Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 9.1911

DOI Heft:
Heft 10
DOI Artikel:
Jugendbriefe Anselm Feuerbachs an seine Eltern
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.4706#0492

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
j,fl«

,1)11'

ANSELM FEUERBACH, SELBSTBILDNIS (VOR 1846)

JUGENDBRIEFE ANSELM FEUERBACHS

AN SEINE ELTERN

Düsseldorf i?,^.6.

.... Ich war bei Sohn, er wollte fast vergeben

vor Artigkeit, als ich ihm die Abhandlung übergab, er

fühlte sich sehr geschmeichelt, seinen verbindlichsten

Dank und Hochachtung. Alle Leute jragen mich:

Anm. d. Red. Dieses sind ein paar von jenen bisher un-
publizierten, seit mehr als zwanzig Jahren von der National-
galerie verwahrten Briefen Anselm Feuerbachs an seine Eltern,
vor allem an seine Stiefmutter, deren erster Band in diesen
Wochen, von H. Uhde-Bernays und J. G. Kern herausgegeben,
bei Meyer und Jessen, Berlin erscheinen wird. Diese Briefe
werden einen starken Eindruck machen; schon die hier gege-
benen Proben zeigen, dass der Leser eine der temperament-
vollsten Selbstbiographien in Briefen die es in deutscher Sprache
gicbt, zu erwarten hat. Die mitgeteilten Proben sind nur Aus-
züge. Sie stammen aus der Studienzeit in Düsseldorf, also von
einem Siebenzehnjährigen. Nur der letzte Brief ist, zwei Jahre
später, in München geschrieben worden.

„Sind Sie verwandt mit dem Archäologen Feuerbach?"
„Das ist mein Vater; der Philosoph mein Onkel, der
Staatsmann mein Großvater." Nun sagt man: „Wenn
da nichts aus Ihnen wird, dann muß man an der Welt
verzweifeln." — Noch keiner hat so famos über meine
Kompositionen geurteilt, als Sohn, ob, der traf den
Nagel auf den Kopf, er wollte meinen Sachen mehr
Natürlichkeit wünschen, sie zeugten von Talent, allein
ich müßte eine andere Richtung einschlagen, ich solle
mich an die Geschichte halten, die Alten studieren; ich
müsse mich vor Manier in acht nehmen; die poetische
Stimmung und Landschaft usw. gefiel ihm sehr gut.
— Ich soll ganz frei durcheinander komponieren; aus-
führen soll ich sie, wenn ich sie, besonders in Beleuch-

®n\

528
 
Annotationen