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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 17.1919

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Heft 2
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Behrendt, Walter Curt: Alt-Gent
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https://doi.org/10.11588/diglit.4754#0065

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GRAFENSCHLOSS, VORBURG

A LT- G E N T

VON

WALTER CURT BEHRENDT

Eine Stadt, ganz nach dem Herzen des nordi-
schen Menschen: inmitten eines weitgedehnten,
fruchtbaren Flachlands gelegen, von einer üppigen
Wiesenlandschaft umgeben, wo das Auge nur an
vereinzelten Baumgruppen oder an der Silhouette
einer Parklandschaft einen Halt findet; an den Ufern
zweier stattlicher Flüsse sich ausbreitend, die hier
ihre Wasser vereinigen; durchzogen von breiten
Kanälen, die in unzähligen Armen sich innerhalb
der Stadt verzweigen, um dann in gradliniger Flucht
zwischen hohen Dämmen träge dem nahen Meere
entgegenzugleiten; überwölbt von einem weiten

Horizont, über den ein frischer Wind graufarbene,
tieftonige Wolkengebilde dahinjagt: das ist Gent,
die Stadt, von der aus Karl V., als Flandern im
Mittelpunkt des west- und osteuropäischen Ver-
kehrs lag, sein Reich beherrschte.

Über dieser Stadt liegt die Stimmung der nor-
dischen Küstenlandschaft. Feuchte Nebel, die von
den Wiesen und Wassern aufsteigen, dämpfen hier
die Kraft der Sonne und hüllen die Stadt beständig
in feine, graue Schleier ein. Selbst an völlig klaren,
sonnigen Hochsommertagen, wo ein wolkenloser
Himmel sich über die Stadt spannt, schweben dünne,

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