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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 9.1911

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Heft 2
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Herrmann, Curt: Der Kampf um den Stil
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https://doi.org/10.11588/diglit.4706#0112

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PAUL GAUGUIN, GRUPPE BRETONISCHER BAUERINNEN
AUSG. BEI E. ARNOLD, DRESDEN

DER KAMPF UM DEN STIL

VON

CURT HERRMANN

Aus berufenem und unberufenem Munde ist in letz-
ter Zeit gegen die künstlerische Jugend der Vor-
wurf erhoben worden, dass sie nicht genug lerne und dass
sie besonders das Handwerkliche der Kunst vernach-
lässige. Ich möchte die Jugend gegen eine solch summa-
rische Aburteilung in Schutz nehmen, denn mir scheint,
dass dieser Vorwurf, falls er berechtigt ist, weniger die
Jugend selbst, als die Stellen trifft, die für ihre Erziehung
verantwortlich sind. Das künstlerische Handwerk in dem
bisher üblichen Sinne, und so wie es die meisten Schulen
lehren, genügt eben nicht mehr als Vorbereitung für die
schweren Aufgaben, die des jungen Künstlers heute
harren. Alle modernen Künstler, die an dem lebendigen
Bau der Kunst mitarbeiten, haben dies erfahren und
haben die eigentlich wertvollen Gesetze und Erkennt-
nisse ihrer Kunst, die das Handwerk befruchten
müssen, wenn es brauchbar sein soll, durch jahrelanges
Ringen selbst erwerben müssen. Der Begriff künst-
lerisches Handwerk könnte auf dieser gewonnenen
Grundlage wesentlich erweitert und durchgeistigt wer-
den, und selbst das ABC der Kunst müsste durchdrun-
gen sein von ihren höchsten Ideen und Erkenntnissen
und doch lehr- und lernbar bleiben.

In den Akademien und Kunstschulen ist aber, wie
ich von jungen Kunstbeflissenen immer wieder erfahre,

mit wenigen Ausnahmen noch nicht viel davon zu spüren.
Gerade talentvolle Schüler empfinden dies am meisten;
sie ziehen es daher vor, sich von den ausserhalb der
Schule empfangenen Eindrücken anregen zu lassen, sich
den Bestrebungen älterer Kollegen vorzeitig anzu-
schliessen, ungeduldig an dem Bau der Kunst mitzu-
arbeiten und all das konventionell Erlernte, das ihnen
dabei meist nur hinderlich ist, beiseite zu lassen. Sie
kommen so leicht in den Verdacht, nichts oder zu wenig
gelernt zu haben, um so mehr als sich unter dem Deck-
mantel der Modernität in der That mancherlei Nicht-
können und manche Talentlosigkeit breit machen.

Dieser Zustand wird so lange dauern, bis die Schulen
sich entschliessen, die in den Arbeiten und Studien
freier Künstler aufgestellten und bethätigten Gesetze
und Lehren als das eigentlich Grundlegende neben
dem rein handwerklichen Zeichnen- und Malenkönnen
selbst zu lehren. Der akademische Geist aber zieht sich
in seine Würde zurück und erklärt alle diese kühnen
und wertvollen Anstrengungen der Jugend, denen selbst
die älteren Sezessionen als Nährboden kaum mehr ge-
nügen, für baren Unsinn und für Auswüchse einer sich
genialisch gebärdenden Clique.

Es ist dies aber ein akademischer Irrtum. —

Eine moderne Schule könnte und müsste ihre Lehre



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