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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 9.1911

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Heft 12
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Aubert, Andreas: Patriotische Bilder von Kaspar Friedrich: aus dem Jahre 1814
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https://doi.org/10.11588/diglit.4706#0573

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PATRIOTISCHE BILDER

VON KASPAR FRIEDRICH
AUS DEM JAHRE i8r4

VON

ANDREAS AUBERT

t ie Neigung für symbolische und allego-
j, rische Gedanken, für eine Bilderschrift
**■ von „Hieroglyphen" mit untergelegtem
Doppelsinn, die der deutschen Romantik
im Blute lag, erhielt weitere Nahrung durch die
Furcht vor der Zensur und vor den Spionen des
Unterdrückers, die ihre tote Hand über Deutsch-
lands Presse legten.

Dieser erniedrigende Druck gab auch Kleist
den Todesstoss in dem verzweifelten Kampf seine
„Abendblätter" und sich selbst über Wasser zu
halten.

Die gleiche Furcht lehrte die „lebendige Kunst"
der Zeit — nicht nur die damalige Literatur
und Presse — eine List, erfinderisch Ausdrucks-
formen zu wählen, die für die Eingeweihten
verständlich waren, ohne den Argwohn der

Diese Seiten, die mehrere bisher ungedruckte Gedichte
und noch unpublizierte Bilder Friedrichs enthalten, sind der
Teil einer ausführlichen iMonographie, die A. Aubert im Jahre
1912 oder 1913 erscheinen lassen wird und die der Deutsche
Verein für Kunstwissenschaft herausgeben will.

Die Redaktion.

Spione zu wecken. Schon aus Runges letzter
Lebenszeit* kennen wir Proben davon (seine bei-
den Umschläge für Perthes' „Das Vaterländische
Museum" und Major von Schills Bildnis als TrefF-
bube in Runges Kartenspiel). Eine noch eigen-
tümlichere Probe giebt ein Bild Friedrichs, das
durch ein paar Zeilen von Goethe auf einem
Zettel an Heinrich Meyer vom 2. Januar 1813
eine genaue Datierung erhält: gerade an dem ent-
scheidenden welthistorischen Wendepunkt, da Na-
poleons Heer auf den Schneefeldern Russlands ver-
nichtet war.

Goethes Zeilen galten einem jungen Maler,
dem Sohn eines Kammerdieners am Hofe zu
Weimar, und lauten so: „Hat etwa Lieber von
Dresden an Sie geschrieben? Der Vater ist wieder

* Charakteristisch für die Auffassungsart und Ausdrucks-
weise der Zeit ist Savignys Mitteilung in einem Brief an
Jacob Grimm vom 27. April 1814: „Hier hat jemand den
,Fischer und sine Fru' aus Ihrem Buch (also Runges Märchen)
besonders drucken lassen, was als Biographie Bonapartes stark
gekauft und gelesen wird." (Mitgeteilt von R. Steig in Brandl
und Toblers Archiv 1903, Seite 9.)

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