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^ u"d Gruben
ümtnernsitij,
abseits voml^;
IUMsotSi|;.
s sind Maler;-.
NEUE BÜCHER
in i
te Hauschronik der Familie Holl
(1487—1646). Hrsg. von Christian
Meyer. München 1910. 89 S.
Die Aufzeichnungen, die der grosse
Augsburger Architekt Elias Holl über
seine Familie und sein Leben gemacht
existieren leider nur in gekürzten Abschriften
des achtzehnten Jahrhunderts, die in „summarischer
Weise" die Werke und die Lebensnachrichten HolFs
aufzählen. Bemerkungen, die zum künstlerischen
Verständnis der Gebäude dienen könnten, linden sich
spärlich. Nur vom Rathausneubau ist ausführlicher die
Rede. Immerhin hat die Chronik, abgesehen von ihrem
kunstgeschichtlichen Quellenwert, durch den schlichten,
altvaterischen Vortrag einen fast raffinierten Reiz für
Den, der in den Augsburger Bauten den imposantesten
Ausdruck deutschen Barocks bewundert.
Von den paar impressionistischen Schilderungen, die
der Abschreiber für uns aufbewahrt hat und die uns
Elias Holl als Menschen nahe bringen, sei die Szene bei
der Vollendung des Perlachturms neben dem Rathaus
hier notiert: „Den 17. August habe ich den Knopf selbst
auf den Turm gesetzt . . ist zwei Schuh weit. Geschah
am Abend um vier Uhr. Habe meinen Sohn Elias, so
eben vier Jahr alt war, in diesen Knopf gesetzt und den-
selben ob ihm zugedeckt. Ist eine gute Weil ohne
Forcht darinn gesessen; hernach habe ich ihn auch oben
auf den Knopf gesetzt und eine gute Weil sitzen lassen;
hat ihn gar nit geförcht und zu mir gesagt: „Siehe Vater!
wie viel Buben sind drunten auf der Gassen!" Seine
Mutter forchte sich sehr, die war im Thurm bey der
Glocken und war übel zufrieden, weinet sehr und fürch-
tet, es möchte dem Kind etwas geschehen. Der Bub
war fast eine Stunde bey mir auf dem höchsten Gerüst;
habe ihn darauf heimgeschickt zu seinem Ahnherrn, er
soll ihm sagen, was er gesehen habe und wo er gesessen."
August Grisebach
Bassermann-Jordan. Der Schmuck. Leipzig.
Verlag von Klinkhardt und Biermann. 1909. Mit 136
Abbildungen.
In den Monographien des Kunstgewerbes ist auf den
eigenartigen und wissenschaftlich ausserordentlich wert-
vollen Band von Julius von Schlosser über die Kunst-
Wunderkammern der Renaissance eine Arbeit von
Bassermann-Jordan gefolgt, die an dieser Stelle wegen
der aus ihr zugewinnenden Anregungen fürunser Kunst-
gewerbe besonders genannt sein soll. Der riesige Stoff
ist an Hand eines trefflich gewählten und entsprechend
wiedergegebenen Abbildungsmateriales gut durchzu-
gehen, nirgends ermüdet die Betrachtung durch weit-
schweifend kulturhistorische Exkurse, die vielleicht
manchem Leser wünschenswert erschienen wären, aber
die Ökonomie der Darstellung gestört hätten. Da-
bei ist das Buch keineswegs langweilig geschrieben, wenn
auch eine mit musealen Ausdrücken vertraute „Kenner-
schaft" dazu gehören muss, es bis ins Einzelne zu stu-
dieren. Mit der ruhig auftretenden Vorliebe des wissen-
schaftlich gebildeten Sammlers bewährt Bassermann-Jor-
dan eine gleich ruhige Zurückhaltung vor übertriebenen
und schwülstigen Ausdrücken, die bei dem äusserlich
begeisternden Stoff gewiss so manchen Kunstschreiber
zum Schütteln des Phrasensiebes aufgeregt hätte.
H. Uhde-Bernays.
605
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^ u"d Gruben
ümtnernsitij,
abseits voml^;
IUMsotSi|;.
s sind Maler;-.
NEUE BÜCHER
in i
te Hauschronik der Familie Holl
(1487—1646). Hrsg. von Christian
Meyer. München 1910. 89 S.
Die Aufzeichnungen, die der grosse
Augsburger Architekt Elias Holl über
seine Familie und sein Leben gemacht
existieren leider nur in gekürzten Abschriften
des achtzehnten Jahrhunderts, die in „summarischer
Weise" die Werke und die Lebensnachrichten HolFs
aufzählen. Bemerkungen, die zum künstlerischen
Verständnis der Gebäude dienen könnten, linden sich
spärlich. Nur vom Rathausneubau ist ausführlicher die
Rede. Immerhin hat die Chronik, abgesehen von ihrem
kunstgeschichtlichen Quellenwert, durch den schlichten,
altvaterischen Vortrag einen fast raffinierten Reiz für
Den, der in den Augsburger Bauten den imposantesten
Ausdruck deutschen Barocks bewundert.
Von den paar impressionistischen Schilderungen, die
der Abschreiber für uns aufbewahrt hat und die uns
Elias Holl als Menschen nahe bringen, sei die Szene bei
der Vollendung des Perlachturms neben dem Rathaus
hier notiert: „Den 17. August habe ich den Knopf selbst
auf den Turm gesetzt . . ist zwei Schuh weit. Geschah
am Abend um vier Uhr. Habe meinen Sohn Elias, so
eben vier Jahr alt war, in diesen Knopf gesetzt und den-
selben ob ihm zugedeckt. Ist eine gute Weil ohne
Forcht darinn gesessen; hernach habe ich ihn auch oben
auf den Knopf gesetzt und eine gute Weil sitzen lassen;
hat ihn gar nit geförcht und zu mir gesagt: „Siehe Vater!
wie viel Buben sind drunten auf der Gassen!" Seine
Mutter forchte sich sehr, die war im Thurm bey der
Glocken und war übel zufrieden, weinet sehr und fürch-
tet, es möchte dem Kind etwas geschehen. Der Bub
war fast eine Stunde bey mir auf dem höchsten Gerüst;
habe ihn darauf heimgeschickt zu seinem Ahnherrn, er
soll ihm sagen, was er gesehen habe und wo er gesessen."
August Grisebach
Bassermann-Jordan. Der Schmuck. Leipzig.
Verlag von Klinkhardt und Biermann. 1909. Mit 136
Abbildungen.
In den Monographien des Kunstgewerbes ist auf den
eigenartigen und wissenschaftlich ausserordentlich wert-
vollen Band von Julius von Schlosser über die Kunst-
Wunderkammern der Renaissance eine Arbeit von
Bassermann-Jordan gefolgt, die an dieser Stelle wegen
der aus ihr zugewinnenden Anregungen fürunser Kunst-
gewerbe besonders genannt sein soll. Der riesige Stoff
ist an Hand eines trefflich gewählten und entsprechend
wiedergegebenen Abbildungsmateriales gut durchzu-
gehen, nirgends ermüdet die Betrachtung durch weit-
schweifend kulturhistorische Exkurse, die vielleicht
manchem Leser wünschenswert erschienen wären, aber
die Ökonomie der Darstellung gestört hätten. Da-
bei ist das Buch keineswegs langweilig geschrieben, wenn
auch eine mit musealen Ausdrücken vertraute „Kenner-
schaft" dazu gehören muss, es bis ins Einzelne zu stu-
dieren. Mit der ruhig auftretenden Vorliebe des wissen-
schaftlich gebildeten Sammlers bewährt Bassermann-Jor-
dan eine gleich ruhige Zurückhaltung vor übertriebenen
und schwülstigen Ausdrücken, die bei dem äusserlich
begeisternden Stoff gewiss so manchen Kunstschreiber
zum Schütteln des Phrasensiebes aufgeregt hätte.
H. Uhde-Bernays.
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