CARL HAGEMEISTER, MÄRKISCHE LANDSCHAFT
AUSGESTELLT IN DER KUNSTHANDLUNG NICKLAS, BEKLIN
unendlich geistreiche farbige Zeichnung Troyons ausge-
stellt, wovon die Schwarz-Weissreproduktion hier eine
entfernte Vorstellung zu geben versucht.
Bei Ed. Schulte wurde mit einer Ausstellung von
Werken Heinrich von Zügels bewiesen, dass das Kol-
lektive der Kunst dieses Tiermalers nicht günstig ist.
Ein Werk Zügels verspricht immer mehr als die Gesamt-
heit hält. Das Gemauerte, Palettenmässige drängte sich
in diesen 45 Werken wieder so empfindlich auf, dass
man Mühe hatte, neben dem Pinselvirtuosen den feinen
Naturbeobachter und den kultivierten Maler nicht zu
übersehen.
Im Kunstsalon Paul Cassirer sah man einige glücklich
nach Cezanne orientierte Bilder Walter Bondys. Nach-
gestaltungen eines klugen Malers; nichts Primäres, aber
innerhalb der Nachempfindung geistvoll und selbst-
kritisch. Hans Purrmann dagegen ist immer noch mit-
ten in den Lehrjahren. Von Erna Frank interessierten
am meisten die Lithographien und Zeichnungen. Die
Künstlerin wird sich in ihrem sehr ernst gemeinten
Streben nach einem Stil des Materials und der Technik
vor dem technischen Manierismus zu hüten haben. —
Zwei Trübnerschüler, Hans Sutter und Arthur
Grimm, zeigten Erstlingsarbeiten bei Fritz Gurlitt. Man
spürt in ihren talentvollen Bildern den Segen der guten
Trübnerschen Handwerksregeln; doch kommen auch
gleich die Gefahren einer pädagogisch übertragenen
Technik zum Vorschein. Es sind ein paar echte Maler;
doch sind ihnen Technik und Palette vor der Hand noch
mehr Erlebnis als die Natureindrücke. Eines Tages wird
man sie Beide aber wahrscheinlich unter den Selbstän-
digen und Unmittelbaren begrüssen können. K. S.
Die Ergebnisse des Wett-
bewerbs, den die Stadtge-
meinde Schöneberg zur Er-
langung von Aufteilungs-
plänen und Ideenskizzen für
die Bebauung eines grossen,
etwa 200 Hektar umfassen-
den Geländes im Süden ihres
Stadtgebietes ausgeschrie-
ben hatte, haben den Beweis
erbracht, dass der Begriff
„Stadtbaukunst" in Zukunft
wieder als der höchste Aus-
druck eines raumkünstle-
rischen Gestaltens wird ge-
braucht werden dürfen. Es
hat die moderne architekto-
nische Bewegung zuletzt
erst das Gebiet des Städte-
baues ergriffen und es
scheint, als sollte sie jetzt
in den Aufgaben, die hier
noch der Lösung harren, ihr letztes und grösstes Ziel
finden. Der Schöneberger Wettbewerb ist mit Bezug
auf die Lösung des Besiedelungsproblems besonderer
Beachtung wert, weil solche Aufgaben die Haupt-
punkte des Konkurrenz-Programmes bildeten. Es han-
delte sich um die Erschliessung eines Gebietes, dessen
zukünftige Entwicklung sich mit einer gewissen Sicher-
heit voraussehen lässt. Die Gemeinde wünscht aus
steuerpolitischen Rücksichten hier ausschliesslich ruhige
Wohnviertel für besser situierte Bürgerkreise ent-
stehen zu sehen, ein Wunsch, dem die günstige Situa-
tion des Geländes entgegenkommt. Möhring, dem
der erste Preis zufiel, ging am konsequentesten zu
Werke; er hat ohne Zweifel am klarsten disponiert.
Durchgehende Verkehrsstrassen von stattlicher Breite,
die sich in der Mitte des Geländes, auf einem
grossen Marktplatz, schneiden, bilden das feste Ge-
rüst seines Planes. Sie umschliessen quadratische Bau-
quartiere, die im einzelnen durch schmale, vom
Durchgangsverkehr freigehaltene Wohnstrassen auf-
geteilt werden. Die Hauptverkehrsstrassen sind in
langem Zuge mit viergeschossigen Häusern besetzt,
ihnen parallel läuft in der Regel eine Strasse mit drei-
geschossiger Bebauung und das Innere der Bauquartiere
ist dem Kleinhausbau, in der Form des Reiheneinzel-
hauses vorbehalten. Mit dieser stafFelförmigen Ab-
stufung der Bebauung ist den Strassen auch im Aufriss
ein bestimmter architektonischer Charakter und dem
Stadtbild im Ganzen ein neuer Rhythmus gegeben.
Die einzelnen Bauquartiere sind im Gesamtplan als
kleinere, einheitlich ausgebildete Viertel behandelt,
deren jedes durch einen Schmuck- oder Spielplatz einen
eigenen ideellen Mittelpunkt erhält. Im Grossen wieder-
holt sich dieses Aufteilungsprinzip: dem gesamten Stadt-
* selbst sn
454
AUSGESTELLT IN DER KUNSTHANDLUNG NICKLAS, BEKLIN
unendlich geistreiche farbige Zeichnung Troyons ausge-
stellt, wovon die Schwarz-Weissreproduktion hier eine
entfernte Vorstellung zu geben versucht.
Bei Ed. Schulte wurde mit einer Ausstellung von
Werken Heinrich von Zügels bewiesen, dass das Kol-
lektive der Kunst dieses Tiermalers nicht günstig ist.
Ein Werk Zügels verspricht immer mehr als die Gesamt-
heit hält. Das Gemauerte, Palettenmässige drängte sich
in diesen 45 Werken wieder so empfindlich auf, dass
man Mühe hatte, neben dem Pinselvirtuosen den feinen
Naturbeobachter und den kultivierten Maler nicht zu
übersehen.
Im Kunstsalon Paul Cassirer sah man einige glücklich
nach Cezanne orientierte Bilder Walter Bondys. Nach-
gestaltungen eines klugen Malers; nichts Primäres, aber
innerhalb der Nachempfindung geistvoll und selbst-
kritisch. Hans Purrmann dagegen ist immer noch mit-
ten in den Lehrjahren. Von Erna Frank interessierten
am meisten die Lithographien und Zeichnungen. Die
Künstlerin wird sich in ihrem sehr ernst gemeinten
Streben nach einem Stil des Materials und der Technik
vor dem technischen Manierismus zu hüten haben. —
Zwei Trübnerschüler, Hans Sutter und Arthur
Grimm, zeigten Erstlingsarbeiten bei Fritz Gurlitt. Man
spürt in ihren talentvollen Bildern den Segen der guten
Trübnerschen Handwerksregeln; doch kommen auch
gleich die Gefahren einer pädagogisch übertragenen
Technik zum Vorschein. Es sind ein paar echte Maler;
doch sind ihnen Technik und Palette vor der Hand noch
mehr Erlebnis als die Natureindrücke. Eines Tages wird
man sie Beide aber wahrscheinlich unter den Selbstän-
digen und Unmittelbaren begrüssen können. K. S.
Die Ergebnisse des Wett-
bewerbs, den die Stadtge-
meinde Schöneberg zur Er-
langung von Aufteilungs-
plänen und Ideenskizzen für
die Bebauung eines grossen,
etwa 200 Hektar umfassen-
den Geländes im Süden ihres
Stadtgebietes ausgeschrie-
ben hatte, haben den Beweis
erbracht, dass der Begriff
„Stadtbaukunst" in Zukunft
wieder als der höchste Aus-
druck eines raumkünstle-
rischen Gestaltens wird ge-
braucht werden dürfen. Es
hat die moderne architekto-
nische Bewegung zuletzt
erst das Gebiet des Städte-
baues ergriffen und es
scheint, als sollte sie jetzt
in den Aufgaben, die hier
noch der Lösung harren, ihr letztes und grösstes Ziel
finden. Der Schöneberger Wettbewerb ist mit Bezug
auf die Lösung des Besiedelungsproblems besonderer
Beachtung wert, weil solche Aufgaben die Haupt-
punkte des Konkurrenz-Programmes bildeten. Es han-
delte sich um die Erschliessung eines Gebietes, dessen
zukünftige Entwicklung sich mit einer gewissen Sicher-
heit voraussehen lässt. Die Gemeinde wünscht aus
steuerpolitischen Rücksichten hier ausschliesslich ruhige
Wohnviertel für besser situierte Bürgerkreise ent-
stehen zu sehen, ein Wunsch, dem die günstige Situa-
tion des Geländes entgegenkommt. Möhring, dem
der erste Preis zufiel, ging am konsequentesten zu
Werke; er hat ohne Zweifel am klarsten disponiert.
Durchgehende Verkehrsstrassen von stattlicher Breite,
die sich in der Mitte des Geländes, auf einem
grossen Marktplatz, schneiden, bilden das feste Ge-
rüst seines Planes. Sie umschliessen quadratische Bau-
quartiere, die im einzelnen durch schmale, vom
Durchgangsverkehr freigehaltene Wohnstrassen auf-
geteilt werden. Die Hauptverkehrsstrassen sind in
langem Zuge mit viergeschossigen Häusern besetzt,
ihnen parallel läuft in der Regel eine Strasse mit drei-
geschossiger Bebauung und das Innere der Bauquartiere
ist dem Kleinhausbau, in der Form des Reiheneinzel-
hauses vorbehalten. Mit dieser stafFelförmigen Ab-
stufung der Bebauung ist den Strassen auch im Aufriss
ein bestimmter architektonischer Charakter und dem
Stadtbild im Ganzen ein neuer Rhythmus gegeben.
Die einzelnen Bauquartiere sind im Gesamtplan als
kleinere, einheitlich ausgebildete Viertel behandelt,
deren jedes durch einen Schmuck- oder Spielplatz einen
eigenen ideellen Mittelpunkt erhält. Im Grossen wieder-
holt sich dieses Aufteilungsprinzip: dem gesamten Stadt-
* selbst sn
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