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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 14.1898-1899

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Personal- u. Atelier-Nachrichten - Ausstellungen und Sammlungen - Denkmäler - Vermischte Nachrichten
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2Z8

Ausstellungen und Sammlungen.

Gebiete der bildenden Kunst bekannt zu machen, ist nur dankbar
anzuerkennen, wenn man auch von dem, was man da zu sehen
bekommt, nicht immer hingerissen oder gar zur Nacheiferung
angeregt zu werden braucht. So brachte uns dieser Salon
unlängst die sogenannten Neo - Impressionisten: Landschaften,
Porträts, Genre der Franzosen Paul Signac, H. E. Croß,
Petitjean und Lnce. Können wir uns von vornherein für
dieses Anschauen der Natur und für diese Technik, Punktier-
manier, welche an Stickerei erinnert, nicht begeistern, so freuen
wir uns doch, auch hier derartiges zu sehen, von dem der sonst
hier nur zu lesen bekam, dem es nicht vergönnt ist, öfter größere
Reisen zu machen. Anregung bietet es nach einer oder der
anderen Seite immer. Zu gleicher Zeit sahen wir in dem Salon
noch eine größere Anzahl plastischer Werke von Paul Du Bois-
Brüssel, die alle gewisse Vorzüge aufweisen. In Teicherts
Kunsthandlung waren Landschaften in Aquarell von einem ost-
preußischen Grafen Bülow ausgestellt, welche, wenn auch nicht
punktiert, doch in der Farbe sehr an die Neo-Jmpressionisten er-
innerten. Ferner waren nachgelassene Bilder und Studien unseres
verstorbenen Landschafters I. Monien daselbst ausgestellt, welche
Arbeiten des einst so beliebten Künstlers aber fast schwarz
erschienen neben den eben erwähnten modernen Bildern. —
Am 12. März wurde hier die alle zwei Jahre wiederkehrende
Kunst-Ausstellung des hiesigen Kunsivereins eröffnet, welche
uns vieles Interessante bietet. Mögen die Werke namhafter
älterer und moderner Meister, die hier zu sehen uns Gelegenheit
gegeben ist, immerhin schon früher an anderen Orten zur
Ausstellung gekommen und besprochen worden sein, für viele

Fritz von Ulide pillx.

Königsberger sind sie etwas Neues und wir sind dem rührigen
Vorstande des Kunsivereins dankbar, dieselben für unseren
fernen Osten gewonnen zu haben. Auf Einzelheiten einzugehen
fehlt uns der Raum, es sei daher auch nur des meistbeachtetsten
Kunstwerkes gedacht: Altmeister Menzels neuesten Bildes
„Sonnabend Abend", Motiv des Schwedenthores in Marienburg,
welches erst kürzlich die Staffelei verlassen. Es wird Stimmung
gemacht, das Bildchen, welches 28500 M. kosten soll, für die
hiesige Galerie anzukanfen. Wir würden die Erwerbung keine
glückliche nennen können, da dieses Werk uns nicht so treffend
die Art Menzels verrät, als frühere es thun. Vor allem ist
das Figürliche viel zu klein und erscheint fast nebensächlich,
gegenüber der vorherrschenden Architektur. Wie charakteristisch
sind dagegen die drei ausgestellten, älteren Aquarellbildnisse:
Oberstabsarzt Puhlmann, Di. Eitner und Major Leuthold, welche
nicht verkäuflich. Auch an zwanzig Studien in Bleistift, Kreide
und Aquarell sind von hoher künstlerischer Bedeutung und haben
fast alle bereits hier Käufer gefunden. Ebenso eine große Zahl
erster Drucke von Radierungen, Lithographien und Holzschnitten.
Die ganze Ausstellung zählt über sechshundert Nummern. In einer
zweiten Notiz werden wir kurz über die hiesigen, oder von hier
stammenden Künstler und deren Arbeiten, welche auf der Aus-
stellung vertreten sind, berichten, da das meiste davon der größeren
Oeffentlichkeit noch unbekannt sein dürfte. Mos;

— München. Von der Künstlergenossenschaft. Die
Jahres-Ausstellung im Glaspalast wird, wie bisher, am
1. Juni eröffnet werde», der Termin der Anmeldungen schließt
mit dem 30. April. — Die ordentliche Generalversammlung
der Genossenschaft fand am 24. März unter der geschäftlichen
Leitung des H. Präsidenten, Professor H. Petersen, statt.
Die für das abgelaufene Vereinsjahr vom Schriftführer R. Groß
und Kassierer F. Schm id - Breitenbach erstatteten Berichte
wurden mit lebhaftem Beifall entgegengenommen. Nach Erledigung
des geschäftlichen Teiles der Tagesordnung entspann sich, ver-
anlaßt durch verschiedene Anfragen eines Mitgliedes, eine lange
Debatte über das Künstlerhaus, welche dem I. Präsidenten der
Genossenschaft, vr. von Lenbach Gelegenheit gab, sich in
temperamentvoller Weise über die Gestaltung und Verwendung
des Hauses zu äußern. Nach dem jetzigen Stand des Baues sei
mit Sicherheit anzunehmen, daß die völlige Fertigstellung des
Künstlerhauses etwa in den November dieses Jahres fallen werde.
Verschiedene andere Genossenschaftsangelegenheiten gaben weiteren
Anlaß zu längeren Debatten, so daß schließlich Professor Petersen
die Versammlung mit dem Ausdruck der Freude darüber schließen
konnte, daß an diesem Abend eine Fülle künstlerischer und ander-
weitiger Anregungen gegeben wurde, die in ihrer Konsequenz im
stände seien, die Genossenschaft zu stärken und noch bestehende
innere Gegensätze auszugleichen. MiZI

Frankfurt a. M. Die Zeit der Fasten will für unser
hiesiges Ausftellungswescn nichts weniger als eine Karenzzeit
bedeuten. Auf F. A. Kaulbach sind bei Andreas die „Worps-
weder" gefolgt, eine ganze Reihe der bekannten schönen stimmungs-
vollen Bilder aus dem niedersächsischen Tieflande von Hans
am Ende, Fritz Mackensen, Fritz Overbeck, Otto Moder-
sohn und H. Vogeler, meist Landschaften, aber auch einiges
Figürliche darunter. Die landschaftlichen Darstellungen waren
in der hier gebotenen Auswahl entschieden das am meisten An-
ziehende Am wenigsten wollten uns, wie schon früher, Vogelers
Märchenbilder Zusagen. In der Beziehung sind wir Deutschen
sehr verwöhnt: nachdem einmal Schwind und Ludwig Richter
sich zu diesem Thema ausgesprochen haben, sollte sich jeder andere
vorsehen, der diese Stoffe nicht mit durchaus originaler und
naiver Empfindung neu in sich zu erleben weiß. Das Beste,
was uns die Worpsweder geben können, liegt ja auch ganz auf
anderem Gebiete. Jene von Wald und Moor durchzogenen
Niederungen, wo sie mit sich und der Natur allein leben und
arbeiten, bilden einen der merkwürdigsten Landstriche unseres
Vaterlandes. Hier ist ein völlig weltentlegener Fleck Erde, eine
Insel, an der der Kulturfortschritt der letzten drei Jahrhunderte
spurlos vorübergegaugen zu sein scheint; noch jüngst sind wir
darüber durch die Erzählungen eines niedersächsischen Landgeist-
lichen in den Preußischen Jahrbüchern aus authentischer Quelle
belehrt worden. Für Land und Leute ist solch ein Paradies der
Unschuld gewiß nur bedingt ein Vorzug zu nennen, aber es ist
jungfräulicher Boden für jede Entwicklung eines höheren Lebens,
die hier einzusetzen vermöchte. Und etwas von dieser rauhen
aber unberührten Naturwüchsigkeit des Landes und seiner Bel
wohner steckt ganz entschieden in den Bildern der „Worpsweder"
und nicht zu ihrem Nachteil drin, namentlich in ihren landschaft-
 
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