I
Il>XO.i: DAUM1ER, DON QUIXOTE
METROPOLITAN MUSEUM, NEW YORK
FRANZOSISCHE BILDER
IN AMERIKANISCHEM PRIVATBESITZ
von EMIL WAL DM ANN
och im selben Jahre thut Manet wie-
der einen Schritt vorwärts, dem
Ideal der Helligkeit entgegen, das
ihn von Anfang an beherrscht. Die
„Mademoiselle Victorine als Espa-
da" von 1862 (Slg. H . . . New
York) (Abb. S. 92) ist im Freien
gemalt, prachtvoll in der Bewegung und von einer
wunderbaren Leuchtkraft der Luft. In diesem Bilde,
dem reichsten der ersten Jahre, nimmt er das spa-
nische Kostüm wieder auf, das er im Guitarrero zu-
erst angewandt hatte. In der Folgezeit hat er sich
dann sehr oft mit spanischen Motiven abgegeben, be-
kanntlich ohne damals schon in Spanien gewesen zu
sein. Das „Spanische" in der Malerei war ihm ange-
boren. Als er im Jahre 1865 dann endlich nach
Madrid ging, wandelte seine Kunst sich kaum mehr.
Der „grüssendeToreador" von 1 8 66 (Slg.H ......),
(Abb. S. 93), der da in silbergrauer Jacke, mit der
FORTSETZUNG
roten Fahne in der Hand steht und grüssend die Er-
laubnis zur Tötung des Stieres entgegennimmt, ist im
Grunde nicht spanischer als die Espada. Als der
Künstler dieses herrlich kraftvolle Werk begann,
war seine Kunst bereits gebildet.
Von Manets künstlerisch-menschlichen Eigen-
schaften ist vielleicht die wesentlichste seine grosse
Ehrlichkeit gegen Natur und Wirklichkeit. Sie
führte ihn zu strenger Selbstkritik, ja zur Rück-
sichtslosigkeit gegen sich selbst, so dass er sich auch
vor schweren Opfern nicht scheute. Dieser Zug
seines Wesens war es, der ihn veranlasste, die um-
fangreichste und bedeutendste spanische Komposi-
tion der Frühzeit, die „Episode d'un combat de
taureaux" (1863) wieder zu zerschneiden. Was er
nicht im Zusammenhange gesehen hatte, sollte auch
nicht im Zusammenhange im Bilde existieren.
Wenigstens nicht als Hauptsache. Wo es, wie bei
der Espada, nur als Hintergrund und zur Verdeut-
J34
Il>XO.i: DAUM1ER, DON QUIXOTE
METROPOLITAN MUSEUM, NEW YORK
FRANZOSISCHE BILDER
IN AMERIKANISCHEM PRIVATBESITZ
von EMIL WAL DM ANN
och im selben Jahre thut Manet wie-
der einen Schritt vorwärts, dem
Ideal der Helligkeit entgegen, das
ihn von Anfang an beherrscht. Die
„Mademoiselle Victorine als Espa-
da" von 1862 (Slg. H . . . New
York) (Abb. S. 92) ist im Freien
gemalt, prachtvoll in der Bewegung und von einer
wunderbaren Leuchtkraft der Luft. In diesem Bilde,
dem reichsten der ersten Jahre, nimmt er das spa-
nische Kostüm wieder auf, das er im Guitarrero zu-
erst angewandt hatte. In der Folgezeit hat er sich
dann sehr oft mit spanischen Motiven abgegeben, be-
kanntlich ohne damals schon in Spanien gewesen zu
sein. Das „Spanische" in der Malerei war ihm ange-
boren. Als er im Jahre 1865 dann endlich nach
Madrid ging, wandelte seine Kunst sich kaum mehr.
Der „grüssendeToreador" von 1 8 66 (Slg.H ......),
(Abb. S. 93), der da in silbergrauer Jacke, mit der
FORTSETZUNG
roten Fahne in der Hand steht und grüssend die Er-
laubnis zur Tötung des Stieres entgegennimmt, ist im
Grunde nicht spanischer als die Espada. Als der
Künstler dieses herrlich kraftvolle Werk begann,
war seine Kunst bereits gebildet.
Von Manets künstlerisch-menschlichen Eigen-
schaften ist vielleicht die wesentlichste seine grosse
Ehrlichkeit gegen Natur und Wirklichkeit. Sie
führte ihn zu strenger Selbstkritik, ja zur Rück-
sichtslosigkeit gegen sich selbst, so dass er sich auch
vor schweren Opfern nicht scheute. Dieser Zug
seines Wesens war es, der ihn veranlasste, die um-
fangreichste und bedeutendste spanische Komposi-
tion der Frühzeit, die „Episode d'un combat de
taureaux" (1863) wieder zu zerschneiden. Was er
nicht im Zusammenhange gesehen hatte, sollte auch
nicht im Zusammenhange im Bilde existieren.
Wenigstens nicht als Hauptsache. Wo es, wie bei
der Espada, nur als Hintergrund und zur Verdeut-
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