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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 9.1911

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Heft 9
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Widmer, Joh.: Barthélemy Menn: (1815-1893)
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https://doi.org/10.11588/diglit.4706#0469

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BARTH. MENN, LANDSCHAFT

Eindruck mehr als Daubignys Bilder selbst. Beide hatten
auch Lust an einem durchschlagenden Gesamtton: ausser
dem marschig satten Grün des Franzosen hat es Menn
zu einem ganz unverkennbaren, matten, aber wie Erz
festen Graubraun gebracht, das die unauffällige Er-
scheinung und die sachliche Wirkung seiner Gemälde
begründet.

In aller Ähnlichkeit des Naturgefühls besass Menn
noch eine Seite, in der er freilich den Freunden schlecht-
hin überlegen war, die Zeichnung. Was seine Werke
an Licht und Ton dadurch verloren, gewannen sie hier
reichlich wieder. Denn die Zeichnung war gerade, was
ihn an Delacroix heranbringt. Eine klassisch heran-
gebildete und romantisch belebte Art Zeichnung. Ihr
Besonderes aber liegt darin, dass sie streng auf eine
Natur angewendet worden ist, von deren unbeugsamer
Härte weder Ingres oder Delacroix noch die von Bar-
bizon etwas ahnten: auf die Alpen. Hier hat Menn ge-

schaffen, von dem streng und ewig gleich aufstrebenden
Gefüge der Gipfel, Thäler und Rücken tief, und ohne
Geste ergriffen. Dieser verschränkende, mäandrische,
und doch durch unüberwindliche Realitäten einge-
schränkte Parallelismus stellt sich als Menns höchste
Eigentümlichkeit heraus und wirkt auf sein ganzes
Malen bestimmend zurück.

Und so hat er auch als Lehrer in Genf gewirkt, als
jene Freunde schon längst nicht mehr waren. Hier ist
der Ort, wo das jüngere, heute wirkende Geschlecht
an ihm zu erben fand. Dem Einen hat er Corot, dem
Andern Rousseau, dem Dritten Daubigny erschlossen,
und wirklich lassen sich so selbständige Künstler wie
Albert Trachsel, Abram Hermenjat, Alfred Rehfous,
Estoppey mit gutem Willen auf Menns Anregungen
zurückführen. So tritt ziemlich die ganze Kunst der
Schweiz in ein einheitliches Licht. Von grösster Be-
deutung aber ist es, dass Ferdinand Hodler dieselbe

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BARTH. MENN, LANDSCHAFT

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