FRUH-MEISSENER GESCHIRR
SAMMLUNG DR. VON DALLWIVZ
ALTES PORZELLAN
VON
GEORG SWARZENSKI
II*
AN denkt bei Porzellan immer
an das Rokoko. Aber das ist
grade für die grösste Manu-
faktur nicht richtig, um von
Wien und Venedig ganz zu
schweigen. Denn in Meissen
arbeitet man schon eine volle
Generation, ehe die Formen des Rokoko herrschen
und manmuss auch hier sagen, dass grade dieArbeiten
der Frühzeit einem am liebsten sind. Jedenfalls
darf das für die plastische Thätigkeit gelten. Unter
den plastischen Arbeiten dieser Periode, die man
* Fortsetzung aus dem Aprilheft Seite 282.
im Unterschied zu den Rokokoarbeiten als barocke
zu bezeichnen pflegt, sind welche, die sich getrost
neben der besten Kleinplastik sehen lassen dürfen;
ihre künstlerische Wirkung ist eine ganz unmittel-
bare, unabhängig von dem Sujet und aller kultur-
geschichtlichen Suggestion. Diese Arbeiten, die
der Hand oder dem Einfluss Kändlers zuzuschreiben
sind, unterscheiden sich beträchtlich von dem, was
man gemeinhin unter Porzelianplastik versteht.
Sie sind nichts weniger als kleinlich und spielerisch
in den Formen, sondern einfach und gross gesehen,
mit einem erstaunlichen Blick für das Wesentliche
in der Linie und das Grosszügige, Reiche in der
%i6
SAMMLUNG DR. VON DALLWIVZ
ALTES PORZELLAN
VON
GEORG SWARZENSKI
II*
AN denkt bei Porzellan immer
an das Rokoko. Aber das ist
grade für die grösste Manu-
faktur nicht richtig, um von
Wien und Venedig ganz zu
schweigen. Denn in Meissen
arbeitet man schon eine volle
Generation, ehe die Formen des Rokoko herrschen
und manmuss auch hier sagen, dass grade dieArbeiten
der Frühzeit einem am liebsten sind. Jedenfalls
darf das für die plastische Thätigkeit gelten. Unter
den plastischen Arbeiten dieser Periode, die man
* Fortsetzung aus dem Aprilheft Seite 282.
im Unterschied zu den Rokokoarbeiten als barocke
zu bezeichnen pflegt, sind welche, die sich getrost
neben der besten Kleinplastik sehen lassen dürfen;
ihre künstlerische Wirkung ist eine ganz unmittel-
bare, unabhängig von dem Sujet und aller kultur-
geschichtlichen Suggestion. Diese Arbeiten, die
der Hand oder dem Einfluss Kändlers zuzuschreiben
sind, unterscheiden sich beträchtlich von dem, was
man gemeinhin unter Porzelianplastik versteht.
Sie sind nichts weniger als kleinlich und spielerisch
in den Formen, sondern einfach und gross gesehen,
mit einem erstaunlichen Blick für das Wesentliche
in der Linie und das Grosszügige, Reiche in der
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