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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 18.1907

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Hevesi, Ludwig: Gustav Klimt und die Malmosaik
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.5912#0284

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Personalien — Funde — Ausgrabungen — Archäologisches

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manns Geschmack sein; ein anderer zieht das Gegen-
teil vor. Aber wenn eine Kunst historisch geworden
ist, hören diese Widersachereien auf. Wer schimpft
heute noch auf Manet? Höchstens noch auf Cezanne,
ein weiteres Weilchen. Angesichts der Klimtschen
Bilder bei Miethke hörte ich einem langen Wortstreit
zwischen Kunstverständigen zu. Ein Freund sagte:
»Für die Philosophie bin ich noch eingetreten, aber
seitdem entferne ich mich immer weiter von Klimt.«
Ich antwortete darauf: »Je weiter Sie sich von ihm
entfernen, desto mehr nähern Sie sich ihm. Das ist
wie bei einer Weltumseglung. Man entfernt sich
immer mehr vom Ausgangspunkt, bis man richtig
wieder bei ihm eingetroffen ist.« Auch wir in der
Kunst umsegeln in einem fort die Weltkugel.
Wien, Ende August.

PERSONALIEN
An Stelle des Herrn Professor Dr. Adolf Michaelis

in Straßburg, welcher am 1. Okiober dieses Jahres in den
Ruhestand tritt, ist von der Universität der ordentliche Pro-
fessor Dr. Franz Winter aus Graz berufen worden.

FUNDE

Zwei neue Werke Tizians. Unser Mitarbeiter, Dr.
Georg Gronau, berichtet in der Septembernummer der »Ras-
segnad'Arte< über die Entdecknngzweier authentischerWerke
von Tizian, die er in den Galerien von Verona und Mailand
gemacht hat. Es handelt sich in Verona um das Porträt eines
Mannes, das bisher mit dem Namen G. B. Moronis be-
zeichnet wurde, und um ein Porträt von Giacomo Medici in
der Ambrosiana. Besonders das zweite Gemälde ist nach
seiner Meinung, obwohl es in den Farben ein wenig ge-
litten hat, ganz unzweifelhaft ein hervorragendes Werk
Tizians; die Technik, die Verteilung der Lichter und ver-
schiedene Einzelheiten, die alle in dem Porträt des Fran-
cesco Maria, Herzogs von Urbino, in Mailand wieder-
kehren, sollen diese Annahme beweisen, und Gronau ist
auch der Meinung, daß das Bild tatsächlich Gian Giacomo
de Medici di Marignano darstellt. Die Ausführung fällt
in das Jahr 1550. Die Arbeit, deren Eindruck durch Risse
etwas beeinträchtigt wird, trägt noch ganz den Stempel
der Hand des Meisters und übt einen Reiz aus, wie er
nur von den Werken der Großen in der Kunst ausgehen
kann.

Alte Wandgemälde sind in der Dominikanerkirche
in Regensburg aufgedeckt worden. In dieser Kirche, die
trotz ihrer großen Einfachheit zu den schönsten und edel-
sten Bauwerken aus der älteren gotischen Zeit gehört,
zeigen sich verschiedene umfangreiche Reste der alten
Bemalung, so ein Ölberg mit überlebensgroßen Figuren
(spätgotisch), über dem Sakristeieingang die stehenden
Figuren der vierzehn Nothelfer unter gemalten Arkaden,
darüber ein größeres Marienbild mit einem davor knien-
den Ritter (14. Jahrhundert). Die Gemälde sind teilweise
vorzüglich erhalten und bilden eine außerordentlich wert-
volle Bereicherung der Kunstgeschichte Regensburgs.
Nähere Untersuchung ist nach der »Denkmalpflege« im

Gange. Germania, Berlin.

Castellum Abusinum. Bei Eining, einem Dorfe
Niederbayerns, sind von dem Domkapitular Schreiner
römische Bauten aufgedeckt worden; das alte Kastell
Abusinum fand man dort, ein römisches Bad und Reste von
Häusern. Der bayrische Landtag bewilligte die Summe
von 12000 Mark mit der Bestimmung, daß die Zinsen für
die Ausgrabungen verwendet werden sollen. Mit dieser

geringen Summe sind die Ausgrabangen gefördert worden
und man hat Inschriften, Gefäße, Münzen in beträchtlicher
Zahl gehoben.

Florenz. Wie der »Corriere della Sera« mitteilt, hat
Guido Carrocci in der Villa Pandolfini, aus welcher die
Serie der »Uomini famosi« von Andrea del Castagno, jetzt
in Sant'Apollonia in Florenz, herstammt, unter der modernen
Schicht von Tünche namhafte Fragmente der dekorativen
Malereien von Castagno aufgefunden, darunter namentlich
spielende Putten. Der Besitzer der Villa hat diese Fresken-
reste dem Staat zum Geschenk gemacht; sie werden ab-
gelöst und ebenfalls nach Sant' Apollonia übertragen werden.
Genaue Mitteilungen über diesen wichtigen Fund wird das
demnächst zur Ausgabe gelangende Heft des Bollettino
d'arte enthalten. a Gr.

Rom. Bei dem Abreißen eines alten Häuschens bei
Monte Caprino am Fuße des tarpeischen Felsens ist
ein interessanter Fund gemacht worden. Es handelt sich
um die Statue einer alten Frau, welche einen Korb
trägt. Sie ist aus der gleichen Zeit und von derselben
Kunst wie die alte Frau mit dem Weinkruge, welche
im kapitolinischen Museum aufgestellt ist. Man meint,
daß diese verschiedenen Statuen wohl zum Schmuck
der in der Gegend liegenden Markthallen gedient haben
müssen. h-

Ravenna. Corrado Ricci, welcher in seiner Stellung
als Generaldirektor auch seine Vaterstadt nicht vergessen
hat, läßt emsig nach den Fragmenten von Porta Aurea
suchen. In diesen Tagen ist der untere Teil von einem
der Türme zum Vorschein gekommen; man hofft bald
noch mehr von dem monumentalen Tor zu finden, mit
welchem Kaiser Tiberius die Stadt schmückte. f- h.

Sardinien. Bei Mores ist ein karthagisches Grab ge-
funden worden mit reichem und interessantem Toten-
schmuck. F- H-

AUSGRABUNGEN

Rom. Bei den Ausgrabungen der Grundmauern vom
neuen Ackerbauministerium bei Santa Maria della Vittoria
sind wichtige Überreste der ältesten Mauern Roms ge-
funden worden. f. h.

Rom. Die Ausgrabungen, die Prof. Vaglieri auf dem
Palatin leitet, haben zu wichtigen Funden geführt, die
feststellen, daß ein aus dem 6. Jahrhundert v. Chr. stam-
mender Tempel der Viktoria auf dem Abhang des Palatins
sich erhob, welcher nach dem Cirkus Maximus schaut, f. h.

ARCHÄOLOGISCHES
Archäologische Funde auf Kreta. Man schreibt der
»Frkft. Ztg.« aus Italien: Die auf Kreta tätige italienische
Ausgrabungskommission hat, wie der Leiter der Ausgra-
bungen Professor Luigi Pernier im Bolletino des Unter-
richtsministeriums mitteilt, bei Wiederaufnahme der Arbeiten
auf der Stelle des ehemaligen Fürstenhauses in Phaestos
eine Anzahl wichtiger Funde gemacht. Genaue Messungen
der Überreste eines der frühesten Periode angehörigen
Palastes führten zu genauen topographischen Bestimmun-
gen, und außerdem wurde eine große Anzahl von Lampen,
Trinkgeschirren und Gefäßen aus Stein und Ton gefunden,
die eine Bestimmung des Alters dieser ältesten Anlage
ermöglichen. In einem später erbauten Teile konnten
durch das Vorhandensein der Fundamentmauern die Dimen-
sionen der darüber liegenden Räume mit Sicherheit fest-
gestellt werden, und außerdem wurden im Peristil des
Hauses die Basen von acht großen Säulen gefunden, die,
mit den vier schon früher aufgedeckten, die Rekonstruktion
der zwölf das Peristyl schmückenden Säulen erlaubten.
 
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