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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 56.1940-1941

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Söllinger, Ernst: Kunstgestaltung und Sporterlebnis, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.16489#0440

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Paul Bronisch. Figuren am Reichsehrenmal Tannenberg

Feto Schmölz, Köln

Kunstgestaltung und Sporterlebnis. Von Ernst Söllinger

Wenn gelegentlich vom Sport her die Gedanken zur Kunst
hinüberschweifen, so möge man bedenken, daß Sport und
Schönheit genauso zusammengehören wie Schönheit und
Kunst.

Das Bemühen um die Beherrschung sportlicher Übungen
wurzelt nicht nur im Streben nach Leistung und Gesund-
heit, sondern sehr häufig im Ethischen und Ästhetischen.
Viele Menschen treibt es zum Sport, weil ihnen die Be-
wegungen des Sports gefallen. Aus der Tatsache, daß wir
im sportlichen Wettkampf die Schönheit einer Bewegung
bewerten, erhellt, daß der Sport die Menschen planmäßig
zur Ästhetik erzieht. Ich erinnere an das Skispringen, bei
dem nicht nur die Weite, sondern auch die Haltung ge-
wertet wird, an den Eiskunstlauf, das Turm- und Kunst-
springen und das Turnen. Selbst dem zuschauenden Laien
werden auf diese Weise — über den Sport! — die Augen
für die Schönheit geschult. Darf man nach all dem er-
staunt sein, wenn unter den Zehntausenden von Leibes-
erziehern und Millionen von Sporttreibenden sich viele

Ästheten befinden, die mit einer gewissen inneren Be-
ziehung und mit starker Anteilnahme die Gestaltung des
Sports durch die Kunst verfolgen, ihre Werke bewundern
und schließlich auch kritisch unter die Lupe nehmen?
Wenn wir vom Sport her Kritik üben, dann konzentriert
sich diese einmal auf die Tatsache, daß es zu wenig be-
wegte Sportplastiken gibt und ferner auf die Beobachtung,
daß die dynamisch gestalteten häufig unsportlich, also
sachlich unrichtig, dargestellt werden.
Erfreulicherweise haben die Bildhauer bereits den Beweis
erbracht, daß sich die künstlerische Gestaltung durchaus
mit den sportlichen Wünschen verträgt, ohne daß dabei
die Gesetze der Kunst verletzt oder irgendwelche untrag-
bare Konzessionen an den Sport eingegangen zu werden
brauchten.

Wenn wir mehr bewegte Sportplastiken fordern, so ge-
schieht dies keineswegs deshalb, weil wir die ruhigen, be-
sinnlich gestalteten Statuen nicht schätzten. Die Ästheten
unter uns Sportleuten begeistern sich an den statisch ge-

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