Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 9.1911
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https://doi.org/10.11588/diglit.4706#0304
DOI issue:
Heft 6
DOI article:Holitscher, Arthur: Julius Pascin
DOI article:Denis, Maurice: Edmund Cross: (1856-1910)
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dem sie den Erbfeind aus dem Katechismus bedeutet. Kreatur gewachsen. Sein Frauentypus ist weder
Ihm ist sie deutlicher und mit Auge und Nase Astarte noch la Goulue, eher eine Idol gewordene
näher wahrnehmbar geworden, ein Produkt, auf Petite femme. Ein Idol, das immerhin im Cafe an
dem Beet des Elends, der jämmerlichen Vererbung der Place Blanche sitzt und auf angenehme Reden
und der grausamen Notdurft der unterdrückten angenehm zu antworten weiss.
1
JULIUS PASCIN, BEI PARIS, ZEICHNUNG
EDMUND GROSS
(1856-1910)
VON
MAURICE DENIS
Es wäre ein vergeblicher Versuch, den Schmerz aus-
zudrücken, den wir, seine Kameraden und Freunde,
beim Anblick seines langen und grausamen, und doch
mir sroischem Mute ertragenen Todeskampfes emp-
fanden, bei diesem Ende unter fürchterlichen Qualen.
In welchem Paradies, in welcher Strahlenglorie werden
wir diese Augen voller Klarheir, Sanfrmur und Offen-
heir, den Adel seiner hohen Stirn und die Güte seines
Lächelns wiedersehen? Aber das gerührte Andenken,
das wir ihm bewahren, ist eine Wohltat, die wir auch
anderen zugänglich machen möchten durch sein Werk,
so dass ein Jeder in seinen Bildern, in dem lebensvollen
Ausdruck seines Selbsts, den er in sie hineingelegt hat,
etwas von dem starken Zauber empfinde, den sein Ver-
kehr und seine Freundschaft ausströmten.
Er war ein Mann des Nordens, der unter einer kalten
Aussenseite schamhaft ein heisses Herz verbarg. Im Nebel
Flanderns erblickt er das Licht der Welt, dort auch be-
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Ihm ist sie deutlicher und mit Auge und Nase Astarte noch la Goulue, eher eine Idol gewordene
näher wahrnehmbar geworden, ein Produkt, auf Petite femme. Ein Idol, das immerhin im Cafe an
dem Beet des Elends, der jämmerlichen Vererbung der Place Blanche sitzt und auf angenehme Reden
und der grausamen Notdurft der unterdrückten angenehm zu antworten weiss.
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JULIUS PASCIN, BEI PARIS, ZEICHNUNG
EDMUND GROSS
(1856-1910)
VON
MAURICE DENIS
Es wäre ein vergeblicher Versuch, den Schmerz aus-
zudrücken, den wir, seine Kameraden und Freunde,
beim Anblick seines langen und grausamen, und doch
mir sroischem Mute ertragenen Todeskampfes emp-
fanden, bei diesem Ende unter fürchterlichen Qualen.
In welchem Paradies, in welcher Strahlenglorie werden
wir diese Augen voller Klarheir, Sanfrmur und Offen-
heir, den Adel seiner hohen Stirn und die Güte seines
Lächelns wiedersehen? Aber das gerührte Andenken,
das wir ihm bewahren, ist eine Wohltat, die wir auch
anderen zugänglich machen möchten durch sein Werk,
so dass ein Jeder in seinen Bildern, in dem lebensvollen
Ausdruck seines Selbsts, den er in sie hineingelegt hat,
etwas von dem starken Zauber empfinde, den sein Ver-
kehr und seine Freundschaft ausströmten.
Er war ein Mann des Nordens, der unter einer kalten
Aussenseite schamhaft ein heisses Herz verbarg. Im Nebel
Flanderns erblickt er das Licht der Welt, dort auch be-
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