Max Geisberg. Die Anfänge des deutschen
Kupferstiches und der Meister E. S. Mit 120 Ab-
bildungen auf 70 Tafeln. Meister der Graphik
Band IL Verlag von Klinkhardt & Biermann, Leipzig.
Zu den Forschungen, die wir Lehrs über die An-
fänge des deutschen, niederländischen und französischen
Kupferstiches verdanken, tritt Geisbergs vorzüglich aus-
gestattetes Buch. Es geht andere Wege als Lehrs gross
angelegter kritischer Katalog, aber es bewahrt neben
jenem seine volle Berechtigung.
Geisbergs Buch umfasst die Zeit von etwa 1430- 1468,
die Zeit der Goldschmiedestecher, als deren wesent-
lichster Vertreter der Meister E. S. vor uns steht. Die
Malerstecher, wie Schongauerund der Hausbuchmeister,
die über diese Periode hinausgehen und die Gold-
schmiedestecher ablösen, wurden von Geisberg nicht
mehr berücksichtigt.
In einer vorzüglichen Einleitung gibt der Verfasser
die Geschichte des frühen deutschen Kupferstiches.
Schon Kristeller hat beim italienischen Kupferstich auf
das Irrige der Annahme, dass er aus dem Niello abzu-
leiten sei, hingewiesen. Geisberg beweist das Haltlose
dieser Theorie auch für den deutschen Kupferstich.
Doch ist nicht daran zu zweifeln, dass die ersten deut-
schen Kupferstecher in den Kreisen der Goldschmiede
zu suchen sind. Vom Kupferstich als von einer selbst-
ständigen Kunstgattung kann erst die Rede sein, wenn
Blätter zum Zweck der Vervielfältigung geschaffen
werden. Die Frage, welche Kunstgattung, Holzschnitt
oder Kupferstich, älter sei, ist ebenso müssig und unlös-
bar wie jene, ob Italien oder Deutschland die Priorität
der „Erfindung, des Kupferstiches beanspruchen dürfe.
DieAnzahl der Stiche des fünfzehnten Jahrhunderts,die
nicht genau festzulegen ist, dürfte etwa 3100 betragen.
Davon entfällt ungefähr die Hälfte auf die von Geis-
berg behandelte Periode. Die kunsthistorische Forschung
musste stilkritisch das Oeuvre einiger scharf umrissener
Persönlichkeiten zusammenstellen.
Die Träger der Entwicklung sind der Meister der
Spielkarten und der Meister E. S., Beide oberrheinischer
Herkunft. Zwischen ihnen bewegen sich einzelne
selbständige Persönlichkeiten oder nur Kopisten, wie
der Meister von 1462. Der Umschwung, der sich in
der gleichzeitigen Malerei vollzieht, ist auch im Kupfer-
stich zu beobachten.
Geisbergs Untersuchungen werden durch die Re-
produktionen aufs glücklichste unterstützt. Von den
116 Stichen sind 69 zum ersten Mal reproduziert; sie
vermitteln ein klares Bild der Entwicklung des Kupfer-
stiches. Rosa Schapire.
Die Graphische Gesellschaf tschliesst das fünfte
Jahr ihrer Thätigkeit mit der Versendung ihrer XIII.
ordentlichen Veröffentlichung, des ersten Teiles der von
Jaro Springer herausgegebenen RadierungendesHer-
kules Seghers. DerBand bringt auf 24Tafeln 28, meist
in mehrfarbigemLichtdruck, zumTeil in Dreifarbenlicht-
druck von ersten Anstalten in Berlin, Wien und London
ausgeführte Nachbildungen von Radierungen Herkules
Seghers', des berühmten Vorgängers Rembrandts in der
Landschaftsdarstellung. Der zweite Teil des Werkes ist
in Vorbereitung und wird noch vor Ende dieses Jahres
zur Ausgabe gelangen. Die Veröffentlichungen werden
ausschliesslich für Mitglieder der Graphischen Gesell-
schaft (Vertreter: Bruno Cassirer, Berlin W, Derff-
lingerstr, 16) hergestellt.
Eine Mappe mit 45 in den Farben der Originale
ausgeführten Lichtdrucken nach Handzeichnungen
deutscher Künstler des neunzehnten Jahrhunderts aus
der Sammlung Cichorius, im Kupferstichkabinet zu
Dresden, giebt im Auftrage der Generaldirektion Jean
Louis Sponsel heraus. Die Mappe (Preis Mk. 125) er-
scheint im Verlag von Hermann Holst, Dresden. Sie
enthält vor allem Blätter von J. A. Koch, Olivier, Dahl,
Overbeck, Schirmer, Preller, Rethel, J. Schnorr v. Ca-
rolsfeld, Schwind und Richter.
l'';~''1-'*. ^iC i,'T" •*.'
Ks^\
1 W*X'<\
ADOLF MENZEL, ILLUSTRATION
NEUNTER JAHRGANG. ELFTES HEFT. REDAKTIONSSCHLUSS AM 21. JULI. AUSGABE AM I. AUGUST NEUNZEHNHUNDERTELF.
REDAKTION: KARL SCHEFFLER, BERLIN; VERANTWORTLICH IN ÖSTERREICH -UN G A RN: HUGO HELLER, WIEN I.
VERLAG VON BRUNO CASSIRER IN BERLIN. GEDRUCKT IN DER OFFIZIN VON W. DRUGULIN ZU LEIPZIG.
Kupferstiches und der Meister E. S. Mit 120 Ab-
bildungen auf 70 Tafeln. Meister der Graphik
Band IL Verlag von Klinkhardt & Biermann, Leipzig.
Zu den Forschungen, die wir Lehrs über die An-
fänge des deutschen, niederländischen und französischen
Kupferstiches verdanken, tritt Geisbergs vorzüglich aus-
gestattetes Buch. Es geht andere Wege als Lehrs gross
angelegter kritischer Katalog, aber es bewahrt neben
jenem seine volle Berechtigung.
Geisbergs Buch umfasst die Zeit von etwa 1430- 1468,
die Zeit der Goldschmiedestecher, als deren wesent-
lichster Vertreter der Meister E. S. vor uns steht. Die
Malerstecher, wie Schongauerund der Hausbuchmeister,
die über diese Periode hinausgehen und die Gold-
schmiedestecher ablösen, wurden von Geisberg nicht
mehr berücksichtigt.
In einer vorzüglichen Einleitung gibt der Verfasser
die Geschichte des frühen deutschen Kupferstiches.
Schon Kristeller hat beim italienischen Kupferstich auf
das Irrige der Annahme, dass er aus dem Niello abzu-
leiten sei, hingewiesen. Geisberg beweist das Haltlose
dieser Theorie auch für den deutschen Kupferstich.
Doch ist nicht daran zu zweifeln, dass die ersten deut-
schen Kupferstecher in den Kreisen der Goldschmiede
zu suchen sind. Vom Kupferstich als von einer selbst-
ständigen Kunstgattung kann erst die Rede sein, wenn
Blätter zum Zweck der Vervielfältigung geschaffen
werden. Die Frage, welche Kunstgattung, Holzschnitt
oder Kupferstich, älter sei, ist ebenso müssig und unlös-
bar wie jene, ob Italien oder Deutschland die Priorität
der „Erfindung, des Kupferstiches beanspruchen dürfe.
DieAnzahl der Stiche des fünfzehnten Jahrhunderts,die
nicht genau festzulegen ist, dürfte etwa 3100 betragen.
Davon entfällt ungefähr die Hälfte auf die von Geis-
berg behandelte Periode. Die kunsthistorische Forschung
musste stilkritisch das Oeuvre einiger scharf umrissener
Persönlichkeiten zusammenstellen.
Die Träger der Entwicklung sind der Meister der
Spielkarten und der Meister E. S., Beide oberrheinischer
Herkunft. Zwischen ihnen bewegen sich einzelne
selbständige Persönlichkeiten oder nur Kopisten, wie
der Meister von 1462. Der Umschwung, der sich in
der gleichzeitigen Malerei vollzieht, ist auch im Kupfer-
stich zu beobachten.
Geisbergs Untersuchungen werden durch die Re-
produktionen aufs glücklichste unterstützt. Von den
116 Stichen sind 69 zum ersten Mal reproduziert; sie
vermitteln ein klares Bild der Entwicklung des Kupfer-
stiches. Rosa Schapire.
Die Graphische Gesellschaf tschliesst das fünfte
Jahr ihrer Thätigkeit mit der Versendung ihrer XIII.
ordentlichen Veröffentlichung, des ersten Teiles der von
Jaro Springer herausgegebenen RadierungendesHer-
kules Seghers. DerBand bringt auf 24Tafeln 28, meist
in mehrfarbigemLichtdruck, zumTeil in Dreifarbenlicht-
druck von ersten Anstalten in Berlin, Wien und London
ausgeführte Nachbildungen von Radierungen Herkules
Seghers', des berühmten Vorgängers Rembrandts in der
Landschaftsdarstellung. Der zweite Teil des Werkes ist
in Vorbereitung und wird noch vor Ende dieses Jahres
zur Ausgabe gelangen. Die Veröffentlichungen werden
ausschliesslich für Mitglieder der Graphischen Gesell-
schaft (Vertreter: Bruno Cassirer, Berlin W, Derff-
lingerstr, 16) hergestellt.
Eine Mappe mit 45 in den Farben der Originale
ausgeführten Lichtdrucken nach Handzeichnungen
deutscher Künstler des neunzehnten Jahrhunderts aus
der Sammlung Cichorius, im Kupferstichkabinet zu
Dresden, giebt im Auftrage der Generaldirektion Jean
Louis Sponsel heraus. Die Mappe (Preis Mk. 125) er-
scheint im Verlag von Hermann Holst, Dresden. Sie
enthält vor allem Blätter von J. A. Koch, Olivier, Dahl,
Overbeck, Schirmer, Preller, Rethel, J. Schnorr v. Ca-
rolsfeld, Schwind und Richter.
l'';~''1-'*. ^iC i,'T" •*.'
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ADOLF MENZEL, ILLUSTRATION
NEUNTER JAHRGANG. ELFTES HEFT. REDAKTIONSSCHLUSS AM 21. JULI. AUSGABE AM I. AUGUST NEUNZEHNHUNDERTELF.
REDAKTION: KARL SCHEFFLER, BERLIN; VERANTWORTLICH IN ÖSTERREICH -UN G A RN: HUGO HELLER, WIEN I.
VERLAG VON BRUNO CASSIRER IN BERLIN. GEDRUCKT IN DER OFFIZIN VON W. DRUGULIN ZU LEIPZIG.