GORLITZER MUSIKHALLE
UNSTAUSSTELLUNGEN
BERLIN
Slevogt scheint einer jener Künstler
zu sein, denen es versagt ist populär zu
werden. Von seinen Tieraquarellen
bei de Burlet ist wieder kaumNotiz ge-
nommen worden, obgleich sie das bedeutendste Neue
sind, das in den Ausstellungssälen im Oktober zu sehen
war. Wir werden in diesen Heften immer wieder auf
das Talent Slevogts zurückkommen, eben um Dessent-
willen, was ihn unvolkstümlich macht. Slevogt ist in
diesem Jahrzehnt ein Prügelknabe aller Methodischen,
gleichgültig ob sie der Akademie angehören, dem mo-
dernen Kunstgewerbe oder der Neuen Sezession. Er
ist Allen unbequem, weil er eine Persönlichkeit ist, die
sich nur auf sich selbst verlässt. Er ist ein Mensch, der
von Natur Mystik und Dämonie hat — wieder bewiesen
es auch diese Tieraquarelle; und das ist natürlich un-
verzeihlich in den Augen aller Programmatiker.
Eine vornehm ruhige Ausstellungvonzumeistälteren
Bildern gab es bei Fritz Gurlitt. Schöne Kinderbilder
von Uhde, in denen die ganze Güte des Menschen und
Malers sichtbar ist, gute Trübners aus älterer und neue-
rer Zeit, ein Meerbild von Leistikow, tonig als sei es
von E. R. Weiss, ein schöner Zügel und einige bekannte
Bilder Thomas, Böcklins und Liebermanns. Landschaf-
ten von Arthur Grimm sind gute Trübnerschule und in
Toni Stadlers Landschaftsdarstellungen, die einen hohen,
farbigen, tongebenden Himmel über niedrigem Horizont
bevorzugen, ist Münchnerisch Dekoratives und Sehwei-
te '
zerisch Stilisierendes mit persönlicher Zierlichkeit ver-
einigt.
Manches Bild dieser Gurlittschen Ausstellung zog
man unwillkürlich zum Vergleich heran beim Besuch
des Kunstsalons von Ed. Schulte. Vor den sehr ungünstig
gewählten Bildern Thomas dachte man an die ihn
besser repräsentierenden Beispiele bei Gurlitt, in dem
Sonderkabinet, wo Hans Herrmann sich mit Aquarellen
als ein Hans von Bartels-Temperament, als ein Hans von
Bartels-Routinier in Erinnerung brachte, dachte man an
ein frühes holländisches Kanalbild Herrmanns bei Gurlitt,
das ihn auf einer ganz anderen Höhe, in einer ganz an
deren Sphäre zeigt— nämlich in der Nähe von Jakob
Maris; und vor den Arbeiten des talentvollen Mün-
cheners Julius Seyler, der in erster Linie Zügelschüler
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GÖRLITZ
WH
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UNSTAUSSTELLUNGEN
BERLIN
Slevogt scheint einer jener Künstler
zu sein, denen es versagt ist populär zu
werden. Von seinen Tieraquarellen
bei de Burlet ist wieder kaumNotiz ge-
nommen worden, obgleich sie das bedeutendste Neue
sind, das in den Ausstellungssälen im Oktober zu sehen
war. Wir werden in diesen Heften immer wieder auf
das Talent Slevogts zurückkommen, eben um Dessent-
willen, was ihn unvolkstümlich macht. Slevogt ist in
diesem Jahrzehnt ein Prügelknabe aller Methodischen,
gleichgültig ob sie der Akademie angehören, dem mo-
dernen Kunstgewerbe oder der Neuen Sezession. Er
ist Allen unbequem, weil er eine Persönlichkeit ist, die
sich nur auf sich selbst verlässt. Er ist ein Mensch, der
von Natur Mystik und Dämonie hat — wieder bewiesen
es auch diese Tieraquarelle; und das ist natürlich un-
verzeihlich in den Augen aller Programmatiker.
Eine vornehm ruhige Ausstellungvonzumeistälteren
Bildern gab es bei Fritz Gurlitt. Schöne Kinderbilder
von Uhde, in denen die ganze Güte des Menschen und
Malers sichtbar ist, gute Trübners aus älterer und neue-
rer Zeit, ein Meerbild von Leistikow, tonig als sei es
von E. R. Weiss, ein schöner Zügel und einige bekannte
Bilder Thomas, Böcklins und Liebermanns. Landschaf-
ten von Arthur Grimm sind gute Trübnerschule und in
Toni Stadlers Landschaftsdarstellungen, die einen hohen,
farbigen, tongebenden Himmel über niedrigem Horizont
bevorzugen, ist Münchnerisch Dekoratives und Sehwei-
te '
zerisch Stilisierendes mit persönlicher Zierlichkeit ver-
einigt.
Manches Bild dieser Gurlittschen Ausstellung zog
man unwillkürlich zum Vergleich heran beim Besuch
des Kunstsalons von Ed. Schulte. Vor den sehr ungünstig
gewählten Bildern Thomas dachte man an die ihn
besser repräsentierenden Beispiele bei Gurlitt, in dem
Sonderkabinet, wo Hans Herrmann sich mit Aquarellen
als ein Hans von Bartels-Temperament, als ein Hans von
Bartels-Routinier in Erinnerung brachte, dachte man an
ein frühes holländisches Kanalbild Herrmanns bei Gurlitt,
das ihn auf einer ganz anderen Höhe, in einer ganz an
deren Sphäre zeigt— nämlich in der Nähe von Jakob
Maris; und vor den Arbeiten des talentvollen Mün-
cheners Julius Seyler, der in erster Linie Zügelschüler
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