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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 14.1898-1899

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Mortimer, Richard: Die Ausstellung der Berliner Secession, [1]
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Personal- u. Atelier-Nachrichten - Ausstellungen und Sammlungen – Denkmäler - Vermischte Nachrichten
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https://doi.org/10.11588/diglit.12049#0403

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von Richard Nkortitner. — Personal- und Atelier-Nachrichten.

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Füßen stand, verteidigten, nm so mehr erbitterten sie
und beschleunigten dadurch, daß sie nicht von Jrrtüniern,
die sie einst verfochten, lassen wollten, ihre eigene Ver-
knöcherung. Und je mehr die Gegenpartei ihren Stand-
punkt klarzulcgen gezwungen war, um so lauter betonte
sie ihn und setzte dadurch, daß sie weit über ihr Ziel
hinausschoß, das vergnügt zuschauende Pu-
blikum in Erregung. Diese Vorgänge gehören
früheren Jahren an und machten sich auch in
Berlin, wenn auch in weniger heftiger Weise
als in München und Paris bemerkbar.

Es ist dann, wie das ja in der Notwendigkeit
der weiteren Entwicklung begründet liegt, der
Sieg auf der ganzen Linie den Secessionen
geblieben und den „Alten" (sie sind es nicht
dem Aller nach) blieb nichts übrig, als sich
um die Tüchtigen unter ihnen zu scharen und
einen Reorganisationsprozeß mit sich vorzu-
nehmen. Seit der Zeit datiert der unge-
heuere Aufschwung der deutschen Kunst und
wenn auch die großen Genies allezeit dünn
gesäet sein werden, so wird doch heute mit
einem Können und Geschmack in Deutschland
geschaffen, die ihm die Achtung der Nachbar-
völker wieder in hohem Grade verschafft
haben.

Diese erlösende Lösung kommt nun
eigentlich ein wenig spät in Berlin. Das
mag seinen Grund darin haben, daß bei den
Veranstaltungen in Berlin die Anschauung
des Monarchen mehr wie irgend wo mit-
spricht. Bekanntlich ist der deutsche Kaiser
ein ausgesprochener Gegner der modernen
Kunst, die man wohl in Kreisen derer, die
ihm nahestehen, bei ihm in Verruf zu bringen
gewußt hat. Und so war es den Berlinern
nichts Leichtes, alle Schiffe hinter sich zu
verbrennen und einen Schritt zu thun, ber-
ste von jeder monarchischen und staatlichen
Kunstpflege ausscheidet. Der Schritt ist nun
gethan, und wir haben zwei Ausstellungen in
Berlin, wie andere Städte auch. Die eine,
ältere, vereinigt einmal alle jene offizielle
Kunst, der das Was über den: Wie steht
und bei der das Was im wesentlichen im Ausdruck
monarchischer Gefühle liegt. Daneben eine große Zahl
unbedeutender Leistungen, eine sehr viel kleinere be-
achtenswerter oder guter. Die secessionistische Aus-
stellung hat das Gesicht aller Secessionsausstellungen.
Es fehlt allerdings die Unterstützung des Auslandes —
die feinsinnige Auswahl unter dem besten der fremden
Kunst war nicht das kleinste Verdienst der Secessionen —,
aber dafür hat man eine Anzahl sonst schwer sichtbarer
älterer Werke hervorragender Künstler herangezogen.

Es ist schwer, gute Bilder untereinander abzuwägen,
und ebensoschwer ist es, mit guten Ausstellungen das
zu thun. Es verlohnt nicht der Mühe. Genug an der
Thatsache, daß wir es mit einer der nach den bekannten
secessionistischcn Grundsätzen gebildeten Ausstellungen zu
thun haben- von geringem Umfange und dadurch über-
sichtlich, so gut wie fast alle Werke wenigstens von rein
künstlerischem Streben, ohne den Versuch, in erster Linie
durch solche außerhalb der Kunstsphäre liegende Faktoren

zu wirken. Dabei das Ganze geschmackvoll und einheit-
lich arrangiert — alles in allem eine Ausstellung, wie
man sie den Berlinern nur wünschen kann. Und es
scheint, daß die in Kunstdingen Kultivierten dies dankbar
anerkennen.

(Ein zweiter Artikel folgt im nächsten Heft.)



kt. ZI. Berlin. Folgender Vorfall war jetzt in Berliner
Kunstkreisen das Tagesgespräch: Die Secession hatte Menzel
um die Erlaubnis zur Ausstellung einiger älterer Werke gebeten,
die dieser auch erteilt hatte. Nach einer von Hans Rosenhagen
in den „M. N. N." vertretenen Version wurde nun Menzel von
secessionsfeindlicher Seite bedrängt und ihm gesagt, daß es seiner
Stellung nach nicht möglich sei, daß er in der secessionistischen
Ausstellung vertreten sei. Menzel aber hatte vergessen, daß er
die Erlaubnis dazu gegeben und ließ sich zu der Erklärung ver-
leiten, daß die Arbeiten ohne sein Wissen in die Secession gelangt
seien. Natürlich wies die so angeschuldigte Secession die ihr
schriftlich erteilte Genehmigung vor, die Menzel einfach vergessen
hatte — was bei seinem hohen Alter gerade nicht wunder nehmen
darf — stellte jedoch Menzels Bilder zurück. Nun aber wünschte
Menzel selbst deren Ausstellung, ein Wunsch, dem natürlich
Folge geleistet werden mußte. Ob Menzel denen, die ihn in
diese unangenehme Lage gebracht haben, gerade sehr dankbar
sein wird, scheint zweifelhaft. Peinlich berührt nun die schon
etwas naive Art und Weise, wie man den Vorfall, der nur deu
 
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