorfer Kunstschaffen ein nur sehr unvollkommenes
Bild. Es ist schließlich kein Wunder, daß die Maler müde werden,
ihre Bilder auszustellen, denn der praktische Erfolg ist bei der
ungünstigen Zeit und den ungünstigen Lokalverhältnissen doch
immer nur ein recht geringer. Die Scheidung in der Künstler-
schaft dauert fort, obwohl sie eigentlich keinen rechten Zweck mehr
hat, denn von der berühmten strengeren Jury bei der Secession,
die inzwischen auch wieder in die Kunstgenossenschaft eingetreten
ist und hier eine Lokalabteilung Düsseldorf Nr, 2 bildet, ist nicht
viel zu merken, während man in der Kunsthalle etwas vorsichtiger
geworden zu sein scheint. Darauf deutet wenigstens die geringe
Gesamtzahl der Bilder hin, sowie das Zurücktreten der allzu
grausamen Verkaufsbilder. Figurenbilder sind auf beiden Aus-
stellungen so gut wie gar keine vorhanden, die Landschaft und die
mit Figuren staffierte Landschaft herrscht vor, und wenn namentlich
die letzteren Bilder der modernen Naturbetrachtung entsprechen, so
ist doch das fast gänzliche Fehlen von durchgearbeiteten figürlichen
Motiven, in denen eben der Mensch nicht bloß als landschaftlicher
Fleck wirkt, zu bedauern. Fast das einzige ernsthafte Genrebild
ist somit Schönnenbecks „Wirtshausscene" mit dem etwas
trivialen Titel „Nicht zu dick". Das Bild ist mit größtem Fleiß
und einem beachtenswerten Charakterisierungsvermögen ausge-
führt. Leider stört die schwärzliche Farbe den sonst so an-
sprechenden Gesamtausdruck. Fagerlins „Eifersucht" ist eine
jener Scenen aus dem holländischen Fischerleben, die der greise
Künstler bevorzugt. Von den Landschaften, die sich meist in den
bekannten Geleisen bewegen, ragen hervor eine Ansicht auf Neapel
und den Golf von Oswald Achenbach, die durch die Klarheit
und Leuchtkraft der Farbe sich auszeichnet. Gleich daneben
hängt die ebenfalls sehr bemerkenswerte Arbeit eines noch
jungen Künstlers „Unter Eichen" von Willy Fritzel,

Das Bild zeugt von einem intimen Naturstudium und ist
srisch und lebendig gemalt. Die Wirkung der Sonne, die
durch die Bäume auf das Gras, ein Bauernhaus und einige
Figuren fällt, ist mit größter Sorgfalt studiert. Recht
stimmungsvoll sind zwei kleinere Landschaften des Grafen
Merveldt, ansprechend in ihrer Hellen, dunstigen Wir-
kung die holländischen Bilder von Petersen-Angeln,
dessen „Holländisches Mohnfeld" eine interessante kolo-
ristische Fleckenwirkung erzielt. Dorn, Ritzau und
Morten-Müller sandten recht gute größere Landschaften
und Schlüter einige seiner wie immer höchst anmutig
ausgesührten Aquarellen. Prof. Kröner ist, wie gewöhn-
lich, durch ein prächtiges Hirschbild vertreten und Frau
Mazda Kröner durch ein farbig interessantes, großes
Stillcben. Recht originell aber etwas unruhig im Arrange-
ment ist Wessels „Gemüsekeller-Jnterieur". Etwas
lebendiger ist der Gesamteindruck der Ausstellung der
Secession, die sich in den Räumen des Schulischen Salons
befindet. Hier ist es diesmal das Porträt, das für die
mangelnden Figurenbilder entschädigen muß. Im Vorder-
grund des Interesses stebt das große, vortrefflich gelungene
Bildnis des Professor Oswald Achenbach, von Walter
Petersen für die hiesige Kunsthalle gemalt. Einige
elegante Damenbildnisse zeigen ferner Petersens hohe Be-
gabung für diesen Kunstzweig, Kräftiger sind die Herren-
bildnisse des begabten Otto Heichert, und ein Kinder-
porträt in einem malerischen Kostüm von ihm hat hervor-
ragende Eigenschaften in Bezug auf Farbe und Ausfassung.

Auch Schneider-Didams „Bildnis des Grafen M." ist
höchst lebendig wie die Porträts von Reusing durch
lebensvolle Wirkung sich vorteilhaft bemerklich machen,
Vezin, Psannekuchen, Schwarzer und Böninger
stellen ebenfalls gute Porträts aus. Namentlich die Bilder
von Böninger wirken durchaus eigenartig und modern. —

Die Landschaft hat hier einen wesentlich anderen Charakter,
als bei den meisten Bildern in der Kunsthalle, wenn auch
die Zeit, wo man sich mit bloßen Naturausschnitten be-
gnügen zu müssen glaubte, vorbei ist. So ist Wans-
lebens „Abendrot" von großer Schönheit der keineswegs
durchaus naturalistischen Wirkung, Am weitesten geht in
subjektiver Stimmungsmalerei der begabte Hermanns,
dessen Bilder zwar noch realistische Motive zeigen, aber in

Farbe und Stimmung durchaus übersetzt sind, Liesegang und
Jernberg bemühen sich ebenfalls in der Richtung einer farbigeren
Auffassung der Natur und V. Wille geht wieder direkt auf die alte
romantische Landschaft in seinem „Eifelnest" und in einigen vor-
trefflichen Zeichnungen los. Neuhoffs italienische Motive sind von
großem Reiz der naturellen Auffassung, während Lins in seinen,
mit Tieren staffierten Landschaften auch mehr nach poetischer
Stimmung als naturalistischer Wiedergabe sucht. Prof, v, Boch-
manns Esthnische Bilder sind bekannt. Eine Auswahl guter
Lithographien (;. B. von Otto), Radierungen von Frl, Stein
und Pastells, unter denen besonders eine kleine Porträtsstudie
von W, Petersen ausfällt, vervollständigen die Ausstellung nach
dieser Seite hin. Mos)

— Dresden. Die heurige hiesige, am 20. April zu er-
öffnende Kunstausstellung wird eine Sonderausstellung von
Werken der Bildhauer Reinhold Begas und Adolf Hilde-
brand umfassen; im großen Skulpturensaal wird das Hauptstück
Rudolf Maisons Brunnen für Bremen sein. Ueberhaupt wird,
Dank der Bemühungen des Direktors der hiesigen Skulpturen-
Sammlungen, Professor Treu, die Plastik wie auch im Jahre
1897 einen Höhepunkt der heurigen Ausstellung bilden. Der
Maler Paul Schultze-Naumburg hat den Auftrag erhalten,
für einen der Ausstellungsräume ein dekoratives Gemälde aus-
zuführen,

— München, Auf der Frühjahr-Ausstellung der
„Secession" wurde ein „Herbstbild" Franz von Courtens
vom Bayer. Staat für die hiesige Pinakothek erworben, ebenso
ein Bild „Niederösterreichische Dorsstraße" von Rudolf Ribarz
in Wien. — Das an der Barerstraße neu erbaute Vereinshaus
des „Münchner Künstlerinnen-Vereins" ist am 25. März
feierlichst eingeweiht worden, l»si2z

-v- Königsberg, Daß dieBonscheKunsthandlung bestrebt
ist, uns in ihrem neuen Salon auf dem Paradeplatze so viel
als irgend möglich mit den neuesten Erscheinungen auf dem

A. woblinuth als Richard III.
 
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