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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 9.1911

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Heft 2
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Chronik
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den Jan Veth von ihm berichtet: „Ich habe niemals Kühe
gemalt, nur Lichteffekte." K. S.

Illustrierte Geschichte des Kunstgewerbes.
Herausgegeben in Verbindung mit W. Behncke,
M. Dreger, O. von Falke, M. Folnesics, O. Kümmel,
E. Pernice und G. Swarzenski von G. Lehnen. In
zwei Banden. Verlag von Martin Oldenbourg. Berlin.

Weit mehr als an der „grossen" Kunst ist heute, wie
die neuen Museen unserer Mittelstädte und mehr fast
noch die Warenhäuser beweisen, das Interesse am
Kunstgewerbe lebendig. Alles Kunstgewerbliche hat
und findet sein Publikum, und überall regen sich die
Kräfte, die Gebrauchsgegenstände des Alltags zu ver-
edeln und durch sie auf die Bildung des Geschmacks
im allgemeinen hinzuwirken. Dabei lässt sich ein
starker historischer Zug nicht verkennen; man sucht
wieder Fühlung zu gewinnen mit der Überlieferung,
mit dem Besitzstande früherer Zeiten. So kommt es,
dass dieses Kompendium, dessen Idee ohne Frage (auch
dies ein Zeichen der Zeit) der Witterung eines klugen
Verlegerkopfes entsprang, für den Gebildeten ein Be-
dürfnis, für den Fachmann einen oft empfundenen Not-
stand abstellt.

Und man muss sagen, dass der erste Versuch, den
immer zahlreicher auftretenden Kunstgeschichten die
notwendige Ergänzung einer Geschichte des Kunst-
gewerbes hinzuzufügen, durchaus, ja innerhalb der
selbstgewählten Programmgrenzen sogar glänzend ge-
lungen ist. Dies Programm schrieb vor: Arbeitsteilung
des gewaltigen Stoffes, und eine Reihe der tüchtigsten
Gelehrten meist von der jüngeren Generation wandte
alle Kraft auf die Bemeisterung eines Spezialgebietes.
Der Herausgeber, der.ausser der allgemeinen Einleitung
selbst über die „Neueste Zeit" einen kenntnisreichen
und gründlichen Abschnitt geschrieben hat, muss als
Organisator des Ganzen besonders belobt werden: er
ist überall vor die richtige Schmiede gekommen. Auch
dass er den Islam (von Dr. Braun) und Ostasien (von
Dr. Kümmel) mit hineinbezog und der asiatischen Kunst
zu ihrem Recht verhalf, einem Recht, das sich immer
mehr und mehr als Anciennitätsrecht entpuppt, sei ganz
besonders hervorgehoben. Es geht natürlich nicht an,
die Beiträge der verschiedenen Mitarbeiter gegen-
einander abzuwägen. Wieviel hängt von der Dankbar-
keit des Stoffes, wieviel von den Vorarbeiten ab, die
für grosse Gebiete wie fast für das ganze der neueren
Zeit vom Barock an fehlen! Viel frische Hingabe, be-
fruchtet vom Reiz des neuen Themaj, viel erstaunlicher
Fleiss, in Spannung gehalten durch den Pioniercharakter
der Arbeit an gewissen, bisher von der Forschung brach
gelassenen Stellen, ist in diesen beiden Bänden ge-
sammelt. Doch ruft auch eine so offenkundige, aufs
Höchste gerichtete Konkurrenz der Mitarbeiter den
Gedanken an den Siegespreis eines Einzelnen notwendig

hervor; und ich glaube, es wird sich niemand gekränkt
fühlen, wenn ich für diesen Siegespreis Otto von
Falke vorschlage mit seinem Abschnitt über das Kunst-
gewerbe im Mittelalter.

Der Verleger hat dem Buche viel Geschmack und
die grösste Sorgfalt gewidmet. Die Illustrationen,
darunter auch viel farbige, sind meist vortrefflich.
Selbst bei kleiner Satztype ist leider der zweite Band zu
der Unförmigkeit eines Adressbuches dem Äusseren
nach angeschwollen, und das Register ist ein Opfer des
modernen Verlegerehrgeizes geworden, den Satzspiegel
mit den Schriftzeichen gleichsam ornamental zu füllen.
Wer sich darin auf die Suche begiebt, hat den Eindruck,
wie wenn er an einem flimmernden Staketenzaun vorbei-
führe.

Nicht nur weil es das einzige seiner Art ist und
hoffentlich so lange bleibt, bis sich Jemand entschliesst,
den ganzen Stoff mit kühner Individualität selbständig
zu gestalten, sondern weil es gegenüber dem Zeit-
schriftenkleinkram eine imposante Leistung selbstloser
wissenschaftlicher Arbeit darstellt, ist dem Werk der
Erfolg zu wünschen, den es so reichlich verdient.

Hans Mackowsky.
«
Deutschlands Raumkunst und Kunstgewerbe
auf der Weltauss tellung zu B rüssel ioio. Verlag
Julius Hoffmann, Stuttgart.

Es sind eine Reihe der in Brüssel gezeigten Arbeiten
des deutschen Kunstgewerbes in dieser Publikation sehr
gut reproduziert worden; und es hat Robert Breuer dem
Bilderteil eine kluge Einleitung vorangestellt, in der er
eine Bilanz des bisher im Deutschen Kunstgewerbe Er-
reichten versucht. Der Wert dieser Veröffentlichung
liegt darin, das Dem, der nicht in Brüssel war, eine vor-
treffliche Anschauung vermittelt wird, so dass auch er
sich in der Lage sieht, auf Grund des Materials dieses
Buches sich ein Urteil zu bilden, sowohl über die Art
der deutschen Vertretung in Brüssel als auch über die
Entwickelungen des deutschenKunstgewerbesüberhaupt.
Das Resultat dieser Betrachtung Dessen, was Deutsch-
lands Kunstgewerbler nach Brüssel geschickt haben, ist
dass man auch vor den Abbildungen dieses Buches zu ähn-
lichen Urteilen kommt, wie Hermann Muthesius sie liier
neulich mitgeteilt hat und dass man den Schlussworten
Robert Breuers durchaus zustimmt. Karl Scheffler.

*

Berichtigung: i. Die Anmerkung auf Seite 90
Spalte b gehört auf Seite 89 unter die zweite Spalte;
das hinweisende Sternchen muss in der siebenten Reihe
von oben hinter dem Wort „Gemälden" stehen. 2. Die
Anmerkung auf Seite 96 unten, Spalte a soll Seite 95
unter Spalte b stehen; das hinweisende Sternchen gehört
in die siebente Reihe von oben, hinter das Wort „Atelier
de Corot". D. Red.

NEUNTER JAHRGANG.

ZWEITES HEFT

REDAKTIONSSCHLUSS AM 20. OKTOBER.

AUSGABE

AM I.

NOVEMBER NEUNZEIINHUNDERTZEHN

REDAKTION:

KARL

SCHEFFLER,

BER

LIN; VERANTWORTLICH

IN ÖSTERREICH-UNGA1

N: HUGO

HELLER, WIEN 1.

VERLAG

VON

BRUNO CASS1RER

IN BERLIN. GEDRUCKT

IN DER

OFFIZIN

VON

W.

DRUGUL1N

ZU LEIPZIG.
 
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