N
CHRISTIAN KOHLFS, STEINWEG AUSG.
sachlichen
Wiedergabe
der Lichter-
scheinungen
wurde, na-
mentlich in
der Öltech-
nik, dem
schon weit
vorgeschrit-
tenen Kün-
stler ver-
hängnisvoll.
Das bewies
die Aus-
stellung sei-
ner Ölbilder
im Karls-
platz-Muse-
um, unter
denen ge-
rade das Aquarell „Marine", (mit der Aussparung der
Weiss-Technik) vom Jahre 1883 angenehm heraus-
trat. Die Bildstudien, die sich doch nicht bildhaft
aufbauen und öfter auseinanderfallen, wie z. B. die
aus Helgoland, der „Säemann" mit grossen leeren
Stellen, oder der „Sommerabend", der mehr eine
Frühmorgenstimmung in den Farbtönen suggeriert,
verraten den Suchenden, aber mit den Nachteilen
des in die Irre Wanderns einer zweifelnden Zeit. Aber
eben deswegen gebührt von Gleichen ein ehrendes Ge-
denken, weil er nicht unterliess zu forschen und sich
nicht mit einer bequemen Erkenntnis beruhigte, weil er
Anregungen in sich verarbeitend weitergab.
Fast wie ein Abgeschiedener tauchte in Weimar
Friedrich von Schennis wieder auf. Viel Sehnsucht und
viel Sinnliches durcheinander, eine herbstliche Schwüle,
in der sich, wie bei
den Fontainebleauer
und Versailler Park-
idyllen, antike Trau- ^
rigkeit mit Rokoko- I
pikanterie
geben den Gemälden "X "\^
und Radierungen » >
dieses niederrheini-
schen Patriziersohns
ihre eigene Note.
Von Christian
Rohlfs, dem gebore-
nen Schleswiger,
waren zwei Land-
schaften der selbstän-
digen oder „mittle-
ren"Entwicklungspe-
riode und Etliches aus jul. seyi.ek, herbstmorgen
seiner letz-
ten jüngsten
Phase aus-
gestellt. Mir
scheint der
„Mittlere"
der bessere
Rohlfs.
Nicht weil
damals mehr
Solidität in
ihm steckte,
sondern weil
es immer
etwas pein-
lich berührt,
wenn ein
gereifter
Älterer mit
IN DER WEIMARER JUBILÄUMSAUSSTELLUNG üen Aller-
jüngsten
oder mit überstarken fremden Einflüssen wieder ins
Gedränge gerät. Die „Badenden Frauen" gehören in
die letzte Kategorie; der hervorragend technisch und
tonig wirksame „Steinweg'' mit dem sandweissen Grund
und dem wirren Gestrüpp, und die lichtdurchblitzte
Allee nach Belvedere gehören zu seiner mittleren
Periode, von der Rohlfs abirrend sich weit entfernte.
Ob er den Weg zu sich selbst wieder findet, hängt wahr-
scheinlich zum guten Teil von der Art ab, wie er sich zu
den grossen modernen Franzosen und Flamen stellt.
Diese haben es Professor Rohlfs offenbar angethan. Das
Hagener Folkwang-Museum kann, bei aller dankens-
werten Anregung, einem stillen Träumer wie Rohlfs,
der die Hälfte des Jahres dort verbringt, offenbar merk-
lichen Schaden zufügen, wenn er den Suggestionen
unterliegt. Ein Sirenenlied wird selbst alten Seefahrern
gefährlich. Nicht
Jeder hat die Odys-
seus-Stärke, sich an
den Mast festzu-
binden!
Ein in allen alten
Sätteln Gerechter, der
doch stets fein und
diskret bleibt, ist Max
Thedy, der als Lehrer
Hervorragendste in
Weimar, der älteren
Münchener Schule
entstammend. Ein-
mal ist er Holbein,
einmal Rembrandt,
ein andermal Len-
bach; doch nie platt
AUSG. IN DER MÜNCHENER SEZESSION Und langweilig. DaS
59
CHRISTIAN KOHLFS, STEINWEG AUSG.
sachlichen
Wiedergabe
der Lichter-
scheinungen
wurde, na-
mentlich in
der Öltech-
nik, dem
schon weit
vorgeschrit-
tenen Kün-
stler ver-
hängnisvoll.
Das bewies
die Aus-
stellung sei-
ner Ölbilder
im Karls-
platz-Muse-
um, unter
denen ge-
rade das Aquarell „Marine", (mit der Aussparung der
Weiss-Technik) vom Jahre 1883 angenehm heraus-
trat. Die Bildstudien, die sich doch nicht bildhaft
aufbauen und öfter auseinanderfallen, wie z. B. die
aus Helgoland, der „Säemann" mit grossen leeren
Stellen, oder der „Sommerabend", der mehr eine
Frühmorgenstimmung in den Farbtönen suggeriert,
verraten den Suchenden, aber mit den Nachteilen
des in die Irre Wanderns einer zweifelnden Zeit. Aber
eben deswegen gebührt von Gleichen ein ehrendes Ge-
denken, weil er nicht unterliess zu forschen und sich
nicht mit einer bequemen Erkenntnis beruhigte, weil er
Anregungen in sich verarbeitend weitergab.
Fast wie ein Abgeschiedener tauchte in Weimar
Friedrich von Schennis wieder auf. Viel Sehnsucht und
viel Sinnliches durcheinander, eine herbstliche Schwüle,
in der sich, wie bei
den Fontainebleauer
und Versailler Park-
idyllen, antike Trau- ^
rigkeit mit Rokoko- I
pikanterie
geben den Gemälden "X "\^
und Radierungen » >
dieses niederrheini-
schen Patriziersohns
ihre eigene Note.
Von Christian
Rohlfs, dem gebore-
nen Schleswiger,
waren zwei Land-
schaften der selbstän-
digen oder „mittle-
ren"Entwicklungspe-
riode und Etliches aus jul. seyi.ek, herbstmorgen
seiner letz-
ten jüngsten
Phase aus-
gestellt. Mir
scheint der
„Mittlere"
der bessere
Rohlfs.
Nicht weil
damals mehr
Solidität in
ihm steckte,
sondern weil
es immer
etwas pein-
lich berührt,
wenn ein
gereifter
Älterer mit
IN DER WEIMARER JUBILÄUMSAUSSTELLUNG üen Aller-
jüngsten
oder mit überstarken fremden Einflüssen wieder ins
Gedränge gerät. Die „Badenden Frauen" gehören in
die letzte Kategorie; der hervorragend technisch und
tonig wirksame „Steinweg'' mit dem sandweissen Grund
und dem wirren Gestrüpp, und die lichtdurchblitzte
Allee nach Belvedere gehören zu seiner mittleren
Periode, von der Rohlfs abirrend sich weit entfernte.
Ob er den Weg zu sich selbst wieder findet, hängt wahr-
scheinlich zum guten Teil von der Art ab, wie er sich zu
den grossen modernen Franzosen und Flamen stellt.
Diese haben es Professor Rohlfs offenbar angethan. Das
Hagener Folkwang-Museum kann, bei aller dankens-
werten Anregung, einem stillen Träumer wie Rohlfs,
der die Hälfte des Jahres dort verbringt, offenbar merk-
lichen Schaden zufügen, wenn er den Suggestionen
unterliegt. Ein Sirenenlied wird selbst alten Seefahrern
gefährlich. Nicht
Jeder hat die Odys-
seus-Stärke, sich an
den Mast festzu-
binden!
Ein in allen alten
Sätteln Gerechter, der
doch stets fein und
diskret bleibt, ist Max
Thedy, der als Lehrer
Hervorragendste in
Weimar, der älteren
Münchener Schule
entstammend. Ein-
mal ist er Holbein,
einmal Rembrandt,
ein andermal Len-
bach; doch nie platt
AUSG. IN DER MÜNCHENER SEZESSION Und langweilig. DaS
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