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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 17.1919

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Heft 10
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Ahlers-Hestermann, Friedrich: Franz Nölken: (1884-1918)
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https://doi.org/10.11588/diglit.4754#0431

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FRANZ NÖLKEN, BILDNIS MAX KEGER, 1916

und malte, zeichnete,, radierte, und Reger sass ihm
gegenüber und schrieb, komponierte oder schlug ein
paar Akkorde an, reichte auch wohl die noch tintennasse
Komposition hinüber und unterhielt sich mit dem Maler
über die kompliziertesten musikalischen Dinge, welche
diesem ja durch sein ganzes Leben hindurch teuer ge-
wesen waren und von denen er soviel wusste, dass ein
Reger gern und lange mit ihm darüber reden mochte.
Der Tod des Meisters war für ihn ein grosser Schmerz. —
Bald nachher musste Nölken zu den Soldaten. Er
kam zu einer Feld-Telephon-Gruppe. Das Ganze war
ihm ziemlich entsetzlich, aber erhattezweiSchutzgürtel:
den Humor und die Sachlichkeit. Seine Betrachtungs-
art nahm allen Dingen die Schwere und ihr Zauber,
der von so ganz verschiedenen Menschen immer wieder
verspürt worden ist, zwang alsbald in den Kreis seiner
heiteren oder grotesk übersetzenden Anschauung

einzutreten. (Eine Seite, die er leider nur selten und
gelegentlich künstlerisch ausgenutzt hat.) Die pathe-
tischesten Geschehnisse trivialisierte er mit ein paar Be-
merkungen und zeigte das Allzumenschliche, Phrasen-
hafte auf oder machte die ärmliche Menschlichkeit
hinter der wohlanständigen, würdevollen Maske lächer-
lich. Hatte er den Betreffenden dann „komisch", so
war er ihm gewöhnlich wieder ganz sympathisch. Oft
aber wurde ihm der so Entlarvte völlig zur Marionette,
und im ganzen konnte man seinen Humor, ebensowenig
wie den oft verwandten von Wilhelm Busch, nicht un-
bedingt als gutmütig bezeichnen.

Seine Sachlichkeit wandte er wie den künstlerischen
Problemen oder dem Grundieren der Radierplatte so
auch den grotesk-ernsthaften Gesetzen desKommiss und
den Kupferdrähten seiner Telephonleitungen zu, er
redete mit den Kameraden — ganz einfachen Menschen —

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