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Kunst- und Unterhaltungsblatt für Stadt und Land — 2.1853

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Pflanz, J. A.: Die Tyroler Finken
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Poetische Blumenlese
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https://doi.org/10.11588/diglit.45118#0082

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vor allen Anfechtungen des bösen Feindes und erhalte
meine Seele dem ewigen Leben!" Gelt, Burgei, das tbust
Du von heute an Dein ganzes Leben hindurch?"
„Ja, Mutter!" sprach das Mädchen.
Und die Mutter segnete auf gleiche Weise das andere

Mädchen und ging dann in die Kammer der Bub'n.
Hierauf legte sie sich wieder zu Bett und schlief ruhig
und voll hoher Zuversicht zu Gott ein — ihre Kinder
waren nun in seiner Hand.
(Schluß folgt.)


Poetische Mummlest.

Bergwrrk.
Prolog *)
Feodor Löwe.
Tief in der Erde sprödem Eingeweide,
Wo ew'ges Schweigen herrscht und ew'ge Nacht,
Im Kampfe mit der Gnomen List und Neide,
Baut sich der Bergmann mühevoll den Schacht:
Er schwingt den Fäustel, hämmert unverdrossen,
Zu brechen des Gesteines Widerstand;
Bis sich besiegt das Trotzende erschlossen
Und ihre Schätze gibt die Felsenwand.
Gefahren kennt er, die ihn schwer bedrohen:
Geborst'ner Stücke schreckendes Gewicht;
Er sieht die blaue Schwefelflamme lohen,
Die Warnerzunge, die vom Tode spricht;
Er hört das Tosen ferner Wasserwogen,
Der Bergwand Krachen, die zur Nachtzeit sprang —
Doch weist sie neue Adern reichgezogen,
Und ihre Wunde wird ein neuer Gang.
Wohl leichter ist die Müh' in jenem Schachte,
Den sich ein froher Künstlerkreis ersann,
Der Name, den ein kluger Sinn erdachte,
Zeigt muntern Treibens tiefre Deutung an.
Der Knappe bringt, was er in stillen Stunden
Mit regem Willen, mit ves Schaffens Lust
Im Geist erfaßt, im Herzen tief gefunden,
Und ruhlos trug in der bewegten Brust.
Erzstufen nennen wär der Gaben jede,
Die Beste/eber heißt gediegen Erz!

*) Der geschäztc Herr Verfasser sprach diesen Prolog zur Introduk-
tion bei einer kürzlich in Stuttgart stattgehabten Darstellung lebender
Bilder, welche von der dortigen Künstlergesellschaft "Das Bergwerk"
veranstaltet war. Es ist diese Küustlergesellschaft eine Vereinigung der
tüchtigsten Kräfte sowohl der bildenden als anderer schönen Künste, und
hat sich die Tendenz festgesezt, daß jedes einzelne Mitglied durch eigene
Arbeiten oder Verdienste, sei es in Wort, Bild oder Ton, die regelmä-
ßigen Zusammenkünfte der Gesellschaft zn verschönern, seine Produkte
aber unter dem Schutze fr en ndsch aftli ch er Bcurtheilnng derselben
mehr und mehr ausbildend zu verbessern sucht. A. d. R.

Das heit're Lied, die schöngeformte Rede,
Und der zum Pfeil gespizte leichte Scherz,
Des Malers Bild, d'riu Glanz der Farbe waltet,
Des Architekten scharfgezogner Plan,
Und was in Thon und Marmor sich gestaltet,
Willkommen sind sie alle wie sie nah'n!
Heut' haben wir des Schachts verschwiegen Dunkel
Gewechselt mit dem hochgewölbten Saal.
Des Grubenlichtes spärliches Gefunkel
Weicht scheu zurück vor tagesgleichem Strahl.
Wir bringen Euch nicht was wir selber schufen,
Nur was wir nachgebildet, nachgedacht, .
Und breiten aus als neugefund'ne Stufen
Berühmter Meister stolze Bilderpracht.
Wir schritten sorgsam prüfend zum Vollbringen!
Wir sah'n, dem Bergmann gleich, mit scheuem Blick,
Die blaue Flamme warnend uns umspringen,
Die blaue Schwefelzunge der Kritik.
Noch jezt beschleichet uns ein kühles Zagen,
Daß wir die Stille für Geräusch getauscht —
Zu spät, zu spät! die Stunde hat geschlagen,
Schon ist der Vorhang hoch emporgerauscht.
So folgt denn willig dem was wir versprechen.
Laßt uns hinab erst in die Erde geh'n,
Wo an dem Thron des Berggeists die sechs Zechen,
Die Schwester-Künste unsres Bergwerks steh'n.
Und dann von Bild zu Bild erhabner Geister,
In Farben prächtig, marmorausgehau'n,
Bis wir die Schaar unsterblich hoher Meister,
Den Künstlerhimmel weitgeöffnet schau'n.
Durch Nacht zum Licht! vom schweren Druck der Erde,
Hinauf in's strahlenvolle Wolkenblau!
Genius der Kunst! mit liebender Geberde,
Neigst du die Schaale mit dein Aetherthau.
Du fächelst mild die Brust, die fieberheiße,
Und mit erquickender Berührung streicht,
Von falt'ger Stirne deine Hand uns leise
Die feuchten Locken, die das Leben bleicht.
Erhab'ne Kunst! Du öffnest deinen Tempel
Die gold'ne Halle der Unsterblichkeit!
 
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