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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 4.1869

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Clauß, C.: Der Verkauf der v. Quandt'schen Gemälde-Sammlung in Dresden
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Verschiedenes / Inserate
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50

wärmste Mitempsindung des Elendes dieser Erde in den
Zügen der jungfräulichen Fürsprecherin am Himmelsthron.
Das Bild hat jenen dem Moretto eigenen milden, dufti-
gen Silberton. Ein dem Fra Filippo Lippi znge-
schriebeneS Werk, Maria und S. Anna, ferner ein präch-
tigesmännlichesBildnißvonHausvon Kulmbach, sowie
auch ein gut erhaltener, aus der Winkler'schen Sammlung
stammender Jacob Rupsdael wurden für 2000, 200
und 1000 Thlr. von dem Oldenburger Museum erworben.
Ein vorzüglicheS Bildchen von Lucas Cranach d. Ae., eine
an einem Springbrunnen ruhende Nymphe, (mit Cranach's
Monogramm und der Jahreszahl 1518) wnrde mit 600
Thlrn. bezahlt; ein Gaudenzio Ferrari mit 150;
eine Madonna von C. Crivelli mit 300; ein schönes
weibliches Bildniß, wohl von Christoph Amberger, mit
300; eine im Katalog als giorgioneske Skizze bezeich-
nete Arbeit mit 120; eine das Kind anbetende Madonna,
in der Komposition an den schönen Perugino im Palazzo
Pitti erinnernd und nach Quandt's Ansicht wahrscheinlich
von Pinturiccchio, mit 600; eine Madonna endlich von
Francesco Francia mit 400 Thlrn. Einletzterem Bilde
sehr ähnliches befindst sich in der Galerie Borghese in
Rom, nur mit dem Unterschied, daß die Madonna in
jener Galerie zum Himmel aufblickt, diese die Augen
niederschlägt. Quandt meinte mit Recht, daß kein Anverer
als der Meister selbst bei Wiederholung des Bildes sich
diese Abänderung erlaubt haben würde. Die genannten
sieben Bilder sind vom Minister Frhrn. v. Friesen in
Dresden gekauft worden. Noch sind von älteren Meistern
Bilder zu folgenden Preisen verkauft vder theilweise noch
verkäuflich: eineLucretiavonFraucesco Frauciafür800,
eine heil. Katharina von Andrea Vivariui für 300,
ein Künstlerbildniß (in der Winkler'schen Sammlnng
„Phidias" genannt)von Guerciuo für 300, ein fleißiges
Bildchen von Goswin v. d. Weyden für 250, eine Ma-
donna von Fiesole oder wenigstens doch aus dessen
Schule für 800 Thlr., eine Maria mit Heiligen von
Michael W olgemuth (?) für 300 Thlr. u. s. w.

Jn hervorragender Weise war, wie bereitS gesagt,
die Frühlingsperiode der neudeutschen Malerei in der
Sammlung vertreten; so zunächst durch zwei reiche Kom-
positiouen von Koch. Der Werth der einen wurde durck
die von Cornelins gemalte herrlicheStaffage, dieHeim-
kehr Jacob's, erhöht. Die Bilder, welche zu den vorzüg-
lichsten Werken Koch's. gehören, wurden mit 1500 und
2000 Thlr. bezahlt. Auch von den Zeitgenossen Koch's:
Steinkopf, Catel, v- Rhoden^ bot die Sammlung
große Bilder, welche mit 600, 650 nnd 800 Thlr. aus-
gezeichnet waren. Die Bilder befanden sich im Jahre
1858 auf der historischen Kunstausstellung in München.
Auch F- v. Olivier war durch zwei seiner mit großer
Liebe durchgeführten, poetisch empfundenen Landschaften
vertreten. Die eine ist für 120 Thlr. von dem Leipziger

Museum erworben worden. Ebenso ist für 500 Thlr.
Overbeck's Rosenwunder des heil. Franciscns, eiue
ziemlich ansgeführte Skizze für die Frescomalerei in
Santa degli Angioli bei Assisi, dorthin gewandert. Zwei
anmuthige, mit liebevollster Hingebung ansgeführte
Jugendarbeiten Schnorr's von Carolsfeld, welche
die romantische Frühzeit der ueudeutschen Knnst schön
charakterisiren, ein Besuch der heil. Familien (800 Thlr.)
und eine Madonna (600 Thlr.) sind in Dresden geblie-
ben. Einige reizende Köpfe von dem früh wieder ver-
schollenen Karl Eggers aus Neu-Strelitz, welcher eben-
falls dem zu Anfang des Jahrhunderts epochemachenden
deutschen Künstlerkreise zn Rom angehörte, wnrden für
200 und 120 Thlr. an das Leipziger Mnseum verkauft.
EinHauptbilv Ludwig Richter's, die Brautfahrt, wurde
mit 600, das bekannte Ave Mariavon demselben Meister
mit 300 Thlr. verkanft. Ferner eine gnechische Land-
schaft von C. Nottmann mit 400; eine Judith von
Philipp Veit mit 500; ein Schiffbruch, bekannt unter
dem Titel: „Die zertrümmerte Hofsnung" von C. D.
Friedrich mit 400; die Bedette im Schneesturm, ein
geistreiches Bildchen von Franz Krüger, mit 300; der
Freiburger Münster von Domenico Quaglio mit 600;
das Jnnere des Domes von Orvieto von M. Hauschild
mit 350 Thlr. Auch einige kleine Thierstücke von Peter
Heß, Gauermann und Wagenbauer wurden mit
2 bis 300 Thlr. bezahlt. Man kann die Preise im Durch-
schnitt für leidliche, unsern dcutschen Verhältnissen cnt-
sprechende halten, auf dem englischen und französischen
Kunstmarkt freilich würden sie für niedrige gelten.

__ C. Clauß.

Korresporrdenzen.

Heidclbcrg, im Novcmber.

I-. Wolfgang Müller's Aufforderung in derKölnischen
Zeitung, das Heidelberger Schloß zu restauriren und zwar
mit Hülfe einer Lotterie, wird sicherlich immer weitere
Kreise erregen. Der Sinn dafür ist im Allgemeinen da;
so wird das hineingeworfene Wort wirken, über kurz oder
lang, in ruhigerer Zeit.

Zu welchem Zwecke restanriren? Wie weit? Auf
welche Weise? Nnd wie die unzähligen Fragen heißen
mögen, die bei dem Schlagwort „Nestauriren" heraus-
flattern, wie die feindlichen Winde aus dem Aeolus-
Schlauch des Odysseus. Darauf will ich hier nicht ein-
gehen, sondern nur kurz berichten, was bisher, im kleinen
Kreise, der kleinen Stadt gemäß, hinsichtlich des Schloß-
interesses geschehen. Seit Jahr und Tag ist mit reger
Theilnabme der Heidelberger Einwohner ein Schloßverein
zusammengetreten, dessen Zweck ist: „die Erhaltnng und
richtige Bchandlung des Heidelbcrger Schlosses, sowie die
Verschönernng seiuer nnd der städtischen Umgebungen zu
fördcrn, und die Kenntniß der Geschichte und des Kunst-
 
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