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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 4.1869

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86

derselben fast ausnahmsloS fern geblieben sind, so ist doch da-
sür die Theilnahme preußischer, speciell der Berliner Archi-
tekten eine um so stärkere gewesen. Das eingekommene Ma-
terial ist nicht nnr ein überauS großes nnd reichhaltiges, son-
dern züm Theil nicht minder von hohem Werthe. Freilich
scheidet eine große, sogar die größere Zahl der Entwllrfe von
einer wirklichen Konkurrenz von vorn herein auS, allein ek
Lleibt deren immerhin eine ganze Anzahl sehr bedeutendcr
zurück, welche die höchste Beachtung beanspruchen können. Dic
verschiedenartige Anffassung der eigenartigcn, in gewisser Be-
ziehnng ganz neuen Aufgabe, noch mehr freilich die verschieden-
artige Darstellung der Entwürfe nn allen nur möglichen
Maaßstäben, welche eine vergleichende Uebersicht dersel-
ben außerordentlich erschwert, bringen es mit sich, daß ein
eingehender kritischer Bericht über dieselben sorgfültig er-
wogen und auf gründliche Studien gestützt sein will. Jn-
dem wir daher eine ausiührliche Besprechung der Kon-
kurrenz, die wohl so schnell nicht aufhören wirb, Tages-
frage zu bleiben, noch vorbehalten, geben wir heute ledig-
lich eine kurze Aufzählung der eingegangenen Entwürfe.
Unter den S2 Arbeiten, welche 49 Konkurrenten zum 12.
August v. I. eingesandt hatten, stnd 7 anonym geblieben,
2 von französtschen Architekten HGazagne und Petit in Tou-
louse), 1 aus Belgien (von Minne in Gent) eingegangen.
9 Entwürfe (die der Herrcn Hamann in Heilbronn, Bach in
Zeulenroda, Eberlein in Nürnberg, Friedreich in Fürth, Jötzsch
in Hohenstein, Wagner in Wien, Jsernhagen in Hamburg und
Klingenberg in Oldenburg) rühren von deutschen, jedoch nicht
preußischen Architekten her. Unter den 30 preußischen Kon-
kurrcnten nehmcn die Herren Statz in Köln, Ebe u. Benda
in Magdeburg Wickop in Aachen, Wiechmann in Clausthal
nnd Pichler in Frankfurt a. M. eine isolirte Stellung ein.
Alle übrigen 25 Konkurrenten, zu denen jedoch wahrscheinlich
noch mehrere der anonym gebliebenen hinzutreten, gehören
ausschließlich der speziellen sogenannten „Berliner Schule" an.
Es sind dies die Herren: Cremer und Märtens in Aachen,
Zimmermann und Souchon in Breslau, Busse in Görlitz,
von Onast auf Radensleben, Hcyden L Kyllmann, Gropius
L Schmieden, Ende L Böckmann, Orth, Schwatlo, Milczcwsky,
Adler, Spieker, Tiede, Spietberg, Kolscher, Eggert, Licht,
Henneberg, Marggraff, Nispel, Hildebrandt, von der Hude
und Gartner in Berlin. An der Ausstellung nehmcn ferner
die beiden letzten Dom-Entwürfe Stüler's, sowie ein nach-
träglich eingeliefertes Projekt des Architekten Hippius in Pe-
tersburg (mit dem deutlichen Gepräge der Carlsruher Schule)
und 2 Blätter eines Hrn. Bechtold in Charlottenbnrg Theil.

Lunstvrreine, Sammlnngen und Äusstellnngen.

8—t. Münchcncr Kimstverein. Ueberblicken wir die
Leistungcn, welche der Münchener Kunstverein am Schlussc
des BereinSjahres in seinen Räumlichkeiten ausgestellt hatte!
Ein in halblebensgroßenFiguren gemaltesBild von A. Wagner
„Mädchenraub" hatte sich besonderer Aufmerksamkeit zu cr-
freuen. Die Darstellung war augenblicklich, der ganze Vor-
gangklar. Kein Lob dagegen haben wir für K. Hansmann'S
„Aschenbrödel", um so weniger, als die lebensgroßen Figuren
den Mangel der künstlerischen Haltung noch empfindlicher
machten. DieVerbindung für historische Kunst hatte W. Camp-
hausen's „Uebergang nach Alsen" eingcschickt. Anzuerkennen
ist daran vornehmlich die fleißige Naturbeobachtung und solidc
Zeichnung. Brillanter wirkte E. Grützner's, dcs talent-
vollen Humoristen, „Fallstaff, der die Rekruten prüft", ohne
jenem freilich in der Form beizukominen. Aus Shakespeare
hattenoch einKünstler, I. Benczur, seinen Stoffgenommen,
nämlich „Hamlet, dem während des Auftrittes mit seiner
Mutter der Geist des Vaters erscheint". Hätte der Maler
nur mehr die Seele in die Figuren zu legen verstanden! Sie
schmeckten zu sehr nach dem ^ckiauspieler. E. Jlle hatte ein
in seiner beliebten Weise in Aquarell gemaltes Bild, „die
Zeit des^ dreißigjährigen Krieges", gebracht. I. Miller's
„Banernfamilie beiTisch" war zu glatt, R. Hirth's „lcsende
Kinder" litten an einem schwächlichen Ton. Sehr gute Bild-
chen hatte Fr. Adam uns vorgeführt: besonders müssen wir
„die Lsterreichischen Nieiter in einem Hofe zu Verona 1859"
hervorheben. Auch die Polnischen Jnden von I, Brandt mit
ihrer geistreichen Ausführung gefielen uns, während seine
Episode aus dem Gedichte von A. Wickiewicz „Herr Tadeusz",

obwohl auch nicht zu verachten, doch eine feinere Lichtwirkung
hätten baben können. Des trefflichen A. Seitz's Banern ber
einem Quacksalber zeichneten sich durch eine feine Aussührung
uiid ein genaues Studium aller Einzelheiten aus. Eine ganze
Reihe von Bildnissen hatte Fr. Lenbach ausgestellt, wo-
runter wir besonders das eines kleinen Mädchens hervorheben,
Auch L. Thicrsch brachte mchrere ansprechende Porträts.
Unter den Landschaften haben wir zucrst der Blätter nach
A. C. N. Scheuren „Landschaft Sage, Gcschichte und Mo-
numentales der Rheinlande" (Farbendruck von R. Reiß in
Düsseldorf, lithogr. von I. B. Sonderland) zn gedenkcn.
W. Zimmermanns „KüheaneinemWasser"undW. Hein-
lein's „Partie aus Unterengadin" wiesen die bekanntcn Vor-
züge dieser Künstler auf. Unter den zahlreichen guten Land-
schaften wollen wir erwähnen: die von Bürkel (Alpensee),
Fr. Mayer, H. Beckmann, A-Doll, E. Gleim, K. Häf-
ner, I. N. Ott, I. Kornbeck, I. Nörr, L. Gebhard,
A. de Marees, L. Sckell, I. G. Steffan, A. Lier,
W. Reinhardt, R. Krause nnd die letzte Serie der
Fischb a ch'schen Zeichuimgen deutscher Bäume. — Von Wcrken
der Plastik producirten sich I. Beyrer's Hochrelief in Holz
„Bckehrung bes Dionysius nnd Ucbertragung des Hirtenamtes
der jungen Heerde in Atben", W. Schützinger's Bronzere-
liefs u. A. m, Chr. Roth's weibliche Reliefbüste (GiPS) war
recht gefällig; mehr Stylisirung, besondcrs der Haare, hätte
aber wohl nicht geschadet.

Die Knnsthütte zn Chcinnih veröffentlichte ihren Jahres-
bericht für 1868. Es ist daraus ein erfreuliches Steigen des
Kunstinteresses bei den Bewohnern der Stadt ersichtlich, da
sowohl die Mitgliederzahl als anch dcr Bcsuch der Aus-
stellnngcn sich wesentlich gesteigert hat. Ersterer beträgt jetzt
313. Arigekanft wnrden zur Verlosung 15 Oelgemäldc, eine
Gipsgruppe und zwei Aquarelle und von Privaten 22 Kunst-
werke, zusammen im Betrage Lon 1450 Thlr. Der Berein
befaßt sich außer der Unterhaltuiig der permanenten Knnstaus-
stellung, mit der Förderung und Hebung des Zeichcnunter-
richts in Hinsicht auf die Knnstgewerbe. Das Beckerdenkmal,
mit welchem der Verein die an öffentlichen Monurnenten sehr
arme Stadt beschenken will, dürfte in ^nicht zu langer Frist
zur Aufstellung gclangen. Der für biesen Zweck angesammelte
Fond hat die Höhe von nahezu 3300 Thalcrn erreicht.

Die Galeric Nottebohm, aus Werken moderner Meister,
vorzugsweise der französtschcn, deutschcn, belgischen und hollän-
dischen Schulcn bestehend nnd gut gewählt/ehedem in Rotter-
dam, ist in Folge testamentarischer Verfügung des verstorbcnen
Besitzers an dessen Bruder nach Autwcrpen gekommen. Das
von diesem errichtete sehr zweckmäßige Galcriegebäude wurde
kürzlich durch einen festlichen Akt eingeweiht.

Jn Brüssel wird eine internationale Kunstaiisstellung in
diesem Jahre nnd zwar in den Sälen des botanischen Gartens
stattfinden. Der Beginn derselben ist auf dem 1. Juli fest-
gestellt.

Lnnstlitcratiir iind Lnnsthandet.

Drngulin's Künstanktion in Lcipzig. Den 22. Februar
beginnt die Versteigerung der zweiten Abthciluug der Samm-
I lung eines süddcutschen Kunstfreundcs, Knpserstiche, Radir-
ungen nnd Schabkunstblätter der niederländischen Schnle ent-
haltend. Anßcr einer reichcn Auswahl von selteuen Schab-
iüustarbeiten der frühesten Meister dieser Äünstweise, untcr
deuen W. Vaillant allein mit 130 Nummern vertreten ist,
bcmerken wir eine große Anzahl der interessantcstcn Maler-
radirungen, darunter Rembrandt mit über 200 Nnmmern. Auch
die Stecher nach Rubens und van Dyck, sowie Lucas von
Leyden, Goltzius und seine Schule finden sich zahlrcich und
meist in schöncn frühen Abdrücken vor.

* „Bilder aus Griechenland" ist eine neue Publikation
der literarisch-artistischen Anstalt dcs Lloyd m Triest betitelt,
welche in äbnlicher Wci!- wie die früher erschiencneii „Bilder
aus dem Orient" die landschaftlichcn Aufnahmen des zn früh
verstorbenen trefflichen A. Löffler in Stahlstich und Holz-
schnitt mit Tcxt von vr. Moritz Busch veröffentlicht. Die
crste, hübsch ausgestattete Lieferung brmgt Ausichten von Corfu
und von dcm stnrmumtosteii Cap Matapan. Wir werden auf
das empfehlenswerthe Uuternehmen zurückkommen, sobald eine
 
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