Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 9.1911
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Heft 1
DOI Artikel:Sarre, Friedrich: Riza Abbasi: ein persischer Miniaturmaler
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R1ZA ABBASI (?), FRESKOMALEREI AUS EINER PALASTRUINE IN ASCHRAF
RIZA ABBASI
EIN PERSISCHER MINIATURMALER
VON
FRIEDRICH SARRE
Einen Freund, der fast ein Jahrzehnt ausserhalb
der Kultur gelebt hatte, traf ich vor kurzem
auf der „Ausstellung von Meisterwerken mu-
hammedanischer Kunst" in München. Es war
interessant, den grossen Eindruck zu beobachten, den
diese Vorführung auf Jemanden machte, der wenig
oder nichts wusste von dem stetig wachsenden Inter-
esse, das man in den Kulturländern der islamischen
Kunst entgegenbringt. Unter allen Äusserungen der
orientalischen Kunst fand bei meinem Freunde wie
bei jedem kunstsinnigen Laien die Buchkunst am
meisten Beachtung. Dem ersten Erstaunen darüber,
dass der als bilderfeindlich bekannte islamische Orient
überhaupt Malereien und sogar solche figürlichen
Inhalts hervorgebracht hat, folgte die Bewunderung
über die Kunstwerke selbst, und diese wuchs, je
mehr sich das Auge an das Fremdartige der Vor-
würfe und an die Eigenheiten der Zeichenweise
gewöhnt hatte.
In Paris, wo man für das wahrhaft Künstlerische
wohl die feinste Witterung hat, gehören gute per-
sische und indische Miniaturen jetzt zu den ge-
suchtesten Sammlungsobjekten; mehr noch als Buch-
illustrationen und in Farben ausgeführte Miniaturen
werden die selteneren Schwarz-Weiss-Blätter ge-
schätzt. Die hier veröffentlichten Zeichnungen des
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RIZA ABBASI
EIN PERSISCHER MINIATURMALER
VON
FRIEDRICH SARRE
Einen Freund, der fast ein Jahrzehnt ausserhalb
der Kultur gelebt hatte, traf ich vor kurzem
auf der „Ausstellung von Meisterwerken mu-
hammedanischer Kunst" in München. Es war
interessant, den grossen Eindruck zu beobachten, den
diese Vorführung auf Jemanden machte, der wenig
oder nichts wusste von dem stetig wachsenden Inter-
esse, das man in den Kulturländern der islamischen
Kunst entgegenbringt. Unter allen Äusserungen der
orientalischen Kunst fand bei meinem Freunde wie
bei jedem kunstsinnigen Laien die Buchkunst am
meisten Beachtung. Dem ersten Erstaunen darüber,
dass der als bilderfeindlich bekannte islamische Orient
überhaupt Malereien und sogar solche figürlichen
Inhalts hervorgebracht hat, folgte die Bewunderung
über die Kunstwerke selbst, und diese wuchs, je
mehr sich das Auge an das Fremdartige der Vor-
würfe und an die Eigenheiten der Zeichenweise
gewöhnt hatte.
In Paris, wo man für das wahrhaft Künstlerische
wohl die feinste Witterung hat, gehören gute per-
sische und indische Miniaturen jetzt zu den ge-
suchtesten Sammlungsobjekten; mehr noch als Buch-
illustrationen und in Farben ausgeführte Miniaturen
werden die selteneren Schwarz-Weiss-Blätter ge-
schätzt. Die hier veröffentlichten Zeichnungen des
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