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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 4.1869

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195

versah Rösner die Obliegenheiten des Präsidcnten der
Akadennc. Außerdem war er Kommissionsmitglied und
Juror für die Jndustrie-Ausstellungen in Wien (1845),
London (1851) und München (1854) und war vielfach
thätig in städtischeu Bauangelegenheiten, für Förderung
des gewerblichen Unterrichts uud für andere gemeinnützige
Zwecke. Vielfache Auszeichnungen blieben nicht aus.

Am 13. Juli, auf der Rückreise von dem Badeorte
Hall in Oberösterreich, wurde er in Steyr ein Opfer der
Bright'schen Nierenkrankheit, an welcher er schon seit
längerer Zeit gelitten hatte. Begraben wurde er in Wien.
Seiu Andenken als Mensch wird von allen/die ihn kannten,
in Ehrcn gehalten. Von seinen Bauten müssen außer den
bereits crwähnten uoch die Kirchen in der Vorstadt Karo-
linenthal bei Prag, in Meidling bei Wien und die Ka-
pelle im Wiener Arsenal namhaft gemacht werden.

Hcssc, Augustc, geb. zu Paris 1795 und daselbst ain
11. Juni verstorben, war ein Zögling seines aus der David'-
schen Schule hervorgegangenen, aber zu keincr Bedeutung ge-
langten älteren BruderS Henri und gehörte zu den besseren
Meistcrn der religiösen Malerei des jetzigen Frankrcich. Jm
Jahrc 1818 errang er mit einer Darstellung aus Ovid's
Metamorphosen „Philcmon und Baucis" den röniischen Preis
und 1838 eine Medaille erster Klasse für sein im Muscum zu
Amiens befindliches Bild „Mirabeau iu der Sitzung der
Ständeversammlung vom 23. Juni 1789." Jm Luxembourg
sieht man von ihm eine „Maria beim Begräbuiß Jesu" (1851).
Seine Hauptthätigkcit war der Ausmalung verschiedener Pa-
riser Kirchen gewidmet, als Xotre-vuiue-lle-I/cirette, 8ainte-
Msubetli, Lonne-17ouveIIe, 8t. Lnstuelie ete. Von ihm rührt
dic Dckoralion des Hauptsaales der Festgalerie im Pariser
Sladthaus her, die Galerie des Senates schmückte er mit der
Darstellung der Promulgirung des Konkordats.

Äunstlitrralnr und Lnnsthandel.

Eduard Hildebrandt. Gedächtnißrede an der, von
der deutschen Kunstgenossenschaft und dem Vereine
Berliuer Künstler am 24. März 1869 in der
Singakadcmie zu Berlin veranstalteten Hildebrandt-
Feier von Ludwig Eckardt. Berlin, 1869. Verlag
von R. Wagner.

Unter diesem ebenso geschmackvolleu wie korrekten
Titel ist dic bereits erwähnte und in ihren Grundgedanken
beleucktete Eckardt'sche Lobrede auf Eduard Hildebrandt^
im Druck erschienen. Nicht ihrer Bedeutung wegen, son-
dern weil ich mich einmal unbedachter Weise anheischig ge-
macht habe, auf mehrere Punkte des Vortrages zurückzu-
kommen, und ich gleichwohl meine Schilderung Eduard
Hildebrandt's nicht durch eine überflüssige Polemik gegen
inferiore rhetorische Gauklerstreiche vcrunzieren wollte,
nehme ick hier noch, so unerquicklich für mich und andere
dieseVierteljahrswäscheist, vonderStilübungNotiz. — Um
mit der Gründlichkeit des Geschichtschreibers die Genesis
des Genies darzulegen, wird zunächst der Einfluß des Ge-
burtsortes Danzig auf den jungen Hildebrandt geschildert.
Da ist zuerst dasMeer; es weckt Sehnsucht und Wehmuth in
ihm, die „Kinder des Meeres, aber auch die ächten Musen
des Landschafters; je mächtiger sie ihn erfüllen, um so
tiefer trägt er dcn Horizvnt in seine Bilder." Eine er-
klärende Anmerkung ist dieser „tiefen" Stelle leider nicht
hinzugefügt. — Daun kommt in der Stadt die alte Archi-
tektur; da erbaut sich der Knabe neben dem Artushofe
u. s. w. an deni „Remter, der sein hohes Gewölbe von
einer Granitsäule tragen läßt"; nämlich in Danzigü

Staunenswerthe Gelehrsamkeit eines ästhetischen Wan-
derpropheten! — „Welche Eindrücke!" fährt er fort.
„Wie herrlich, mit welcher unverkennbaren Liebe giebt
er später die Bauten aller Stile, äller Länder wieder!
Man kann aus seinen Bildern, dercn meisterliche Perspek-
tive sich in den Photographien erst recht erweist, eine Ge-
schichte der Baukunst zusammenstelleu." Es wäre für
Hildebrandt sicher äußerst vortheilhaft, wenn es der här-
teste Vorwurf wäre, der ihn mit Recht träfe, daß dies
nicht der Fall ist. Behaupten kann es aber doch füglich
nur derjenige, der entweder Hildebrandt's ganze Malerei
höchstens vom Hörensagen kennt, oder der keine Ahnung
hat, was Architcktur und ihre Geschichte ist. Da das
Erstere bei dem officiellen Gedächtnißredner des Künstlers
Angesichts dreier Hildebrandt-Sammlungen eine fast un-
mögliche Annahme ist, so drängt alles zur zweiten Alter-
native, die freilich durch die anschauliche Schildernng des
„Danziger" Remters kräftig unterstützt wird. — Herr
Eckardt citirt dann Humboldt über Hildebraudt. Dic
Bescheidenheit, andere für sich reden zu lassen, ist rühm-
lich im höchsten Grade. Wie schwer mag dem Meister der
schwungvollen Nede die Anbequemung an dic Ausdrucks-
weise eines gewöhnlichen Sterblichen geworden sein! Da
wäre es nur zu wünschen gewesen, daß die angerufenc
Antorität wenigstens stichhaltiger wäre. Es ist aber lei-
der allbekannt, wie freigebig Humbolvt mit seinen Empfeh-
lungen war, so daß er selber ihnen schließlich keinen Werth
mehr beilegte und keine mehr gab, wo er sie nicht bloß pro
lorwu geben mußte. Zudem war ihm jene specifische
Gönnereitelkeit nicht gerade fremd, die an den Dingen zu-
meist die eigene Theilnahme bewnndert, und sie preist
in dem Verhältniß, wie das Maecenatenthum sich Einfluß
auf dieselben beimessen kann. Wenn nun noch dazu kommt,
daß Humboldt's Kunsturtheil nichts weniger als treffend
war, so wird sein Lob beinahe bedenklich. Daß jenes aber
wirklich der Fall ist, geht schon aus der angeführten Stelle
^ des Kosmos hervor, die weit mehr auf die Erweiterung
des Wissens, des Anschauungskreises, als auf das wahr-
haft Künstlerische und Malerische sieht, also doch dem di-
^ daktischen Element in der Kunst ein allzugroßes Gewicht
beilegt. Zum Ueberfluß könnte ich aus eiuem mir vorlie-
genden, „A. v. H." gezeichneten Artikelüber einen entsetzlich
manieristischen Landschafter, den in Berlin sogenannten
„Maler Fürchterlich," der da u. a. als der Ruhsdael
unseresJahrhunderts bezeichnetwird, cinpaar Kraftstellen
als Beleg anführen, wenn ich diese gefällige Schwäche
wohlverdienter Vergessenheit zu entreißen keinen Anstand
nähme, und es nicht für ausreichend hielte, Herrn Eckardt
für den Fall einer auch diesem einmal zu haltenden Ge-
dächtnißrede unschätzbares Material an die Hand gegeben
zu haben. — Jn einer der Chronologie von Hildebrandt's
Leben und Werken freilich naiv nicht achtenden Skizze
seiner Entwickelung in der „Sturm- und Drang-Periodc
des Kolorits" — ein vorzüglich treffender Ausdruck, nur
daß Hildebrandt nicht wie Goethe, sonderu wie Lenz den
Sturm durchgemacht hat! — begegnen wir überraschend
richtigen Bemerknngen, die aber immer vage hingestellt
und, iu Floskeldunst gehüllt, die Deutnng in jedem Sinne
zulassen. „England zeigt ihm — ermunternd und war-
nend — in Turner einen verwandten Landschafter,
der ebenfalls nach Farbe und Lichtwirkung ringt, zuletzt
aber mit seinen phantastischen Lichteffekten alle Wirk-
lichkeit unter sich verliert, alle Bestimmtheit der Zeichnung
 
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