bedeutendsten. Gottfr. Haass-Berkow, ein jüngerer
Künstler aus dem Kreis um Rud. Steiner, hat es im
November 1916 zum Besten der Kriegshilfe in
einem Saal der Berliner Hochschule für Musik zur
Aufführung gebracht. Er wusste den Stil des
Stückes ohne aufdringliches Archaisieren so sicher
zu fassen, dass er wie mit modernen Spielelementen
verfahren durfte. Gespielt wurde von Dilettanten,
welche den volkstümlichen Ton mühelos zu
treffen schienen; am besten wirkten die, welche
gar nicht zu individualisieren versuchten und die
feste Form ihrer Rolle ohne Differenzierung mög-
lichst bildhaft festhielten. Eine charlottenburgische
Note mischte sich freilich, kaum merklich, bei;
aber die liess jene Sentimentalität nicht aufkommen,
durch welche die vor einem Jahre gezeigten Krip-
penspiele verdorben wurden. Die Szenerie be-
stand aus einer einfachen Vorbühne, von der nur
eine Stufe zur eigentlichen Szene führte; auch diese
war völlig schmucklos, ohne Vorhang und Kulissen,
und nur durch eine schlichte Stoffwand rückseitig
abgeschlossen. Vor dieser Wand befand sich ein
stufenhohes Podium, auf dem jeweils die Krippe
oder ein Stuhl und der engere Spielerkreis Platz
fanden. Schliesslich ward für die Anbringung
der gemalten Köpfe von Ochs und Esel ein kleines
Versatzstück aufgestellt. — In dieser Bühnenform
dürfen wir eine Art Substrat erblicken; die An-
lagen in den Städten waren ja in der Regel viel
weitläufiger, während die herumziehenden Bauern-
spieler im Saale des fremden Wirtshauses sich
oft mit noch weniger behalfen. Zeit und Ort er-
gaben sich also hauptsächlich aus dem Spiel selbst,
und das einzige ausserdichterische Stimmungselement
war das Licht. Die Farben gewannen auf dem
neutralen Grund eine eigenartige Grösse; sie bauten
sich, nicht ganz ohne Symbolik, auf dem Weiss der
Engel auf, entwickelten sich dann von Grau und
Braun der göttlichen Eltern zur lebhafteren Färbung
der Hirten und der bunten Pracht der Könige, ver-
schärften sich noch einmal in dem gelben Gewand
des Herodes und dem Schwarz des Teufels, um wie-
der mit dem Weiss des Engels abzusetzen. Dieser
Aufführung folgen in freier Weise meine Zeich-
nungen.
Das Stück beginnt mit dem gemeinsamen
Aufzug der Darsteller, welche sich singend vom
Saaleingang zur Vorbühne bewegen und hier rechts
und links aufstellen. Sie bilden gemeinsam die
„Kumpanei", welche ganz nach der Bestimmung
des antiken Chores die Ereignisse betrachtet und
Tflir traumbtals ob ein enget tarn,
unö-füret uns. rmcj) Jb^t^la^m.
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Künstler aus dem Kreis um Rud. Steiner, hat es im
November 1916 zum Besten der Kriegshilfe in
einem Saal der Berliner Hochschule für Musik zur
Aufführung gebracht. Er wusste den Stil des
Stückes ohne aufdringliches Archaisieren so sicher
zu fassen, dass er wie mit modernen Spielelementen
verfahren durfte. Gespielt wurde von Dilettanten,
welche den volkstümlichen Ton mühelos zu
treffen schienen; am besten wirkten die, welche
gar nicht zu individualisieren versuchten und die
feste Form ihrer Rolle ohne Differenzierung mög-
lichst bildhaft festhielten. Eine charlottenburgische
Note mischte sich freilich, kaum merklich, bei;
aber die liess jene Sentimentalität nicht aufkommen,
durch welche die vor einem Jahre gezeigten Krip-
penspiele verdorben wurden. Die Szenerie be-
stand aus einer einfachen Vorbühne, von der nur
eine Stufe zur eigentlichen Szene führte; auch diese
war völlig schmucklos, ohne Vorhang und Kulissen,
und nur durch eine schlichte Stoffwand rückseitig
abgeschlossen. Vor dieser Wand befand sich ein
stufenhohes Podium, auf dem jeweils die Krippe
oder ein Stuhl und der engere Spielerkreis Platz
fanden. Schliesslich ward für die Anbringung
der gemalten Köpfe von Ochs und Esel ein kleines
Versatzstück aufgestellt. — In dieser Bühnenform
dürfen wir eine Art Substrat erblicken; die An-
lagen in den Städten waren ja in der Regel viel
weitläufiger, während die herumziehenden Bauern-
spieler im Saale des fremden Wirtshauses sich
oft mit noch weniger behalfen. Zeit und Ort er-
gaben sich also hauptsächlich aus dem Spiel selbst,
und das einzige ausserdichterische Stimmungselement
war das Licht. Die Farben gewannen auf dem
neutralen Grund eine eigenartige Grösse; sie bauten
sich, nicht ganz ohne Symbolik, auf dem Weiss der
Engel auf, entwickelten sich dann von Grau und
Braun der göttlichen Eltern zur lebhafteren Färbung
der Hirten und der bunten Pracht der Könige, ver-
schärften sich noch einmal in dem gelben Gewand
des Herodes und dem Schwarz des Teufels, um wie-
der mit dem Weiss des Engels abzusetzen. Dieser
Aufführung folgen in freier Weise meine Zeich-
nungen.
Das Stück beginnt mit dem gemeinsamen
Aufzug der Darsteller, welche sich singend vom
Saaleingang zur Vorbühne bewegen und hier rechts
und links aufstellen. Sie bilden gemeinsam die
„Kumpanei", welche ganz nach der Bestimmung
des antiken Chores die Ereignisse betrachtet und
Tflir traumbtals ob ein enget tarn,
unö-füret uns. rmcj) Jb^t^la^m.
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