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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 4.1869

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198

Ergänzungsband zu Fr. Müller's Künstlerlexicon,

herausg. v. A. Seubert. Jn diescm Ergänzungsbande zu dem
belannten, nacti mehrsachem Redaktionswechse! von A. Seubert
zu Ende geführten Künstlerlexikon sollen Nachträge zu den
Artikeln des Hauptwerkes, Resultate nenerer Forschung über
ältere Künstler und Thatsächliches in Bezug auf Leben und
Wirken der Künstler der Gegenwart, ferner Artikel über neuere,
im Hauptwerk noch nicht berücksichtigte Künstler vereinigt werden.
Allen Besitzern des Hauptwerkes wird diese zeitgemäße Er-
gänzung gewiß willkommen sein, zunial sich in jenem bei
bäufiger Benutzung manche Lücken bemerkbar machen. Das
erste ioeben ausgegebene Heft, deren im Ganzen drei bis
Frübjahr 1870 erscheinen sollen, umfaßt die Buchstaben L—v.
(Absalon bis Dupre), und danach scheint es, als würde die
Arbeit wobl nicht mit ferneren zwei gleich starken Lieferungen
abgethan werden können. Der Berf. hat die neuere Kunstlite-
ratur, namentlich auch Zeitungsnotizen sorgsam benutzt, doch
wäre es sehr zu wünschen gewesen, daß die jüngste Literatur
Monographien, größere Artikel in Zeitschriften, überall nach-
gewiesen worden wären. Bei „Bendemann" bätten wohl
dessen Fresken in der Aula der Realschule zu Düsseldorf er-
wähnt, sowie der Niederlegung seines Direktorats gedacht
werden können; Bissen's übelberufener Löwe von Jdstedt ist
nicht zerstört, sondern als Siegestrophäe nach Berlin trans-
portirt worden.

Rudolph Weigels Knnstauction vom 5. Oktober d. I.
wird eine Anzahl von Oelgemälden, Bildhauerarbeiten rc. auf
den Markt bringen, welche sich ehedem im Besitz des Gcheim-
rath Waagen, Rud. Weigel's, Ed. Helincke's in Peters-
burg befanden und zum Theil aus der Sammlung des Schlosses
Krumniennaab in der bayerischen Oberpfalz stammen. Be-
merkenswertb darnnter ist besonders eine Madonna, Sandstein-
figur von Tilman Riemenschneider, ziemlich gut erhalten,
ein Christus, der die Kinder segnet, von Lucas Cranach,
der Raub der Sabinerinnen von I. Rottenhammer, eine
als Venus charakterisirte weibliche Figur, dem H. Holbein
d. j. zugeschrieben, aber von anderer Hand, eine Dame im
Atlaskleid von Const. Netscher u. s. w. Die meisten Ge-
mälde gebören der holländischen und deutschen Schule des
17. Jabrhunderts an. Der Katalog befleißigt sich hinsichtlich
der Taufe der Bilder, die von den ehemaligen Besitzern her-
rükrt, einer anerkennenswerthen Ehrlichkeit. Zwei Tage vor
der Bersteigerung werden die Gemälde im Saale der Buch-
händlerbörse ausgestellt.

Lonkllrieiyeil.

6. K. Vom ungarifchen Ministerium für Knltus und
Ilnterricht wurden kürzlich, unter Beiziehung eines aus Künst-
lern und K'unstfrcundcn berufenen Komite's, mehrere Preis-
aufgaben für bistorische Kompositionen aus der nngarischen
Geschichte ausgeschrieben, nnd damit zur Hebung der speciell
ungarischen Historienmalerei von Staatswegen dcr erste Schritt
gethan. Zur Konkurrenz, welche mit einem Preise von 100
St. k. k. Dukaten, und zwei anderen Accessitpreisen von je
50 St. Dukaten bedacht ist, werden vorläufig nur in Ungarn
ansäßige, oder die im Auslande wohnhaften ungarischen
Künstler zugelassen. Die Wahl des Stoffes bleibt dem Künstler
Lberlassen; unter gleichen Bedingungen genießen jedoch die-
jenigen Künstler den Vorzug, welche einen der durch das
Komito der Regierung vorgeschlagenen und durch dieselbe ver-
öffentlichten Preisaufgaben zum Gegenstand ihrer Konkurs-
arbeiten erwählt haben. Diese Preisaufgaben sind die fol-
genden:

1. Die Taufe des h. Stephan, ersten Königs von Un-
garn. (Als kulturhistorischer und politischer Wendepunkt
im ungarischen Staatsleben des 10. Jabrhunderts.)

2. König Stephan I. wird vor der siegreichen Schlacht
gegen den heidnischen Anführer Kupa durch Wenzelin
zum Ritter geschlagen.

3. König Ladislaus (der Kumanier genannt) übergiebt
nach der Schlacht am Marchfelde seinen Gefangenen,
den Sobn König Ottokars von Böhmen an seinen
Verbündeten, Kaiser Rudols v. Habsburg.

4. König Ludwig I. (der Große) empfängt an seinem
Hoflager zu Visegrad den Besuch der fremden Fürstcn.

5. Fürst Gabriel Bethlen von Siebenbürgen im Kreise

seiner Gelehrten zu Nagy-Enyed (Aus dem für
den Prunksaal des ung. Akademiepalastes projektirten
kulturhistorischen Freskencyklus.)

Als Einlieferungstermin der in Oelfarben 3 W. Fuß
breit, in entsprechender Höhe, mit sorgtältiger Berücksichtigung
des Zeitcharakters auszuführenden Farbenskizzen ist der letzte
April 1870 anberaumt; die Konknrsskizzen find an das Bureau
des könig. ung. Ministerinms für Kultus und Unterricht nach
Osen einzusenden. Die rechtzeitig einlangenden Konkürsskizzen
werden seiner Zeit vor der durch eine besondere Jury vorzu-
nehmenden Preisvertheilung einige Wochen hindurch in Pesth
öffentlich ausgestellt werden. Sollte sich die Ansführung der
preisgekrönten Skizzen im Großen als wünschenswerth er-
weisen, so wird die Art und Weise der Ausführung (ob in
Oelfarben oder al trsseo) sowie auch die Höhe des Honorars
durch ein besonderes Abkommen mit deni betreffenden Künstler
festgestellt werden. Das Vervielfältigungsrecht der preisge-
krönten Farbenskizze bleibt dem Künstler zugesichert. Einfuhr-
zoll und Transportkosten werden von der k. ung. Regierung
vergütet werden.

Kersonal-Nachrichten.

Harmo Rhomberg, einer der beliebtesten Münchener Genre-
maler, wurde am 17. Juli zu Walchsee, wo dcr Künstler
seinen Sommeraufenthalt zu nehmen Pflegte, todt irn Bette
gefunden.

Profeffor vr. Julius Brauu, der hochbegabte Kunst- und
Kulturhistoriker, erlag am 21. Juli zu München im kräftigsten
Mannesaltcr den Folgen einer Brustfellentziindung.

Dem Bildhaner Albert Küppers aus Coesfeld ist der
große Staatspreis der preußischen Akademie der Künste im
Betrage von 1500 Thlr. zn einer zweijährigen Studienreise
nach Jtalien zuerkannt. Die Konkürrenzaufgabe bestand in
einer Darstellung der Auferweckung des Lazarus. ,

Lnilftvcrrine, Aammlungen und Ä.usstellungen.

Der Altonaer Kunstverein veranstaltete in diesem Jahre
seine zweite Ausstellnng, welche vom 15. Mai bis 30. Juni
währte und reichlich mit guten Bildern, namentlich im Land-
schaftsfache beschickt war. Das Verkanfsresultat war cin in
Anbetracht der noch immer nicht sonderlich günstigen Zeitver-
bälmisse sehr befriedigendes, insofern als nahezu der fünfte
Theil der 379 Nummern zählenden Kunstwerke, in Summa
für 8000 Thaler, an den Mann gebracht wurde. Um noch
günstigere Erfolge zu erzielen, ist der Vorstand bestrebt, mit
benachbarten Kunstvereinen eine Wanderausstellung in's Leben
zu rufen nnd hat zunächst einc dahin zielende Uebereinkunft mit
Oldenburg getroffen, wo die Ausstellung von Mitte Juli bis
Mitte August dauern wird.

Neber die diesjährige Briisseler Kunstnusstellung ent-
nehmen wir der KLln. Zeitung nachstebende Notiz:

Wie vor drei Jabren die Jdealisten, so sind es hente die
Realisten, welche auf der Ausstellung vorherrschen, und der
Materialismus unseres Jahrhunderts schwingt bier wie über-
all das Scepter. Ob dieser Borrang ein lange währender
oder als Reaktion gegen die Konvenienzen des Jdealismus
nur einen Durchgangspunkt zur wahren, beide Elemente innig
vereinenden Kunst bilden wird läßt sich nicht voraussagen.
Was nun die diesjährige Ausstellung betrifft, so müsssn wir
leider das nicht allzn befricdigende Facit zieben: dünn und
spärlich gesäet Vorzügliches, in etwas reicherem Maße Gutes,
aber in erstickend wuchernder Menge MittelmäßigeS und
Schlechtes, das sich obendrein an der Rampe und an den
besten Plätzen breit macht, multo non inultuin.

Eines der besten und ein Kunstwerk im tiefsten Sinne
des Wortes ist Karl Becker's „Scene aus Götz von Berli-
chingen". Hier ist höchste Virtuosität mit feinster Jndividuali-
sirung vereint. Adelheid von Walldorf spielt Schach mit dem
Bischofe von Bamberg, der junge Franz beugt sich, Abschied
nehmend, aui die Hand des Bischofes, während er verstohlen
zu der reizenden Adelheid hinüberschaut: >m Hintergrunde
einige Kavaliere nnd Damcn. Ein wahrhaft historisches Genre-
bild', ein Leitfaden für jüngere Künstler, um den Rückweg
aus dem Labyrinthe des moderen geistlosen Virtnosenthums
zu finden. Das Portraitfach ist viel und gut vertreten; zu
 
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