schmuck einer Landschaft vorführt. Den Beweis
liefert ferner eine Arbeit wie „Migräne", in der er
mit Cranachschem Vergnügen am Detail und am
Hervorheben von einzelnen Dingen — hier dem
gelben Porzellanservice — ein miniaturhaftes, schön
gemaltes Bildchen giebt. SomofFs Lust am Detail
und am Email bethätigt sich auch in seinen Ent-
würfen für Schmuckstücke.
Eine weitere Gruppe in SomofFs Werk bilden
seine Buchschmuckarbeiten.
Vor diesen reizenden Schöpfungen stellt sich
eine gewisse Erwägung ein.
Sie sind nämlich wie Aubrey Beardsleys der-
artige Arbeiten, die wohl die Anregung für sie ge-
geben haben, „the rape of the Lock" u. s. w., in
ganz auffälligem Masse von der Kunst des acht-
zehnten Jahrhunderts beeinflusst. Am geschmack-
vollsten erscheinen die Theaterprogramme, das
schönste unter ihnen—-vielleicht die vollkommenste
Leistung von SomofF überhaupt — ist ein Theater-
programm für den Kaiser von Russland mit einem
blauen Gitter und gelben Rosen. Man Fragt sich
vor diesen Arbeiten: sind sie eigentlich modern
oder archaistisch? Derartige Fragen werden durch
Th. Th. Heine nicht hervorgerufen, denn dieser spielt
mit dem Stil, der ihm als Ausgangspunkt dient, in
graziöser Weise und geht gleichgültig, ausgelassen,
ja gelegentlich cynisch mit seinen Elementen um;
der geniale, weltumspannende Beardsley und der
zierliche, gutbürgerliche SomofF, die ehrFürchtig
gegenüber der Sprache sind, die ihnen dient, rühren
dagegen solche Fragen auF.
Jedoch bemerkt man, dass solche Verdachts-
momente trotz des Scheines absolut nicht stichhaltig
sind. Man sieht das in diesen Arbeiten liegende
Eigene, Moderne, bei SomofF sogar das Russische.
Es wird in persönlichen Künstlern eben auch durch
keine Stilempfindung das Besondere unterdrückt.
Nietzsche allein hat recht, der in seinen Aphorismen
über Kunst irgendwo sagt: „das erste, das not thut,
ist Leben: der Stil soll leben. Und der Stil soll dir
angemessen sein..." Alle Kunstlehren sind nur von
Fall zu Fall auFzustellen, dafür, dass die Weise eines
Künstlers lebendig sei, kann er aus seiner Zeit seine
Kunstform schöpfen oder auch in vergangenen
Epochen ihre Unterlagen finden. Die Theoretiker,
die da predigen, aus den historischen Stilen könnte
kein Leben mehr herausgeholt werden (oder es
wäre ein archaistisches Scheindasein), sind noch
nicht über die Weite der Konzeptionsmöglichkeiten
im Klaren. Denn das Gebiet des künstlerischen
SchafFens ist — wie Amerika — ein Land der un-
begrenzten Möglichkeiten.
Constantin SomofF wurde am i 8./30. Novem-
ber 1869 in St. Petersburg geboren. Er ist ein Sohn
des Direktors der Ermitage-Galerie. Er besuchte
sieben Jahre vergebens die kaiserliche Akademie
in St. Petersburg. Seine Secession hat er in den
Jahren 1895 —1896 vollzogen, als er viele An-
regungen in einem kleinen Kreise von geistreichen
Künstlern und Musikern empfing. Im Herbste 1897
reiste er nach Paris. Seit 1 894 hat er in St. Peters-
burg ausgestellt, seit 1898 in Deutschland.
H.
K. C
liefert ferner eine Arbeit wie „Migräne", in der er
mit Cranachschem Vergnügen am Detail und am
Hervorheben von einzelnen Dingen — hier dem
gelben Porzellanservice — ein miniaturhaftes, schön
gemaltes Bildchen giebt. SomofFs Lust am Detail
und am Email bethätigt sich auch in seinen Ent-
würfen für Schmuckstücke.
Eine weitere Gruppe in SomofFs Werk bilden
seine Buchschmuckarbeiten.
Vor diesen reizenden Schöpfungen stellt sich
eine gewisse Erwägung ein.
Sie sind nämlich wie Aubrey Beardsleys der-
artige Arbeiten, die wohl die Anregung für sie ge-
geben haben, „the rape of the Lock" u. s. w., in
ganz auffälligem Masse von der Kunst des acht-
zehnten Jahrhunderts beeinflusst. Am geschmack-
vollsten erscheinen die Theaterprogramme, das
schönste unter ihnen—-vielleicht die vollkommenste
Leistung von SomofF überhaupt — ist ein Theater-
programm für den Kaiser von Russland mit einem
blauen Gitter und gelben Rosen. Man Fragt sich
vor diesen Arbeiten: sind sie eigentlich modern
oder archaistisch? Derartige Fragen werden durch
Th. Th. Heine nicht hervorgerufen, denn dieser spielt
mit dem Stil, der ihm als Ausgangspunkt dient, in
graziöser Weise und geht gleichgültig, ausgelassen,
ja gelegentlich cynisch mit seinen Elementen um;
der geniale, weltumspannende Beardsley und der
zierliche, gutbürgerliche SomofF, die ehrFürchtig
gegenüber der Sprache sind, die ihnen dient, rühren
dagegen solche Fragen auF.
Jedoch bemerkt man, dass solche Verdachts-
momente trotz des Scheines absolut nicht stichhaltig
sind. Man sieht das in diesen Arbeiten liegende
Eigene, Moderne, bei SomofF sogar das Russische.
Es wird in persönlichen Künstlern eben auch durch
keine Stilempfindung das Besondere unterdrückt.
Nietzsche allein hat recht, der in seinen Aphorismen
über Kunst irgendwo sagt: „das erste, das not thut,
ist Leben: der Stil soll leben. Und der Stil soll dir
angemessen sein..." Alle Kunstlehren sind nur von
Fall zu Fall auFzustellen, dafür, dass die Weise eines
Künstlers lebendig sei, kann er aus seiner Zeit seine
Kunstform schöpfen oder auch in vergangenen
Epochen ihre Unterlagen finden. Die Theoretiker,
die da predigen, aus den historischen Stilen könnte
kein Leben mehr herausgeholt werden (oder es
wäre ein archaistisches Scheindasein), sind noch
nicht über die Weite der Konzeptionsmöglichkeiten
im Klaren. Denn das Gebiet des künstlerischen
SchafFens ist — wie Amerika — ein Land der un-
begrenzten Möglichkeiten.
Constantin SomofF wurde am i 8./30. Novem-
ber 1869 in St. Petersburg geboren. Er ist ein Sohn
des Direktors der Ermitage-Galerie. Er besuchte
sieben Jahre vergebens die kaiserliche Akademie
in St. Petersburg. Seine Secession hat er in den
Jahren 1895 —1896 vollzogen, als er viele An-
regungen in einem kleinen Kreise von geistreichen
Künstlern und Musikern empfing. Im Herbste 1897
reiste er nach Paris. Seit 1 894 hat er in St. Peters-
burg ausgestellt, seit 1898 in Deutschland.
H.
K. C