von Paul
auch derber in der Auffassung ist das Bildnis des
Königs von Hermann Prell. Von Karl Bantzer,
dem verdienstvollen ehemaligen Führer der Dresdner
Secession, sehen wir das von München bekannte, seither
etwas veränderte ungemein lebendige Bild eines hessischen
Bauerntanzes, von Richard Müller, dem kaum fünfund-
zwanzigjährigen Künstler, das lebensgroße, überaus sorg-
fältig gemalte Bild einer barmherzigen Schwester, das
mit der großen goldenen Plakette ausgezeichnet und
für die kgl. Gemäldegalerie in Dresden angekauft worden
ist. Ein Dutzend Radierungen und Zeichnungen nach der
Natur sind technisch so meisterhaft, daß sie ihm in dieser
Hinsicht einen Platz in der ersten Reihe unserer Radierer
anweisen. Weiter ist Heinrich Eplers imposante Gruppe,
„Zwei Mütter", eine Scene aus der Sintflut, zu
nennen: eine menschliche Mutter hat sich mit ihrem
Kinde auf einen von den Fluten umspülten Felsen ge-
rettet, ein Tigerweib mit dem Jungen im Maule sucht ebenda
eine Zuflucht: die Mutter sucht laut aufschreiend mit über-
menschlicher Kraft sich der Tigerin zu erwehren: der grausige
Moment ist mit drastischer Lebendigkeit veranschaulicht.
Ein nicht minder sorgfältig durchgearbeitetes Werk von
edler Empfindung ist dann Peter Pöppelmanns
marmorne Gruppe „Mutter und Kind". Nennen wir
noch Albert Staguras stimmungsvollen „Ort des
Friedens", Franz Adolf Fischers „Fischerhütte vom
Ammersee", Hans Ungers charaktervolles Selbstbildnis,
MaxPietschmanns dunkel gestimmtes „Bad am Sommer-
abend", GeorgLührigs drei Zigeunermädchen, Pepinos
treffliches weibliches Bildnis, Otto Rossows Rathaus-
saal zu Bremen und die Landschaften von Georg
Wilhelm Ritter, Besig, Georg Müller-Breslau,
chumann. 2ys
Schreyer und Schenker, so ergiebt sich für Dresden
eine Fülle von tüchtigem Können und rüstigem Streben,
wenn auch nicht gerade viel spezifisch Dresdnerisches und
Sächsisches in der Gesamtheit zum Ausdruck kommt.
Diesen hier etwas mangelnden Zusammenhang mit
dem heimischen Boden wahren gegenwärtig wohl am
stärksten die Worpsweder, die in Dresden besonders
glänzend vertreten sind. Insbesondere imponieren die
beiden großen Waldbilder von Karl Vinnen durch
ihre schlagende Naturwahrheit, nicht minder Fritz
Mackensens Kolossalbild „Tie Scholle" — ein Mann,
der mit zwei Frauen das Feld eggt — durch den ein-
dringlichen Ernst der Auffassung und die Wahrheit der
Licht- und Farbenstimmung. Im allgemeinen findet man
bei den Worpswedern — Heinrich Vogeler mit
seiner stilisierenden Zartheit ausgenommen — die kräftigste
Farbengebung und eine feine Beobachtung der prächtigen
Licht- und Farben-Phänomene, welche die Worpsweder
Gegend so ungemein interessant machen. Neu ist, daß
in Worpswede auch Plastik und Kunstgewerbe gedeiht;
Mackensens „Alte Frau mit Ziege", eine Büste u. a.
sind Werke von charakteristischem Naturalismus.
Mit den Worpswedern teilen die Düsseldorfer den
Saal. Hier finden wir von bekannten Werken nament-
lich Arthur Kampfs Kolossalbild der Rückkehr franzö-
sischer Soldaten aus Rußland. Ferner sind Zierden dieses
Saals Olof Jernbergs prachtvolle „WestfälischeHerbst-
landschaft", die „Störfischer" von Andreas Dirks, einige
feintönige Landschaften von Lasch, Wendlings sonniges
„Kircheninterieur" (Abb. i. vor. Hefte) und die figuren-
reiche „Alte Hochzeit in Niederdeutschland im Augenblick
der Begrüßung der Gäste". Der junge Künstler, der
Das Vestibül der Dresdner Kunstausstellung.
)n der Mitte Re in bald Begas' Gruppe des elektrischen Funkens.