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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 17.1919

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Heft 6
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Glaser, Curt: Kunstversteigerungen in Japan
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https://doi.org/10.11588/diglit.4754#0259

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KUNSTVERSTEIGERUNGEN IN JAPAN

VON

CURT GLASER

Karls

Im Laufe der letzten Jahre müssen in dem Kunst-
besitz der japanischen Sammler bedeutende Ver-
schiebungen eingetreten sein. Die beiden Besitzer der
berühmtesten Schätze, die in Privathand vereinigt waren,
der alte Marquis Inouye, der Freund desMarquis Ito und
zugleich der letzte der grossen Staatsmänner aus der
Zeit der Umbildung des japanischen Reiches zu einer
Weltmacht, und Herr Masuda, einer der Finanzge-
waltigen des neuen Japan, sind gestorben, und es ist
kaum anzunehmen, dass ihr umfangreicher Kunstbesitz
von ihren Erben ungeteilt erhalten wird.

Zu welchen Ergebnissen Versteigerungen dieser
beiden der Zahl nach wohl grössten und ebenso
an Qualität hochstehenden wie an' berühmten Meister-
werken reichen Sammlungen führen würden, mag man
an den Preisen ermessen, die beim Verkauf der Kunst-
werke des Herrn Akaboshi in Tokyo erzielt wurden.
Die Sammlung des Herrn Tetsuma Akaboshi ge-
hörte zu den kleineren in Japan, — der Katalog zählt
insgesamt nur etwa 300 Nummern auf— aber sie war
von den Kennern um einiger besonderer Meisterwerke
willen ausserordentlich hoch geschätzt. So enthielt sie
ein paar Hauptstücke der berühmtesten chinesischen
Maler der Sung-Dynastie, darunter zwei Albumblätter
des Hsia Kuei, die zum Besten gehören, was von diesem
hoch gepriesenen Meister in Japan erhalten ist, ein
wunderbar zartes Blumenstück des Chao Chang, eine
grosszügige Herbstlandschaft des Chao Ta-nien und
eines der am meisten gefeierten Bilder des Liang Kai,
eine Schneelandschaft, die nach der Ansicht der Kenner
mit den beiden anderen in Japan erhaltenen Haupt-
werken des Meisters, dem „Shaka, der von den Bergen
kommt", und einer zweiten Landschaft, die zum Besitz
des Grafen Sakai gehören, ursprünglich ein Triptychon
bildete. Unter denjapanischenGemälden der Sammlung
Akaboshi war der Nachi-Wasserfall, der von der Tra-
dition dem Kose no Kanaoka zugeschrieben wurde,
das unbestrittene Hauptstück. Es hat dem Ruhm dieses
eindrucksvollen Werkes wenig Abbruch getan, dass es
von der neueren Kritik dem sagenhaften Meister des
neunten Jahrhunderts abgesprochen und in Zusammen-
hang mit einigen Setzschirmen gebracht wurde, die,
in der Kamakurazeit entstanden, in den Tempeln der
Zen-Sekte bei den Zeremonien der Tauffeierlichkeiten
gebraucht worden sein sollen. Ein Porträt des Dichters
Hitomaro wird auf einen anderen Hauptmeister der
Frühzeit japanischer Kunst, den Takuma Yeiga, zurück-
geführt.

Aus der klassischen Zeit der japanischen
Malerei, die mit der klassischen Epoche in Europa et-

wa zusammenfällt, war der östliche RafFael, Kano
Motonobu, mit einigen Hauptwerken in der Sammlung
vertreten, einem Drachenbilde und zwei Breitbildern,
die die in der Malerei des Ostens beliebten 3 bud-

mm

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LIANG' K'AI, WINTERLANDSCHAFT
TUSCHMALEREI. CHINA 13. JAHRHUNDERT

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