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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 18.1907

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https://doi.org/10.11588/diglit.5912#0055

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Sammlungen

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hause gibt es vor allem mehrere Gedächtnisausstellungen.
Der ehemalige Direktor der Akademie, Peter Knifft, dessen
Siegesbilder (Leipzig, Aspern) und in »historisches« For-
mat übertragene Landwehrmannsszenen geschätzt sind,
wird zur fünfzigsten Jahreswende seines Todes gefeiert.
Sehr anziehend sind seine Altwiener Porträts (die schöne
Erzherzogin Henriette, ein ganz kleines Reiterporträtchen
des Erzherzogs Karl, einige Damen und eine Anzahl Bild-
nisstudien in Bleistift von damaliger Generalität). In
solchen Dingen steht er fest auf fruchtbarem Heimatsboden
und kann seine Zeitfrische nicht verlieren. Ferner wird
der im Sommer verstorbene Tiermaler Anton Schrödl (ich
verweise auf meinen damaligen Nekrolog) durch ein
Zimmer voll tüchtiger Bilder ins Gedächtnis der Über-
lebenden zurückgerufen. In einem Saale veranstaltet
Matthias Schtnid (München) eine Rundschau über seine
bayrischen Bauernbilder, in denen die Defregger-Kurz-
bauer-Zeit wesentlich schwächer weiterklingt. Ein Zimmer
hat der Wiener Landschafter Eduard Kasparides mit Be-
schlag belegt, ein unentwegter Stilist, der mit schwerer
Hand, aber sicherem Blick für das Motiv, für das »Bild«
in der Natur, die Sonnenuntergänge und Vollmonde der
Umgebung malt. Nicht für jedermann, in unserer mehr
auf leckere Lockerheit der Technik gerichteten Zeit, aber
sehr achtbar. Fruchtbar ist das Porträt. Angeli läßt sich
wiedersehen, Laßto bringt gute (Erzherzogin Elisabeth,
Pianistin Miß Newcomb) und schwache Damenbildnisse.
Unter den jungen Leuten stehen Adams, W. V. Krauß,
Scharf, Larwin, Uhl, Rauchinger, Schiff, Bruch, Eichhorn
in gutem Lichte. Unter den Landschaftem fungwirth, Poosch,
Geller, Bozek, Kinzel, der Pariser Ultra Quittner, auch noch
der »alte Herr« Schäffer. Das Genre ist spärlicher (Ruzicka,
Heßl). Als junger Tiermaler betätigt sich Fahringer und
auch Professor Pochwalski ist diesmal vom Porträt zu
einem Auerhahn übergegangen. Im Bereiche der Plastik
sei die Ausstellung des Gesamtwerkes von F. X. Pawlik her-
vorgehoben, der diesen Sommer, erst vierzigjährig, starb.
Seine Witwe hat sein Werk sehr übersichtlich zusammen-
gestellt. Man sieht ihn von der Akademik Tautenhayns
zum Realismus Anton Scharffs und von der stempelschnei-
derisch scharfen Weise zu der modern die Oberflächen
entlanggleitenden, mehr malerischen übergehen. Er hat
eine Menge vorzüglicher Porträtreliefs. Der Klub der
Münz- und Medaillenfreunde hatte an ihm eine stets be-
reite ausführende Hand, die denn auch ausgiebig be-
schäftigt wurde. So ließ der Medaillenfreund Bachofen
von Echt alljährlich von ihm eine reizende »Neujahrs-
karte«, das heißt Plakette, für seine Freunde machen. Auch
im Auslande war er geschätzt. Von einem Anhänger,
der nur in zwei Exemplaren existierte, bestellte sich die
Pariser Münze eigens ein drittes Exemplar für ihre Samm-
lung. Der Tod Pawliks ist ein wirklicher Unglücksfall für
die Wiener Kunst. LudwigHevesi.

Die Miinchener Sezession plant im Januar 1907 eine
große Uhde-Ausstellung. Es ergeht an Besitzer Uhdescher
Bilder, deren Adressen dem Verein nicht bekannt sind,
die Aufforderung, zu dem genannten Zweck ihre Werke
herleihen zu wollen.

Düsseldorf. Die städtische Kunsthalle hat zurzeit
eine Nachlaß - Ausstellung des Marinemalers Heinrich
Petersen-Angeln veranstaltet, der im April d. J., 55 Jahre
alt, gestorben ist. Dieselbe gewährt einen interessanten
Einblick in das vielseitige und fruchtbare Können des
Meisters, das ihn zu einem der Führer in der jüngsten
Entwickelung Düsseldorfer Kunst gemacht hat.

Krefeld. Das Kaiser-Wilhelm-Museum veranstaltet
zurzeit eine umfassende Sonderausstellung von Werken
Gregor von Bochmanns, die 90 Nummern enthält und neben

den größeren Kunstwerken noch eine Anzahl von Aqua-
rellen und Zeichnungen zeigt, die zum Studium des
Meisters besonders interessant sein dürften.

Paris. Bei Georges Peiit hat zurzeit der junge
deutsche Künstler Arnold Rechberg eine Sammelausstellung
seiner bildhauerischen Arbeiten, Gemälde und Zeichnungen
veranstaltet, die, wie der Köln. Ztg. gemeldet wird, »schon
bedeutend ist in dem, was sie enthält, bedeutender noch
durch die Hoffnungen, die sie erweckt«.

Weimar. Im Großherzogl. Museum für Kunst und
Kunstgewerbe ist eine Kollektivausstellung von Werken
des norwegischen Malers Edward Münch eröffnet worden,
die neben einer Reihe der neuesten Porträts des Meisters
auch zahlreiche Landschaften zeigt und im ganzen einen
guten Überblick über die Eigenart des Künstlers gibt.

London. In der Whitechapel-Art-Gallery hat man
eine jüdische Kunstausstellung veranstaltet, die in vier Ab-
teilungen zerfällt: für Synagogen- und Hauskunst, für Ma-
nuskripte, Porträts, historische Drucke und andere Werke
verstorbener und lebender jüdischer Künstler. Der inter-
essanteste Teil dieser Ausstellung ist die Sammlung der
Synagogenkunstwerke, die in ihrer starren, auf der Über-
lieferung fest gegründeten Schönheit heute noch seltsam
ergreifen. Eine Reihe bedeutender lebender jüdischer
Künstler, darunter Josef Israels, haben Werke zu dieser
Ausstellung beigesteuert.

SAMMLUNGEN
Ein neues amerikanisches Museum. Drei hervor-
ragende amerikanische Sammler: John G. Johnson, William
M. Elkins und P. A. B. Widener haben gemeinschaftlich
ihre großartigen Kunstsammlungen ihrer Vaterstadt Phila-
delphia unter der Bedingung zur Verfügung gestellt, daß
Philadelphia einen geeigneten Museumsbau dafür liefert.
Da an der Annahme der von den Stiftern gestellten For-
derung nicht zu zweifeln ist, so wird Philadelphia das
größte und reichhaltigste der amerikanischen Kunstmuseen
besitzen, das nur von solchen europäischer Hauptstädte
übertroffen wird. Die Sammlung Johnson ist noch nicht
katalogisiert worden, die Beschreibung der beiden anderen
Sammlungen ist schon mehrere Jahre alt; nichtsdesto-
weniger gibt »The Nation« vom 1. November vorläufig
eine Zusammenstellung der Schätze, die, im Fall das Pro-
jekt zur Ausführung kommt, in dem zukünftigen Phila-
delphia-Museum vereinigt sein werden. Die Gemälde
werden wohl 2500 an der Zahl sein; mehr als die Hälfte
sind alte Bilder, das heißt solche, die vor dem Jahre 1800
entstanden sind. Aber was bedeutet die Zahl gegen die
Qualität der Bilder? Die vlämische Schule wird durch
zwei van Eycks, Rogier van der Weyden, Memling, Gerard
David, den älteren Breughel, Teniers, Rubens und van Dyck
vertreten sein; die Norditaliener weisen Vivarini, Man-
tegna, Crivelli, Giovanni Bellini, Moroni, den Brescianer
Moretto mit vorzüglichen Gemälden auf. Reynolds, Romney,
Gainsborough, Turner und Constable wurden von den
amerikanischen Sammlern rechtzeitig gekauft; und am aus-
gezeichnetsten wird die zukünftige Philadelphia-Galerie
mit Holländern ausgestattet sein: Frans Hals, Ruysdael
und Hobbema, Vermeer van Delft glänzen darunter, und
Rembrandt soll durch nicht weniger als zwölf über seine
ganze Arbeitszeit reichende Arbeiten vertreten sein. — Aus
den Sammlungen Widener werden Renaissanceskulpturen
ersten Ranges, aus allen drei Kollektionen moderne Ge-
mälde — auch Böcklin — vereinigt werden. Vom kunst-
historischen Standpunkt betrachtet werden keine anderen
Lücken zu finden sein, als daß die frühe französisch-bur-
gundische Schule und die amerikanische Schule fehlt. Das
letztere mag als kein so großes Unglück anzusehen sein.
 
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