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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 15.1899/​1900

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Schwedeler-Meyer, Ernst: Festspielkunst: das fünfundzwanzigjährige Jubiläum des Leipziger Kunstgewerbemuseums
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https://doi.org/10.11588/diglit.12046#0214

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H KuuMIlillli......*

Staatliche Museen
;u Berlin

«^g> FESTSPIELKUNST <S*^.

endlich, Pierrot gefoppt und betrogen zurück- bühnentechnischen, auch aus künstlerischen

bleibt. Der italienischen Komödie reihte sich Gründen auf eine „wörtliche" Wiedergabe

die Gavotte an, und als nun die in lichten des Bildes verzichtet worden, zumal von

Farben gekleideten Tänzerinnen die Mitte des dem Maler, der an eine derartige Repro-

Bildes einnahmen, eingerahmt von den in kräf- duktion wohl nicht gedacht hatte, mehr Ge-

tige Lokalfarben gekleideten Kavalieren, den stalten als bei der Uebertragung in die Wirk-

Damen in ihren langen faltigen Gewändern lichkeit möglich ist, auf die Treppe gestellt

und der farbenprächtigen Gruppe der Komö- waren. Als alle Schwierigkeiten überwunden,

dianten, da hätte die Aehnlichkeit mit einem zu denen auch die Herstellung der etwas eigen-

Bilde Watteaus d. h. mit der vollendeten Grazie artigen praeraphaelitischen Kostüme gehört,

und Anmut einer schnell vorübergegangenen da erschien, eingerahmt von zwei mächtigen

Epoche französischer romanischen Säulen,

Kultur kaum weiter eine die ganze Höhe

getrieben werden — V der Bühne von oben

können. T bis unten einneh-

Die behagliche -> \ ,. mende Mädchen-
Gemütlichkeit eines ||& | » gruppe. In lange
Leipziger Cafe- -- T|^^, fliessende Gewänder

gartens, Reverenzen ffe* A\ gekleidet, das Haar
und Begrüssungen, ~/Jfak\^ bekränzt, in den
ein Hinüber und . jB& Händen goldene
Herüber, Plaudern Musikinstrumente
und etwas Klatsch, ufftomyl. tragend, so schien es
dazwischen das als ob dem im lang-
Klirren der Tassen samen Herabschrei-
und Löffel, tiefe ten begriffenen Zug
Komplimente vor auf einen Augenblick
der mit Ordensstern Haltgebotensei.Und
und Augenglas als dazu ein von Da-
nahenden Excellenz, men des Konserva-
das waren die Prä- toriums gesungenes
liminarien zu dem feierliches Lied er-
Bild aus der Zeit, klang, da begann im
„wo eurer Eltern - \ Theater jene Stille
Mütter Bräute" zu herrschen, die
waren. Dann treten ^iC^-—i^— ^er Deste Beweis für
die Paare an und der Mm eine zum Herzen
alte Grossvatertanz JFfjP gehendeWirkung ist.
beginnt mit seiner > Nun gut> jch wi„
Gravität und seinem Euch Kunst der Zu-
Sentiment. Strah- kunft zeigen,

lende Jugend in der l. v. hofmann «uw. ei!? thbi'd haus d«m

t u j j astnet sehen Zu-

Tracht der Alten, das kunftsstaat. -«
war vielleicht eine

der Ursachen mit zu dem grossen Beifall, den „Die Töne mögen schwirren,

diese Scene erhielt. Das einzige lebende Wenn sie im Reigen

„.,, , «. j j- i_ j r> -u Schwebend sich zeigen,

Bild des Abends war die nach dem Gemälde Sollen die kecken

von Burne-Jones „Die Goldene Treppe" ge- Formen-sie. wecken,

stellte Gruppe. Mit Recht hatte man sonst Sollen mit schnellen

von den üblichen lebenden Bildern mit ihrem Hn.'^n und ^We!len
erheuchelten Kunstwert abgesehen. Die

Lustig uns necken."

Uebertragung der zweidimensionalen Fläche So lautete die Einleitung zum letzten
auf den dreidimensionalen Raum ist so Bild, dem lange vorbereiteten Schmerzens-
kompliziert, es entstehen so viele Ver- kind des Abends, für das wochenlang ge-
schiebungen und Verkürzungen, dass nur probt und geübt war. Eine grosse Zahl von
ein Barbarenauge sich an der gröbsten äusser- eigens für dies Bild entworfenen Kostüm-
lichen Aehnlichkeit mit dem Original er- bildern lag vor, unter denen die schönsten
freuen kann. Es war daher nicht nur aus und zugleich für die Ausführung geeignetsten

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