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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 17.1919

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Heft 9
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Chronik
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https://doi.org/10.11588/diglit.4754#0392

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R. GROSSMANN, BERLINER PFERDEMASKT

CHRONIK

THEO VON BROCKHUSENf

Das grauenhafte Künstlersterben hält an. Nun ist
ihm auch Theo von Brockhusen zum Opfer gefallen.
Sechsunddreissigjährig, in einem Augenblick, wo er Präsi-
dent der Freien Sezession geworden war und hierin doch
wohl etwas wie eine Krönung sah. Ein Genosse Röslers
aus Ostpreussen. Seine Bilder waren jeden Sommer in
den Ausstellungen der Berliner Sezession zu sehen,
seit fünfzehn Jahren etwa. Im Anfang hoffte man auf
ein besonderes Talent, in den letzten Jahren war man
etwas enttäuscht. Es war ein Stillstand, ein Erstarren
in Brockhusens Produktion gekommen. Immer aber
sprach man von ihr mit grosser Achtung. Vielleicht

ist das Berliner Klima, das viel seelische Widerstands-
kraft — oder Gemeinheit — voraussetzt, diesem im
Grunde empfindlichen Künstler nicht bekommen. Es
hat ihn, wie so viele, übermässig ehrgeizig gemacht und
bewirkt, dass er mehr von sich verlangte, als seine
Natur hergeben konnte. Als die Revolution ausbrach,
war er gleich im „Arbeitsrat für Kunst" zu finden. Er
hoffte wohl, nun würde mancher Blütentraum reifen.
Er hat sich immer sehr beunruhigt, sein Leben lang.
Und hat einige Bilder hinterlassen, in denen Sonne ist.
Er war letzten Endes wohl ein Kind, ohne den Mut zu
haben es ganz zu sein. Es ist schmerzlich an ihn zu
denken, an den Menschen und an den Künstler.

K. Seh.

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