Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 9.1911
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Heft 4
DOI Artikel:Wieynk, Heinrich: Das repräsentative Buch
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DAS REPRÄSENTATIVE BUCH
von HEINRICH WIEYNK
|ine Zeit, die alles in konzentrier-
tester Form geniessen will, hat
nicht viel Neigung zu verständnis-
voller Beschäftigung mit solchen
Büchern, die oft schon äusserlich
gewohnte Maasse überschreiten
und inhaltlich mit einer gewissen
Sonntagsstimmung genossen werden wollen. Solche
Bücher bedingen Voraussetzungen, die nicht jeder
zu erfüllen vermag; umsoweniger, wenn das rechte
Verhältnis zur Buchkunst fehlt.
Zwar sind die schlimmen Zeiten der siebziger
Jahre vorüber, die das Prachtwerk schufen mit
seiner gehäuften Dekoration in allerlei Surrogat-
technik und der Sinnfälligkeit seines Bilder-
schmuckes; jene illustrierten Klassikerausgaben, wo
auf gemeinem Holzpapier schwindsüchtige Druck-
typen und süssliche Bilder disziplinlos nach dem
Prinzip der freien Richtung schwebten. Jene Bände
mit Goldschnitt und einem Einband in grellfarbi-
gem Kaliko, der über und über bedeckt war mit
blind- oder goldgeprägten Ornamenten, während
der Vorsatz geprägte Moireimitationen auf weissem,
kalkigem Glanzpapier zeigte. In solchem Pracht-
gewande wurden die Geistesprodukte toter und
lebender Dichter, die Märchen und Sagen, jahraus,
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