DIE GROSSE BERLINER KUNSTAUSSTELLUNG 1900
Von Hans Rosenhagen
(Nachdruck verboten)
Das traurige künstlerische Ergebnis der gestellt haben, blieb den Herren in Moabit
vorjährigen Ausstellung im Moabiter Glas- nichts anderes übrig, als das gesunkene
palast, mehr aber noch die Besorgnis vor Ansehen ihrer Ausstellung mit Hilfe des
den Erfolgen der Berliner Secession, haben Auslandes wieder aufzurichten, was, da man
Akademie und Künstlerverein veranlasst, die sich an dieser Stelle einige Jahre hindurch
diesjährige Veranstaltung etwas sorgsamer sehr national gebärdete, ein wenig humori-
als in den letzten Jahren vorzubereiten. stisch wirkt. Die Einsicht, dass ein inter-
Leider hat man das Vernünftigste zu thun nationaler Kunstmarkt auch internationaler
- den Umfang der Ausstellung einzuschrän- Kunstwerke bedarf, kommt ein wenig spät,
ken — unterlassen, und so bietet die dies- aber besser spät, als gar nicht; und man hat
jährige „Grosse Berliner" im allgemeinen die Sache insofern vom gegebenen Standpunkt
wieder das gewohnte Bild, obschon man aus richtig angefangen, als man sich angelegen
beim näheren Zusehen merkt, dass es in sein Hess, Uebersichten über das künstlerische
einigen Zügen interessanter geworden ist. Schaffen in fremden Ländern zu bringen, was
Da sich fast alle das Publikum anregenden die Secession aus guten Gründen nicht thun
deutschen Elemente auf Seite der Secession kann und nicht thun will, was aber immerhin
Die Kunst für Alle XV.
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54
Von Hans Rosenhagen
(Nachdruck verboten)
Das traurige künstlerische Ergebnis der gestellt haben, blieb den Herren in Moabit
vorjährigen Ausstellung im Moabiter Glas- nichts anderes übrig, als das gesunkene
palast, mehr aber noch die Besorgnis vor Ansehen ihrer Ausstellung mit Hilfe des
den Erfolgen der Berliner Secession, haben Auslandes wieder aufzurichten, was, da man
Akademie und Künstlerverein veranlasst, die sich an dieser Stelle einige Jahre hindurch
diesjährige Veranstaltung etwas sorgsamer sehr national gebärdete, ein wenig humori-
als in den letzten Jahren vorzubereiten. stisch wirkt. Die Einsicht, dass ein inter-
Leider hat man das Vernünftigste zu thun nationaler Kunstmarkt auch internationaler
- den Umfang der Ausstellung einzuschrän- Kunstwerke bedarf, kommt ein wenig spät,
ken — unterlassen, und so bietet die dies- aber besser spät, als gar nicht; und man hat
jährige „Grosse Berliner" im allgemeinen die Sache insofern vom gegebenen Standpunkt
wieder das gewohnte Bild, obschon man aus richtig angefangen, als man sich angelegen
beim näheren Zusehen merkt, dass es in sein Hess, Uebersichten über das künstlerische
einigen Zügen interessanter geworden ist. Schaffen in fremden Ländern zu bringen, was
Da sich fast alle das Publikum anregenden die Secession aus guten Gründen nicht thun
deutschen Elemente auf Seite der Secession kann und nicht thun will, was aber immerhin
Die Kunst für Alle XV.
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