427 Nekrologe — Personalien — Wettbewerbe — Denkmäler — Ausgrabungen
Saale. Höchst originell die Form der Tische und
Stühle in eben dieser Farbe. Alles nach Angabe von
Munthe. Von ihm und seinen Gleichgesinnten sind
einige Nummern vorhanden. Unter all dem Eis und
Schnee, das hier gemalt ist, fällt auf, daß die herr-
liche Natur Norwegens nur in diesem Sinne die
Künstler inspiriert hat. Ganz sonderbar nimmt sich
eine große Ansicht des Pantheon von Peterssen aus
mit größerer Staffage, sowie eine farbenprächtige
Skizze von demselben: Lucrezia Borgia tanzt vor
Alexander VI. und seinen Kardinälen. — Die Schweden
haben ihren klar und hell beleuchteten Saal nicht
verändert. Hier ist vor allem Anna Boberg mit
siebzehn vortrefflichen Gemälden, welche Luft- und
Beleuchtungsprobleme ihres Nordens nicht nur schil-
dert, sondern überzeugend löst. Ich wüßte kaum,
welches all dieser Bilder das fesselndste wäre. Eins
der schönsten ist genannt: »Der mysteriöse Moment
zwischen Tag und Nacht«; sogar die Mitternachtssonne
sucht sie zu schildern. AUQUST WOLF.
(Fortsetzung folgt.)
NEKROLOGE
-f In Paris, wo er am 31. Mai 1853 geboren worden,
starb am 6. Mai der ans dem Neuenburgischen stammende
Maler und Stecher Eugen Alexis Girardet, ein Schüler
Geromes und der Pariser Schule der Schönen Künste. Er
stellte von 1880—go im Pariser Salon aus, dann bis 1903
in der Societe nationale, in Genf von 1878—igoo, Medaillen
wurden ihm zuerkannt auf Ausstellungen in Paris, London,
Versailles, Algier, Tunis. Seit 1903 war Girardet Offizier
der französischen Akademie. Seine Hauptstiche sind: »Der
neue Herr«, »Vor Weihnachten«, »Nach Weihnachten«,
»Das erste Lächeln«. Das Genfer Musee Rath besitzt von
dem Künstler ein interessantes Bild: »BetendeGums« (1882).
In Nizza starb im Alter von 63 Jahren der französische
Orientmaler FeMix Regamey, der speziell bei der Pariser
Weltausstellung von 1878 mit seinen Bildern aus Indien,
China und Japan viel Effekt machte; die Stücke gingen
dann in das Musee Guimet über.
PERSONALIEN
Der allgemein geschätzte österreichische Medailleur
Joseph Tautenhayn hat vor wenigen Tagen seinen sieb-
zigsten Geburtstag gefeiert.
Der Oberkonservator der Gemäldegalerie der Kaiser-
lichen Ermitage Wirklicher Staatsrat Andreas Somow
wurde zu Ostern zum Geheimrat befördert. -chm-
WETTBE WERBE
Die neue Universitätsatila in Kiel soll durch Aus-
schmückung mit einem monumentalen Wandgemälde, das
die schleswig-holsteinische Landschaft verbildlicht, zu einem
wirkungsvollen Abschlüsse gebracht werden. Zur Ge-
winnung eines geeigneten Entwurfes wird ein allgemeiner
Wettbewerb unter preußischen und in Preußen lebenden
anderen deutschen Künstlern ausgeschrieben. Einlieferung
bis 1. November 1907. Preise 2000, 1500, 1000, 500 Mark.
Programm durch das Universitätskuratorium in Kiel.
Bei dem Wettbewerb um die Stipendien der Michael
Beerschen Stiftungen im Betrage von je 2250 Mark, die zu
einer einjährigen Studienreise nach Italien bestimmt sind,
ist von der Berliner Akademie der Künste der Preis der
ersten Stiftung dem Bildhauer Benno Elkan aus Dortmund,
der der zweiten Stiftung dem Maler Karl Alexander Brendel
aus Weimar zuerkannt worden.
Bei dem Wettbewerbe für ein großes Klubhaus
in Rostow am Don erhielten den ersten Preis die Archi-
tekten Paul Nochmann und S. Samoilow, deren gemein-
sames Projekt auch zur Ausführung bestimmt ist. Den
zweiten Preis erhielt Peretjätkowitsch, den dritten Lele-
witsch. Bei der Schärfe der Konkurrenz überraschte es,
als Empfänger des ersten Preises zwei unserer jüngsten
Architekten zu sehen. Entgegen der vielverbreiteten Mei-
nung, die Wettbewerbe seien allmählich zu Formalitäten
oder Lotterien geworden, beweist diese Konkurrenz, daß
sie auch heute noch mindestens die eine Aufgabe erfüllen
können, aufstrebende Elemente weiteren Fachkreisen be-
kannt zu machen. Leider sind die beiden Autoren nicht
in der Lage, die Ausführung des Baues zu übernehmen.
- chtn -
DENKMÄLER
-f In den »Bastions« in Genf wurde ein von dem dor-
tigen Bildhauer Rodo geschaffenes Denkmal für den Phil-
hellenen Jean Gabriel Eynard, geb. 1775 in Lyon,
gest. 5. Februar 1863, den großen Wohltäter Griechenlands,
enthüllt. Griechische Studierende in der Schweiz stifteten
die Büste. Die Familie Eynard war bei der Enthüllung
durch zahlreiche Urenkel und Ururenkel vertreten.
AUSGRABUNGEN
Über die Ausgrabungen in den Grimaldigrotten
im Fürstentum Monaco ist ein summarischer Bericht
der »Academie des Sciences« vorgelegt worden. Diese
Höhlen öffnen sich hinter der Klippe gerade da, wo sie
plötzlich in das Mittelmeer abfällt. Die Knochen von
Menschen und Tieren, primitive Werkzeuge und andere
Gegenstände, die gefunden wurden, gehören in eine Epoche
von Trockenheit, welche der Glacialzeit vorausgegangen
ist. Man kann sie als die ältesten Überreste, die mit dem
prähistorischen Menschen zusammenhängen, betrachten;
jedenfalls sind solche niemals vorher in solcher Anzahl zu-
sammen gefunden worden. Wenig weiß man auch von
der Paläontologie der Zeit, in die sie gehören. Die Tiere
waren in dieser Trockenheitsperiode natürlich ohne den
Pelz, wie ihn Mammut, wolliges Rhinozeros und das Renn-
tier trugen, die in der späteren Periode die Südküste Frank-
reichs bevölkerten. Zu jener Zeit lebte der Elephas anti-
quus, Hippopotamus, das weichhäutige Rhinozeros und
der Riesenhirsch in diesen Regionen. Die menschlichen
Skelette sind von negroidem Typus und nähern sich den
Affenarten mehr als irgend sonst bekannte prähistorische
Menschenreste. Ihre Bezahnung ist fast identisch mit der
heutiger australischer Eingeborenen. Unter den aus Kno-
chen gefertigten Werkzeugen sind auch Nadeln und Pfeifen.
Auch Reste von Wandmalereien haben sich gezeigt. — Der
Kanonikus von Villeneuve und Herr Lorenzi leiteten die
Ausgrabungen. Die Professoren Verneau und Boule vom
Musee des Jardin des Plantes haben die Skelette, die
Werkzeuge wurden von Professor L. Capitan von der
Pariser anthropologischen Schule und von Emile Riviere,
der Spezialist^ für die prähistorischen Wandmalereien ist,
untersucht. Emile Cartailhac, der jetzt als Professor für
prähistorische Archäologie an die Universität Toulouse be-
rufen worden ist, hat alle Gegenstände für das von dem
Fürsten von Monaco geschatfene »Musee d'Anthropologie«
klassifiziert. Armand Gaudry hat den Bericht vor der Aca-
demie des sciences vorgetragen, so daß die größten Auto-
ritäten Frankreichs für Prähistorie und Anthropologie diese
Funde haben Revue passieren lassen — ein Beweis ihrer
großen Bedeutung. — Vor zwanzig Jahren hatte Riviere
an dergleichen Küstenstrecke die berühmten »rotenGrotten«
ausgegraben. m.
Saale. Höchst originell die Form der Tische und
Stühle in eben dieser Farbe. Alles nach Angabe von
Munthe. Von ihm und seinen Gleichgesinnten sind
einige Nummern vorhanden. Unter all dem Eis und
Schnee, das hier gemalt ist, fällt auf, daß die herr-
liche Natur Norwegens nur in diesem Sinne die
Künstler inspiriert hat. Ganz sonderbar nimmt sich
eine große Ansicht des Pantheon von Peterssen aus
mit größerer Staffage, sowie eine farbenprächtige
Skizze von demselben: Lucrezia Borgia tanzt vor
Alexander VI. und seinen Kardinälen. — Die Schweden
haben ihren klar und hell beleuchteten Saal nicht
verändert. Hier ist vor allem Anna Boberg mit
siebzehn vortrefflichen Gemälden, welche Luft- und
Beleuchtungsprobleme ihres Nordens nicht nur schil-
dert, sondern überzeugend löst. Ich wüßte kaum,
welches all dieser Bilder das fesselndste wäre. Eins
der schönsten ist genannt: »Der mysteriöse Moment
zwischen Tag und Nacht«; sogar die Mitternachtssonne
sucht sie zu schildern. AUQUST WOLF.
(Fortsetzung folgt.)
NEKROLOGE
-f In Paris, wo er am 31. Mai 1853 geboren worden,
starb am 6. Mai der ans dem Neuenburgischen stammende
Maler und Stecher Eugen Alexis Girardet, ein Schüler
Geromes und der Pariser Schule der Schönen Künste. Er
stellte von 1880—go im Pariser Salon aus, dann bis 1903
in der Societe nationale, in Genf von 1878—igoo, Medaillen
wurden ihm zuerkannt auf Ausstellungen in Paris, London,
Versailles, Algier, Tunis. Seit 1903 war Girardet Offizier
der französischen Akademie. Seine Hauptstiche sind: »Der
neue Herr«, »Vor Weihnachten«, »Nach Weihnachten«,
»Das erste Lächeln«. Das Genfer Musee Rath besitzt von
dem Künstler ein interessantes Bild: »BetendeGums« (1882).
In Nizza starb im Alter von 63 Jahren der französische
Orientmaler FeMix Regamey, der speziell bei der Pariser
Weltausstellung von 1878 mit seinen Bildern aus Indien,
China und Japan viel Effekt machte; die Stücke gingen
dann in das Musee Guimet über.
PERSONALIEN
Der allgemein geschätzte österreichische Medailleur
Joseph Tautenhayn hat vor wenigen Tagen seinen sieb-
zigsten Geburtstag gefeiert.
Der Oberkonservator der Gemäldegalerie der Kaiser-
lichen Ermitage Wirklicher Staatsrat Andreas Somow
wurde zu Ostern zum Geheimrat befördert. -chm-
WETTBE WERBE
Die neue Universitätsatila in Kiel soll durch Aus-
schmückung mit einem monumentalen Wandgemälde, das
die schleswig-holsteinische Landschaft verbildlicht, zu einem
wirkungsvollen Abschlüsse gebracht werden. Zur Ge-
winnung eines geeigneten Entwurfes wird ein allgemeiner
Wettbewerb unter preußischen und in Preußen lebenden
anderen deutschen Künstlern ausgeschrieben. Einlieferung
bis 1. November 1907. Preise 2000, 1500, 1000, 500 Mark.
Programm durch das Universitätskuratorium in Kiel.
Bei dem Wettbewerb um die Stipendien der Michael
Beerschen Stiftungen im Betrage von je 2250 Mark, die zu
einer einjährigen Studienreise nach Italien bestimmt sind,
ist von der Berliner Akademie der Künste der Preis der
ersten Stiftung dem Bildhauer Benno Elkan aus Dortmund,
der der zweiten Stiftung dem Maler Karl Alexander Brendel
aus Weimar zuerkannt worden.
Bei dem Wettbewerbe für ein großes Klubhaus
in Rostow am Don erhielten den ersten Preis die Archi-
tekten Paul Nochmann und S. Samoilow, deren gemein-
sames Projekt auch zur Ausführung bestimmt ist. Den
zweiten Preis erhielt Peretjätkowitsch, den dritten Lele-
witsch. Bei der Schärfe der Konkurrenz überraschte es,
als Empfänger des ersten Preises zwei unserer jüngsten
Architekten zu sehen. Entgegen der vielverbreiteten Mei-
nung, die Wettbewerbe seien allmählich zu Formalitäten
oder Lotterien geworden, beweist diese Konkurrenz, daß
sie auch heute noch mindestens die eine Aufgabe erfüllen
können, aufstrebende Elemente weiteren Fachkreisen be-
kannt zu machen. Leider sind die beiden Autoren nicht
in der Lage, die Ausführung des Baues zu übernehmen.
- chtn -
DENKMÄLER
-f In den »Bastions« in Genf wurde ein von dem dor-
tigen Bildhauer Rodo geschaffenes Denkmal für den Phil-
hellenen Jean Gabriel Eynard, geb. 1775 in Lyon,
gest. 5. Februar 1863, den großen Wohltäter Griechenlands,
enthüllt. Griechische Studierende in der Schweiz stifteten
die Büste. Die Familie Eynard war bei der Enthüllung
durch zahlreiche Urenkel und Ururenkel vertreten.
AUSGRABUNGEN
Über die Ausgrabungen in den Grimaldigrotten
im Fürstentum Monaco ist ein summarischer Bericht
der »Academie des Sciences« vorgelegt worden. Diese
Höhlen öffnen sich hinter der Klippe gerade da, wo sie
plötzlich in das Mittelmeer abfällt. Die Knochen von
Menschen und Tieren, primitive Werkzeuge und andere
Gegenstände, die gefunden wurden, gehören in eine Epoche
von Trockenheit, welche der Glacialzeit vorausgegangen
ist. Man kann sie als die ältesten Überreste, die mit dem
prähistorischen Menschen zusammenhängen, betrachten;
jedenfalls sind solche niemals vorher in solcher Anzahl zu-
sammen gefunden worden. Wenig weiß man auch von
der Paläontologie der Zeit, in die sie gehören. Die Tiere
waren in dieser Trockenheitsperiode natürlich ohne den
Pelz, wie ihn Mammut, wolliges Rhinozeros und das Renn-
tier trugen, die in der späteren Periode die Südküste Frank-
reichs bevölkerten. Zu jener Zeit lebte der Elephas anti-
quus, Hippopotamus, das weichhäutige Rhinozeros und
der Riesenhirsch in diesen Regionen. Die menschlichen
Skelette sind von negroidem Typus und nähern sich den
Affenarten mehr als irgend sonst bekannte prähistorische
Menschenreste. Ihre Bezahnung ist fast identisch mit der
heutiger australischer Eingeborenen. Unter den aus Kno-
chen gefertigten Werkzeugen sind auch Nadeln und Pfeifen.
Auch Reste von Wandmalereien haben sich gezeigt. — Der
Kanonikus von Villeneuve und Herr Lorenzi leiteten die
Ausgrabungen. Die Professoren Verneau und Boule vom
Musee des Jardin des Plantes haben die Skelette, die
Werkzeuge wurden von Professor L. Capitan von der
Pariser anthropologischen Schule und von Emile Riviere,
der Spezialist^ für die prähistorischen Wandmalereien ist,
untersucht. Emile Cartailhac, der jetzt als Professor für
prähistorische Archäologie an die Universität Toulouse be-
rufen worden ist, hat alle Gegenstände für das von dem
Fürsten von Monaco geschatfene »Musee d'Anthropologie«
klassifiziert. Armand Gaudry hat den Bericht vor der Aca-
demie des sciences vorgetragen, so daß die größten Auto-
ritäten Frankreichs für Prähistorie und Anthropologie diese
Funde haben Revue passieren lassen — ein Beweis ihrer
großen Bedeutung. — Vor zwanzig Jahren hatte Riviere
an dergleichen Küstenstrecke die berühmten »rotenGrotten«
ausgegraben. m.