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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 2.1904

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Heilbut, Emil: Die Sammlung Linde in Lübeck, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.3550#0327

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Kunstwerken noch eine italienische Landschaft von
Thoma, Arbeiten der Brüder des Hausherrn: Her-
mann Linde in München und Linde-Walther in Berlin,
einen Curt Hermann, einen Martin Brandenburg,
einen Liljefors, einen Vuillard, einen Bonnard, meh-
reres von Rohlfs (sehr gute Arbeiten! an Rohlfs wäre
ein Werk der Gerechtigkeit zu vollziehen!), und
Entwürfe zu decorativen Teppichen von Munthe,
die bei flammenden Farben und einer zackigen
Zeichnung einen harmonischen Anblick geben.

Denkt man nun aber, Lübeck wäre durch das
Vorhandensein einer derartigen Sammlung gefeit —
so irrt man. Wir können den Bericht über diese
ausgezeichnete Privatsammlung nur mit dem Be-
dauern schliessen, dass für die Anfertigung eines
in Lübeck zu errichtenden Denkmals Wilhelms des
Ersten kein anderer Bildhauer als — Kuno v.U ech-
tritz, den die Berliner demnächst als Künstler des
Hubertusbrunnens zu begrüssen haben werden, die
grössten Aussichten hat. Unser Bedauern über diese
unglückliche, höchst unglückliche Wahl eines ganz
talentlosen Bildhauers, noch dazu in einer Freien
Stadt, wird aber bis zu einem gewissen Grade para-
lysiert dadurch, dass wir wahrnahmen, wie mann-

haft in Lübeck von der Minorität, die in allen
Dingen immer allein recht hat, — gegen dieses
Projekt noch mit allen Waffen gekämpft wird.
Dieser Kampf vollzieht sich wesentlich in den
„lübeckischen Blättern", einer Zeitschrift, die
ausschliesslich von Dilettanten geschrieben und
für die Mitglieder der „lübeckischen Gesellschaft
zur Beförderung gemeinnütziger Thätigkeit" heraus-
gegeben wird. Den Berufsschriftsteller erfüllt es,
er möchte nicht sagen, mit Neid, zu sehen, wie
vortrefflich in diesen Aufsätzen polemisiert wird:
die Autoren verzichten auf alles Talmigold und
schreiben sachlich, weil sie Dilettanten sind, wel-
che zur Feder nur greifen, wenn sie etwas bewegt,
das ausgesprochen werden muss. Noch ein Ding
haben wir bei den „lübeckischen Blättern" be •
wundernswert gefunden: die Beitragenden unter-
zeichnen nicht mit Namen, sondern nur mit
Nummern. Die Namen derer, die den Kampf ge-
gen das Uechtritz-Projekt führen, sind trotzdem
durchgesickert; und man begeht keine Indiscretion,
wenn man als die Seele dieser bürgerlichen Kämpfe
um gute Kunst neben dem Augenarzt Dr. Linde
den Rechtsanwalt Dr. Kulenkamp hervorhebt. H..

CHRISTIAN ROHLFS, LANDSCHAFT AM WASSER

SAMMLUNG LINDE IN LÜBECK
 
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