entstanden etwa um 1650, gibt ein ähnliches
Motiv: eine Ebene mit FJuss und zwei Schiffen,
ein Mann, der ein Kind an der Hand hält. Schon
das Material — Rembrandt benutzt bei seinen
früheren Zeichnungen mit Vorliebe die Feder, später
die Kreide — erklärt zu einem Teil die Verschieden-
heit des Ausdruckscharakters. Das frühe Blatt ist
übersät von eckig gebrochenen wirren Strichlein,
beim spätem genügen wenig kräftige, fast nur
wagrechte Linien. Obwohl die erste Zeichnung
weit mehr ins einzelne hinein ausgeführt ist, giebt
tung der Natur. Mit beispielloser Eindringlichkeit
und Unerbittlichkeit sind hier Sein und Wachstum
des Wirklichen von Blick und Phantasie aufgesogen.
Thür und Fenster, Dachschindeln und Holzplanken-
zaun, der Mühlenflügel, alle Erscheinung wird in
ihrer letzten Schaubarkeit blossgelegt. Daneben
mag man eine etwa zehn Jahre später entstandene
Radierung legen, die Landschaft mit dem Milch-
mann (B 213). Baum und Häuser, der Weg, das
Gebüsch uud der Mann sind als Sonderexistenz
und als Naturphänomen ohne Belang. Auf das.
REMBRANDT, DIE WINDMÜHLE. 1641. RADIERUNG
die spätere eine um vieles stärkere Belebung des
Ausdrucks, nicht nur in der Gesamtstimmung,
sondern in jedem Detail, die Bäume, die Menschen,
das Wasser, dort zittrig, unbestimmt und ungefähr,
sind hier in ein paar Strichen mit höchstem Nach-
druck ausgeprägt. Der Himmel dort ein nüchtern
leerer Raum, breitet sich hier in unbegrenzter
Weite.
Um den Gegensätzen von einer anderen Seite
her nahe zu kommen: die radierte Windmühle von
1 641 (B z 3 3) ist das Ergebnis intensivster Beobach-
was hinter diesen einzelnen Dingen steht, kommt
es an, auf den unsichtbaren Strom, der jedes Sonder-
wesen durchströmt und bindet; auf jenen starken,
unwirklich farbigen, rhythmischen Zusammenklang,
der die Harmonie des Bildes ausmacht. Was hier
geschaffen wurde, ist nicht irgendeine landschaft-
liche Ansicht, irgendein landschaftliches Motiv,
sondern das Naturhafte, das Landschaftliche in
seinem dauernden ruhenden Wesen.
Die Reihe der Gemälde setzt etwa mit der Stadt
am Berge bei Gewitter (Braunschweig um 1638)
99
Motiv: eine Ebene mit FJuss und zwei Schiffen,
ein Mann, der ein Kind an der Hand hält. Schon
das Material — Rembrandt benutzt bei seinen
früheren Zeichnungen mit Vorliebe die Feder, später
die Kreide — erklärt zu einem Teil die Verschieden-
heit des Ausdruckscharakters. Das frühe Blatt ist
übersät von eckig gebrochenen wirren Strichlein,
beim spätem genügen wenig kräftige, fast nur
wagrechte Linien. Obwohl die erste Zeichnung
weit mehr ins einzelne hinein ausgeführt ist, giebt
tung der Natur. Mit beispielloser Eindringlichkeit
und Unerbittlichkeit sind hier Sein und Wachstum
des Wirklichen von Blick und Phantasie aufgesogen.
Thür und Fenster, Dachschindeln und Holzplanken-
zaun, der Mühlenflügel, alle Erscheinung wird in
ihrer letzten Schaubarkeit blossgelegt. Daneben
mag man eine etwa zehn Jahre später entstandene
Radierung legen, die Landschaft mit dem Milch-
mann (B 213). Baum und Häuser, der Weg, das
Gebüsch uud der Mann sind als Sonderexistenz
und als Naturphänomen ohne Belang. Auf das.
REMBRANDT, DIE WINDMÜHLE. 1641. RADIERUNG
die spätere eine um vieles stärkere Belebung des
Ausdrucks, nicht nur in der Gesamtstimmung,
sondern in jedem Detail, die Bäume, die Menschen,
das Wasser, dort zittrig, unbestimmt und ungefähr,
sind hier in ein paar Strichen mit höchstem Nach-
druck ausgeprägt. Der Himmel dort ein nüchtern
leerer Raum, breitet sich hier in unbegrenzter
Weite.
Um den Gegensätzen von einer anderen Seite
her nahe zu kommen: die radierte Windmühle von
1 641 (B z 3 3) ist das Ergebnis intensivster Beobach-
was hinter diesen einzelnen Dingen steht, kommt
es an, auf den unsichtbaren Strom, der jedes Sonder-
wesen durchströmt und bindet; auf jenen starken,
unwirklich farbigen, rhythmischen Zusammenklang,
der die Harmonie des Bildes ausmacht. Was hier
geschaffen wurde, ist nicht irgendeine landschaft-
liche Ansicht, irgendein landschaftliches Motiv,
sondern das Naturhafte, das Landschaftliche in
seinem dauernden ruhenden Wesen.
Die Reihe der Gemälde setzt etwa mit der Stadt
am Berge bei Gewitter (Braunschweig um 1638)
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